Empathie. Monika Hein

Empathie - Monika Hein


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nächste Mal begegnete ich ihr beim Festival »Yoga. Wasser. Klang.« in Hamburg, wo sie mir eine ganz wunderbare Nachricht überbrachte. Sie hatte für mich einen Termin bei einer der besten europäischen Kliniken, der Hamburger Stimmklinik, vereinbart.

      Diese Begegnungen haben mir einiges über diese Dame gezeigt. Sie verfügt über einen feinen Geist und kann sich sehr gut in die Menschen einfühlen. Sie ist eine Mutter und eine sehr intelligente, junge und kreative Dame, die ihre akademische Ausbildung mit einem Doktorat abgeschlossen hat. Ich spreche natürlich von Dr. Monika Hein, der Autorin dieses Buches.

      Das Wort »Empathie« wird oft unterschiedlich interpretiert. Im Buddhismus verwenden wir die Pali-Begriffe »anukampa« und »sahanukampa«. Diese beiden Begriffe beschreiben den Wunsch, das Leiden und die Schmerzen anderer zu beseitigen.

      Ich reise jedes Jahr um die Welt und begegne vielen Menschen mit verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen. Ich habe entdeckt, wie wichtig es ist, die Menschen zu verstehen, mit denen man in Kontakt steht. Die meisten Probleme in unserem Leben entstehen aus Fehlwahrnehmungen und Missverständnissen. Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen oder zu schnell entscheiden oder urteilen. Wir brauchen Zeit und Erfahrungen, um uns ein Bild von der Situation oder der Person zu machen.

      Um Beziehungen zu erhalten, ist Kommunikation von höchster Wichtigkeit. Hierbei ist die Art der Kommunikation oft weniger wichtig als das Ziel und die Methodik der Kommunikation. Zuallererst sollten wir ein klares Verständnis dafür entwickeln, was wir eigentlich ausdrücken möchten, bevor wir beginnen zu kommunizieren. Dafür benötigen wir Empathie. Bevor ich etwas sage, muss ich den anderen fühlen können.

      Empathie kann auf zwei Weisen gesehen werden. Grundlegend bezeichnet der Begriff einerseits die Fähigkeit, die Gefühle und Erfahrungen anderer zu verstehen. Andererseits ist auch die Selbstempathie von Bedeutung, die uns dazu auffordert, uns selbst gegenüber aufmerksam zu sein, bevor wir Schlussfolgerungen über andere treffen.

      Jeder Mensch hat ein Ziel im Leben. Die Herangehensweise, um dieses Ziel zu erreichen, mag sich von der anderer Menschen unterscheiden. Allerdings streben alle Menschen im Leben nach Glück, das wir auf irgendeine Weise erlangen wollen. Dies ist allen Wesen gemein. Wir sollten zuerst achtsam und aufmerksam unserem eigenen Leben gegenüber sein, um unser Glück erreichen zu können. Daher sollten wir uns als Erstes selbst verstehen. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit einem tieferen Verständnis unseres Lebenszwecks, nämlich glücklich zu leben. Wir sind dann motivierter, auch anderen zu helfen und ihnen ein Verständnis der Dinge zu ermöglichen. Auf diese Weise werden wir andere nicht verurteilen, sondern wir können uns in sie einfühlen.

      Grundlegend für unser Lebensglück ist der Zustand unseres Geistes. Dieser verändert sich oft in wenigen Sekunden, genauso wie der Himmel, der sich plötzlich zuzieht. Die Ursache liegt einerseits in zuvor gefestigten Mustern, andererseits in unvorhergesehenen Begegnungen.

      In der buddhistischen Lehre verändert sich unser Geist in drei Stufen vom Normalzustand ins Aggressive:

      1. Anusaya: In diesem Zustand ist der Geist frei von Agitation. Alle Gedanken schlafen. Von außen ist keine Bewegung wahrzunehmen.

      2. Pariyuttana: Dies ist der Zustand des Geistes, wenn er die Stille durchbricht, sobald ein Gedanke auftaucht. Dies ist eine sehr subtile aggressive Bewegung im Geist.

      3. Veethikkama: Hier entstehen bekümmerte Gedanken, die sich durch Worte und Handlungen Ausdruck verschaffen. Gewaltsames Verhalten und grobe, verletzende Rede kennzeichnen diesen Zustand.

      Es ist klar, dass wir in jedem Moment unseres Wachbewusstseins in einem dieser drei Zustände verweilen. Wenn wir uns darüber bewusst sind, in welchem der drei Zustände wir uns befinden, können wir darüber nachdenken, wie viel Zeit und Raum wir uns geben, um etwas zu verstehen.

      In der Gesellschaft müssen wir uns mit unseren Mitbürgern auseinandersetzen. Das Leben eines Kindes mit seinen Eltern entwickelt sich graduell entsprechend der Teilnahme an der allgemeinen Gesellschaft. In all diesen Beziehungen haben wir eine Rolle zu erfüllen, die uns als eine Art Pflicht auferlegt ist. Solange wir dem nicht gerecht werden, werden wir den Lohn nicht ernten können.

      Empathie bedeutet die feine Aufmerksamkeit unseres Geistes, die dazu fähig ist, diese menschlichen Beziehungen zu verstehen. Als nicht erleuchtete Wesen ist es uns unmöglich, jemanden völlig zu verstehen, da der Mensch ein dynamisches und kein statisches Phänomen ist. Das bedeutet, dass jeder Mensch in jedem Moment dem Wandel unterliegt. Allerdings bemerken wir nur die Veränderung der anderen, nicht jedoch unsere eigene. Dies resultiert darin, dass wir uns von der Veränderung des anderen verletzt fühlen und daher den Kontakt zu ihm vermeiden oder ganz abbrechen.

      Solange wir nicht diese Natur des konstanten Wandels verstehen, wird es uns schwerfallen, gesunde menschliche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Ein Verständnis für die unterschiedlichen Charaktere der Menschen zu entwickeln, hilft uns, wirklich zu verstehen. Jeder Mensch besitzt seinen höchsteigenen Charakter. Wenn wir dies etwas besser verstehen, können wir die Lösung zu vielen Problemen finden. Um zu erkennen, dass wir nicht von allen das Gleiche erwarten können, ist Empathie unerlässlich.

      Durch die zunehmende Bewertung menschlicher Beziehungen nach monetären oder diversen gesellschaftlichen Maßstäben scheint die Intimität in verschiedenen sozialen Kontexten verschwunden zu sein. Enge Freundschaften jedoch bauen auf dem Miteinander auf, und eine Umarmung ist bedeutsamer als Geld, um die Beziehung zu stärken. Niemand auf diesem Planeten ist perfekt oder frei von Fehlern und Schwächen. Man kann niemanden für immer als Verbrecher verurteilen, nur weil er Fehler und Schwächen hat. Wir Menschen haben ein Bedürfnis, diese Fehler und Schwächen zu bestrafen. Strafen werden aus drei Gründen gegeben:

      1. als Vergeltung,

      2. um ein Exempel in der Gesellschaft zu setzen oder

      3. um den Missetäter vor weiteren Fehlern zu bewahren und ihm den richtigen Weg zu weisen.

      Hier ist die dritte Intention die richtige. Wenn jemand, den man liebt, einen Fehler macht, sollte man ihm Liebe und Mitgefühl entgegenbringen. Vergeltung zu üben, führt nur zu Hass und Zorn, und die zweite Variante führt zu Unfairness.

      Dr. Monikas Ansatz schöpft aus einer anderen Herangehensweise, nämlich den Menschen Einsichten zu vermitteln, um geschwächte Beziehungen wieder zu stärken. In den Gesprächen mit ihr habe ich ihr meine Erfahrungen geschildert, und wir stimmten darin überein, dass Vorwürfe anstelle von Verhandlungen und Beschwerden anstelle von Erklärungen nur zu Missverständnissen und damit zur unnötigen Schwächung von Beziehungen führen.

      Dr. Monika Hein verfügt über einen breiten sozialen Erfahrungsschatz. Ihr unermüdlicher Einsatz ist lobenswert und ich wünsche ihr jeden Erfolg für all ihre Vorhaben.

      Venerable Dangala Kusalagnana thissa thero,

      buddhistischer Mönch

      Übersetzung: Martin Laschkolnig und Monika Hein

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