Madame Missou lebt stressfrei. Madame Missou
im Handumdrehen als Raubtierfutter.
Deshalb ist es nicht weiter erstaunlich, dass in extremen Stresssituationen unser Großhirn quasi ausgeschaltet wird und niedere, reflexhafte Reaktionen unser Handeln bestimmen. Dabei ist es völlig unerheblich, um welche Art von Stress es sich handelt. Also ich werde eher selten von Säbelzahntigern bedroht; stattdessen drohen uns heutzutage andere Gefahren.
Stressige Situationen am Arbeitsplatz rufen allerdings auch heute noch dieselben archaischen Reaktionen hervor wie einst die bedrohlichen Gefahren der menschlichen Frühzeit. Ein gestresster Organismus erhöht drastisch seine Leistungsfähigkeit, um entweder kampffähig zu sein oder rechtzeitig flüchten zu können.
Das passiert in einer Stresssituation in deinem Körper:
• Puls und Atmung beschleunigen sich, damit mehr Sauerstoff in den Körper gepumpt wird.
• Der Blutdruck erhöht sich, um mehr Blut in die Muskulatur zu befördern.
• Der Körper setzt vermehrt Glucose frei, um kurzfristig mehr Energie bereitzustellen.
• Die Bauchspeicheldrüse erhöht die Insulinproduktion, damit die Glucose rasch verarbeitet werden kann.
• Weniger wichtige Organe werden schlechter versorgt, unter anderem Verdauungs- und Geschlechtsorgane und das Großhirn.
• Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol werden ausgeschüttet, um eine schnelle Reaktion zu ermöglichen.
Kein Wunder also, dass wir in Stresssituationen vermehrt Hunger auf Süßes haben (Glucose), unser Herz zu rasen scheint, sich der Puls beschleunigt, wir uns erhitzt fühlen, vermehrt schwitzen und allgemein sehr unruhig sind. Einige dieser Reaktionen hast du sicher auch schon erlebt, oder?
Auch deine Körperwahrnehmung kann sich ändern. Vielleicht kennst du das: Ein Projekt muss unbedingt rechtzeitig fertig werden und du hast nur noch sehr wenig Zeit. In dieser Situation stellt sich eine Art Tunnelblick ein, der dich nur noch diese eine bestimmte Sache erfassen lässt und alles andere ausblendet. Deine Finger fliegen nur so über die Computertastatur, während dich der Schweiß am Bürostuhl kleben lässt.
Ist die stressige Situation überstanden, überkommt uns oft ein Hochgefühl, dem überreichlich ausgeschütteten Adrenalin sei Dank. Allerdings nur dann, wenn wir unserem inneren Alarmsystem Entwarnung geben. Geschieht dies nicht, befindet sich der Körper im Dauerstress. Die Stresshormone können nicht abgebaut werden, wir verbleiben in einem chronischen Anspannungszustand. Attention, hier droht Gefahr: Denn dass so ein Zustand nicht besonders gesund ist, liegt auf der Hand.
Mein
TIPP:
Der Körper sendet deutliche Signale, wenn er unter Stress steht. Beobachte dich achtsam, dann erkennst du Stressanzeichen frühzeitig und kannst Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wie entsteht Stress?
Nun, Säbelzahntiger und ähnliche Ungetüme sind selten geworden. Stattdessen setzen uns heute ganz andere Gefahren unter Stress. Sie werden allgemein auch als Stressoren bezeichnet, weiß ich nun, und können ganz unterschiedlich aussehen.
Dazu zählen tatsächliche Ausnahmesituationen wie beispielsweise der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Tod eines nahestehenden Menschen. Doch auch zahlreiche Kleinigkeiten rufen das vollständige evolutionäre Programm ab: Der Computer will nicht so wie du, das Telefon klingelt pausenlos, der Chef erwartet dich zum Personalgespräch, du hast die Straßenbahn verpasst oder das Portemonnaie beim Bäcker vergessen.
All das setzt uns tagtäglich unter Stress, manchmal mehr, manchmal weniger. Auch das soziale Miteinander kann für Stress sorgen. Hier ein paar Beispiele:
• Mobbing
• Konflikte
• Termindruck
• mangelhafte und unzureichende Arbeitsteilung
Stress wird uns allerdings nicht nur von außen aufgedrückt. Er wird zu einem großen Teil auch durch individuelle Denkmuster und Verhaltensweisen gefördert. Perfektionismus oder ein geringes Selbstbewusstsein gepaart mit hohem Leistungswillen nach dem Motto „Nur wenn ich viel leiste, bin ich etwas wert!“ verursachen Stress. Auch eine falsche Ernährung, zu wenig Bewegung oder ungesunde Bewältigungsstrategien wie Rauchen oder Alkohol und Medikamente sind klassische Folgen von zusätzlichem Stress oder lösen ihn erst aus. Ein Teufelskreis.
Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat Stress?
Keine Frage: Jeder von uns erlebt mal mehr, mal weniger stressige Phasen im Leben. Das ist vollkommen normal und nicht weiter besorgniserregend, wenn dazwischen immer wieder Ruhephasen eintreten, in denen sich Körper und Psyche erholen können.
Dauerstress kann dagegen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Dauergestresste Menschen neigen etwa verstärkt zu Übergewicht, denn aufgrund des erhöhten Energiebedarfs ihres Körpers essen sie deutlich mehr, als ihnen guttut, und häufig vor allem die falschen Lebensmittel. Alors, Körper im Dauerstress verlangen nach einer fett- und zuckerreichen Ernährung, weshalb eben zu süßen, fettigen und anderen ungesunden Lebensmitteln gegriffen wird.
Dafür können gestresste Menschen nichts, denn der Körper stellt in Stresssituationen mehr Glucose, also Zucker, und energiereiche Fette im Blut zur Verfügung. Dieser eigentlich recht sinnvolle Mechanismus sollte einst sicherstellen, dass unsere Vorfahren schneller und ausdauernder vor hungrigen Säbelzahntigern weglaufen konnten. In Zeiten von stressiger Büroarbeit können diese Energien durch körperliche Bewegung nicht abgebaut werden und gelangen daher in Form von Fettpolstern auf unseren Hüften. Voilà, trotz Diäten nehmen wir also Jahr für Jahr zu und wundern uns darüber, wo die zusätzlichen Pfunde herkommen.
Ich habe mit meinem Freund Gilles gesprochen: Er ist Arzt und hat mir erklärt, dass Dauerstress durch die ständige Überlastung der Bauchspeicheldrüse vermehrt zu Diabetes des Typs 2 führt, genau aus den gleichen Gründen, wie das stressbedingte Übergewicht entsteht. Bluthochdruck sowie lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Folgen eines permanent durch eine stark erhöhte Schlagfrequenz dauerbelasteten Herzens, sagt er. Na prima!
Damit nicht genug, Gilles wusste weiter zu berichten, dass die dauerhafte verminderte Versorgung der Verdauungs- und Geschlechtsorgane Magen-Darm-Beschwerden wie zum Beispiel Magengeschwüre oder auch Unfruchtbarkeit zur Folge haben kann. Schlaganfälle können laut Gilles ebenfalls die Folge von jahrelangem Dauerstress sein, da das Gehirn infolgedessen nicht ausreichend versorgt wird. Aber keine Sorge, das sind natürlich nur die extremen Fälle. Dennoch gilt:
Stress macht krank!