Grundlagen erfolgreicher Mitarbeiterführung. Hartmut Laufer
der Mitarbeiterführung im modernen Management
Mitarbeiterpersönlichkeit respektieren
Mitarbeiterführung muss zwar Verhaltensänderungen bewirken, hat jedoch hinsichtlich ihrer Einflussnahme auf die individuelle Persönlichkeit des einzelnen Mitarbeiters auch ihre Grenzen.
Im Sinn einer zeitgemäßen Führungsphilosophie ist das Führen von Mitarbeitern trotz unverzichtbarer Einflussnahme auf deren Verhalten nicht als Erziehungsmaßnahme im Sinne der Pädagogik zu verstehen, geschweige denn als therapeutisches Anliegen.
Schließlich hat man es mit erwachsenen, mündigen Menschen zu tun, die sich lediglich im Rahmen eines gleichberechtigten Vertragsverhältnisses dazu verpflichtet haben, dem Unternehmen gegen Bezahlung ihre Arbeitsleistung zur Verfügung zu stellen.
Ideologische Grenzen
Genauso wenig jedoch darf Mitarbeiterführung ideologisch geprägt das alleinige Ziel verfolgen, einseitig dem Wohl der Mitarbeiter zu dienen. In einem Wirtschaftsunternehmen ist es unerlässlich, im Zweifel den ökonomischen Belangen den Vorrang zu geben. Sie alleine sichern allen Beteiligten die Handlungsgrundlage. Andererseits sind die unternehmerischen Sachziele nur dann zu erreichen, wenn auch die Gefühle der daran beteiligten Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen respektiert werden.
Führungsgeschick
Zu den Fähigkeiten einer geschickten Führungskraft gehört somit, die Leistungs- und die soziale Gerechtigkeit im Interesse eines optimal funktionierenden Gesamtsystems sinnvoll gegeneinander abwägen zu können. Es gilt dafür zu sorgen, dass sowohl die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens, die Bedürfnisse der Mitarbeiter, aber auch die Belange der Führungskraft selbst angemessen und situationsgerecht zur Geltung kommen.
Die vorrangigen Aufgaben einer Führungskraft bestehen nach heutigem Verständnis darin, durch Einarbeitung, Beratung und Fortbildung die aufgabenrelevanten Fähigkeiten der Mitarbeiter weiterzuentwickeln sowie durch Vorbild, Überzeugungsarbeit und Leistungsanreize dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter ihre Fähigkeiten nach besten Kräften erfolgsorientiert einbringen und sich im Gruppenprozess konstruktiv verhalten.
Es ist unerheblich, wenn ein Mitarbeiter andere Weltanschauungen oder Wertvorstellungen als sein Vorgesetzter vertritt und wie er sein Privatleben gestaltet. Entscheidend ist, dass er uneingeschränkt am Erreichen der Arbeitsziele mitwirkt und nicht das Ansehen der Firma beschädigt.
Es ist nicht die Aufgabe der Führungskraft, Mitarbeiter in ihrem Wesen dauerhaft zu verändern. Es gilt lediglich, sie zu einem am Unternehmensinteresse orientierten Verhalten am Arbeitsplatz zu befähigen und zu veranlassen.
Fußnote 1) Business Excellence: etwa „geschäftliche Spitzenleistung“ Fußnote 2) EFQM: European Foundation for Quality Management
2. Führen kann man lernen
Merkmale der Führungspersönlichkeit
Die Ansichten darüber, was eine erfolgreiche, oder vielleicht besser gesagt: wirkungsvolle Führungspersönlichkeit ausmacht, sind sehr unterschiedlich. Auch wissenschaftliche Forschungen hierzu haben keine einheitlichen Ergebnisse erbracht.
Häufigste Zuordnungen
Als wichtige Führungskompetenzen, also Persönlichkeitsmerkmale und Eigenschaften, die zum Führen befähigen, werden heute am häufigsten genannt:
∎Führungswille
∎Ziel- und Erfolgsorientiertheit
∎Entscheidungsfähigkeit
∎Verantwortungsbewusstsein
∎Risikobereitschaft
∎Überzeugungskraft
∎unternehmerisches Handeln
∎Realitätssinn, Problemsensibilität
∎Optimismus
∎Begeisterungsfähigkeit
∎Motivierungsfähigkeiten
∎Kontaktfreudigkeit
∎Kommunikationsfähigkeiten
∎Konfliktfähigkeit
∎ganzheitliches Denken
∎Kreativität, Flexibilität
∎Vertrauensorientiertheit
∎Ehrlichkeit, Offenheit
∎Gerechtigkeitssinn, Fairness
∎Kontinuität, Berechenbarkeit
∎Einfühlungsvermögen
∎Lebens- und Berufserfahrung
∎Beherrschen wichtiger Führungstechniken und -instrumente
Keine Genies gefordert
Die Aufzählung soll nicht den Eindruck erwecken, als müsse jeder Vorgesetzte alle diese Eigenschaften in sich vereinen. Jede Führungsrolle hat ihre spezifischen Anforderungen und für jede sind daher ganz bestimmte der aufgezählten Persönlichkeitsmerkmale vorrangig von Bedeutung.
Zum Führen bedarf es keiner Universalgenies, sondern normaler Menschen mit gerade den Eigenschaften und Fähigkeiten, die für die jeweilige Führungsrolle besonders wichtig sind.
Viele der genannten Fähigkeiten lassen sich bis zu einem gewissen Grad erlernen. Man kann sich manches von Vorbildern abgucken, kann Regeln sowie handwerkliche Führungstechniken und -instrumente in Seminaren kennen lernen und gewinnt manche Einsichten im Laufe der Zeit durch eigene Führungserfahrungen.
Charismatische Führer
Zu einer herausragenden und faszinierenden Führungs persönlichkeit gehört allerdings neben den passenden Charaktereigenschaften und erworbenen Fähigkeiten die notwendige Portion Charisma. Eine schwer definierbare, überdurchschnittliche und offenbar angeborene persönliche Ausstrahlung, die bei den Griechen der Antike als ein Geschenk der Götter galt. Wenn heute einige Buchautoren oder Seminarveranstalter behaupten, auch Charisma sei erlernbar, ist dies höchst fragwürdig.
Doch es mag trösten, dass Unternehmen in aller Regel ohnehin nicht mehr als eine charismatische Führungsnatur verkraften können. Mehrere ausgesprochen starke Führer in einer Organisation führen fast immer zu belastenden Konkurrenzkämpfen.
Entwicklung zur Führungspersönlichkeit
Ist Führen erlernbar?
Häufig wird die Meinung vertreten, Führen könne man ohnehin nicht lernen, sondern zum Führen müsse man geboren sein: Entweder man hat es oder hat es eben nicht. Bezeichnenderweise sind es nicht selten Führungskräfte in gehobenen Positionen, die sich in dieser Weise äußern, selbst aber keineswegs die wünschenswerten Führungsqualitäten aufweisen. Unkritisch nehmen sie ihre eigene Karriere zum Beweis dafür, ohne Führungstraining oder geeignete Weiterbildung erfolgreich sein zu können. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich dann jedoch meist, dass sie es nur durch Glück, Beziehungen oder Rücksichtslosigkeit so weit gebracht haben.
Führungskraft ist keine Berufung, sondern ein Beruf, der wie jeder andere erlernbar ist.
Jeder geistig und körperlich intakte Mensch ist in der Lage – den echten Willen dazu vorausgesetzt – das Tischlerhandwerk zu erlernen. Es gibt jedoch, wie bei allen Berufen, unterschiedlich begabte und interessierte Tischler. Während die Mehrheit von ihnen solide Facharbeiter bleiben, werden andere Meister ihres Fachs.
Führungskräftequalifizierung
Warum soll es beim Führungshandwerk grundsätzlich anders sein? Hinsichtlich des beruflichen Werdegangs gibt es hier allerdings in der Tat einen gravierenden