Souverän freie Reden halten. Oliver Geisselhart
Sie sind noch ganz natürlich und ihr Gehirn lässt noch kreative Ideen zu, ohne sie gleich als Quatsch zu verurteilen.
Drehen Sie in Ihrem Kopf einen Film
Stellen Sie sich die nun folgende Geschichte so genau wie möglich vor Ihrem inneren Auge vor. Versuchen Sie, alle Details in den schönsten Farben zu sehen. Wenn Sie es schaffen, lassen Sie auch alle Gefühle zu, die Sie dabei haben. Tun Sie so, als wäre die Geschichte Wirklichkeit und Sie würden sie gerade erleben. Was würden Sie dann denken? Wie würden Sie sich dabei fühlen? Was würden Sie hören, sehen, zu sich selbst sagen?
Wenn Sie Schwierigkeiten haben sollten mit dem Bilderdenken, so ist das völlig normal. Sie müssen die Geschichte nicht so sehen, wie ich es oben beschrieben habe. Das Vorgehen würde zwar sehr wahrscheinlich zu einem besseren Ergebnis führen, aber da wir noch am Anfang stehen, dürfen Sie’s noch auf konventionelle Weise probieren. Machen Sie dann einfach alle Übungen wie beschrieben und Ihr Kopf-Kino entwickelt sich ganz von selbst. So war es bisher noch bei allen Seminarteilnehmern und bei Ihnen wird es genauso sein. Seien Sie einfach etwas geduldig und es wird sich langsam, aber sicher ganz von selbst einstellen. Für den Anfang reicht es, wenn Sie meinen, da könnte etwas sein, in Ihrem Kopf-Kino.
Also, auf zum „Verbildern“!
Die Kettenmethode
Die Begriffe, die Sie sich merken sollen, sind kursiviert. Wir verketten die einzelnen Begriffe unter Zuhilfenahme einer Geschichte. Also, der erste Begriff wird mit dem zweiten verkettet (Sie können auch verknüpft sagen), der zweite mit dem dritten, der dritte mit dem vierten usw. Konzentrieren Sie sich einfach auf die Geschichte und stellen Sie sich diese so echt wie möglich vor. Mehr brauchen Sie nicht zu tun. Für den Anfang ist dies aber auch genug.
Übung zur Fortschrittsmessung
Stellen Sie sich bitte eine Straßenbahn vor. Sie sehen also jetzt in Ihrem „Kopf-Kino“ eine Straßenbahn, bitte. Als Nächstes stellen Sie sich bitte eine Mineralwasserflasche vor.
Jetzt verknüpfen wir die beiden Gegenstände auf völlig absurde Art und Weise, denn: je absurder („merk-würdiger“), desto besser erinnern Sie sich daran. Stellen Sie sich also vor, wie Sie in die Straßenbahn einsteigen möchten, und als die Tür aufgeht, kommt Ihnen eine Flut Mineralwasser entgegen.
Übung: Eine „merk-würdige“ Geschichte
Fix beschriften Sie mit Ihrem wasserfesten Filzstift eine Diskette, legen diese dann behutsam in Ihren Koffer und treten ein. (Bitte denken Sie immer an Ihren Film. Denken Sie in Bildern mit. Schließen Sie kurz die Augen und stellen Sie sich diese Szene möglichst lebendig vor.) Kaum haben Sie sich gesetzt, spüren Sie eine leichte Vibration unter Ihrem Po und Sie merken, dass Sie auf einem Telefon sitzen, das laut klingelt. Um den Hörer abnehmen zu können, schalten Sie die Deckenbeleuchtung ein. Das Licht fällt auf ein großes Regal, das auf einem Ersatzrad steht (Augen zu und Bilder machen). Dieses Ersatzrad beginnt zu rollen. Es rollt gegen ein dickes, buntes Buch, welches direkt in der Mitte des Autobahndreiecks liegt. Sie wollen nun gleich das ganze Autobahndreieck kaufen, aber als Sie Ihre Geldbörse zücken wollen, ist diese verschwunden (weiterhin den Film vor Ihrem geistigen Auge mitlaufen lassen). Ihre Intuition sagt Ihnen, sie könnte unter der Straßenlaterne liegen. Sie finden sie tatsächlich dort und Sie schauen auf Ihre Uhr, stellen dabei fest, Sie haben viel Zeit gespart, denn Sie müssen schnellstens an Ihren Konferenztisch, um dort mit viel Kreativität, also völlig bunt und wild, Ihr neu entworfenes, kreatives Balkongeländer zu präsentieren (in Bildern denken). Dieses Balkongeländer eignet sich hervorragend, um mit Würde, also hocherhobenen Hauptes, auf ihm zu balancieren und die „Geisselhart’sche Gedächtnistechnik“ zu lernen. Sie sehen sich also diverse Begriffe memorieren und erfolgreich wiedergeben.
Bitte die Geschichte als Filmchen deutlich vor Ihrem geistigen Auge ablaufen lassen, „Bilderdenken“ ist die Zauberformel.
Entwickeln Sie Ihr Kopf-Kino
Um die gleichen Voraussetzungen wie beim Test zu schaffen, stehen Sie bitte auf, holen sich etwas zu trinken, atmen Sie etwas frische Luft und machen erst danach weiter.
Nun testen Sie wieder, wie viel Sie noch erinnern, indem Sie einfach die Geschichte nochmals im Geiste ablaufen lassen, die entsprechenden Gegenstände unten notieren und anschließend durchzählen. Zum Vergleich sehen Sie unter den leeren Zeilen die Begriffe einzeln aufgeführt. Die decken Sie selbstverständlich ab. Logo!
Haben Sie sich gesteigert im Vergleich zum ersten Test? Vielleicht haben Sie sogar fast alle Gegenstände wieder gewusst? Wahnsinn, oder?
Übung macht den Meister. Schneller als Sie denken.
Jetzt kennen Sie die Grundtechnik
Mit dieser Grundtechnik können wir nun weiter üben. Egal, was Sie sich merken wollen, wenn Sie in der Lage sind, die entsprechenden Informationen zu „verbildern“, können Sie sich diese auch schnell, ohne Mühe und langfristig merken.
Wahrscheinlich hatten Sie bei den abstrakten Begriffen, also „Intuition“, „Zeit“, „Kreativität“ und „Würde“ mehr Probleme. Diese sind schwerer zu verbildern als einfache Gegenstände, die ja von sich aus schon ein Bild ergeben. Diese Erfahrung haben Sie ziemlich sicher auch schon beim vorigen Test gemacht, stimmt’s? Wenn nicht, schätzen Sie sich glücklich. Denn dann gehören Sie zu den etwa fünf Prozent der Menschen, die das hinkriegen. Dies ist keine wissenschaftliche Zahl. Sie lässt sich aber in den Seminaren immer wieder beobachten. Und zwar über alle Bildungsschichten hinweg.
Was will ich erreichen?
Anerkennung und Bewunderung
Schon seit jeher werden Menschen, die gut reden können, von anderen bewundert. Ein selbstsicheres Auftreten und vor allem eine freie Rede beeindruckt immer wieder. Ein solcher Redner wird schlichtweg mit dem Wort „souverän“ bezeichnet. Es liegt in der Natur der meisten Menschen, dass sie sich nach Anerkennung, Respekt und Liebe sehnen. Maslow lässt grüßen. Dies ist relativ einfach durch gute Reden zu erreichen. Sie sollten sich jedoch auch bewusst sein, dass Sie, und zwar völlig ohne etwas zu tun, unendlich viel wert sind. Einzig und allein, weil Sie sind, wie Sie sind, gebührt Ihnen Anerkennung, Respekt und Liebe.
In meinen Seminaren und Vorträgen mache ich gerne folgenden Test mit den Teilnehmern (falls Trainer dies lesen, machen Sie es auch einmal. Erzeugt ein ungeheures Aha-Erlebnis):
Ich halte einen 20-Euro-Schein in die Höhe und frage, wer ihn haben möchte. Meistens gehen alle Hände in die Höhe. Ein paar trauen sich manchmal nicht, da sie vermuten, dass damit eine Übung oder ein Test verbunden sei. Nachdem ich den Teilnehmern aber versichert habe, dass einer von ihnen den Schein einfach so bekommen kann, sind alle Hände oben. Dann zerknülle ich den Schein vor den Augen der Teilnehmer und frage, wer den Schein nun immer noch will. Wieder gehen alle Hände nach oben. Dann werfe ich den Schein auf den Boden und trete darauf herum. Wieder frage ich und wieder gehen alle Hände hoch. Dann erkläre ich, dass wir alle ab und zu, mal mehr, mal weniger, zerknüllt werden, in den Dreck fallen. Es wird auf uns herumgetrampelt. Meist fühlen wir uns danach weniger wertvoll. Wieso? Der Geldschein ist doch auch nicht weniger wert, nur weil er dreckig und zerknittert ist!
Machen Sie sich unabhängig von äußerer Anerkennung
Machen Sie also Ihren Wert nicht vom Lob und von der Anerkennung, die von außen kommt, abhängig. Lernen Sie, sich selbst