Gelassen erziehen - In 16 Schritten zu einer entspannten Elternrolle. Csilla Kenessey Landös

Gelassen erziehen - In 16 Schritten zu einer entspannten Elternrolle - Csilla Kenessey Landös


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Gedanken:

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       2. Woche

      DIE FAMILIE ALS MIKROSYSTEM FÜR DAS KIND

      Die Familie ist für das Kind die Repräsentanz der Welt. In der Vorstellung des Kindes gilt: So, wie man zu Hause miteinander umgeht, so geht man auch sonst miteinander um. So, wie Mama und Papa miteinander agieren, so agieren alle Eltern miteinander. So, wie Mama und Papa sich gegenüber anderen Erwachsenen verhalten, verhalten sich alle Erwachsenen. Im Klartext: Das, was Ihr Kind bei Ihnen zu Hause erlebt, steht in seinen Augen für die ganze Welt. Es lernt über das Beobachten und Erkennen von Regeln und Abläufen. Denn:

       »Es gibt niemanden auf der Welt, der uns Erwachsene besser kennt als unsere Kinder!«

       (Michael von Aster 2018)

      Eltern und Erwachsene als Modell für das Kind

      Es gilt das Motto: Vorleben statt erwarten.

      Erwarten Eltern von den Kindern ein bestimmtes Verhalten, lernen die Kinder, sich diese Erwartungshaltung anzueignen, statt sich um das erwünschte Verhalten zu bemühen. Streiten Eltern oft zu Hause, so lernen die Kinder, dass man sich als Erwachsene mit den Personen, mit denen man zusammenlebt, streitet. Das Kind erfährt sein näheres Umfeld – also die Familie – als stellvertretend dafür, wie das Leben so läuft, wie die Gesellschaft tickt. Das nennt man Modell-Lernen. Das Prinzip der Erziehung ist grundsätzlich einfach: Der Erwachsene lebt vor, welches Verhalten er sich wünscht, und das Kind macht es automatisch nach.

      Als Eltern dürfen Sie Ihre eigene Befindlichkeit kommunizieren: Heute bin ich müde; ich habe Kopfschmerzen; mein Arbeitstag war richtig anstrengend. Sie können danach die Familie fragen, wer bereit ist, Ihnen zu helfen – im Sinne von: Wer kann mich heute beim Kochen unterstützen? Wer hilft mir beim Aufräumen etc.? Dieses Vorleben fördert die Empathiefähigkeit aller Familienmitglieder!

      Eine einfache Art, um von den Kindern zu erfahren, wie ihr Alltag war, ist es, am Tisch auch ungefragt vom eigenen Tag zu erzählen. Kinder lernen, dass das Sichmitteilen in Ordnung ist, und werden im weiteren Verlauf auch von ihrem Tag erzählen.

      Gerald Hüther4 schreibt sinngemäß: Damit ein Kind jene Erfahrungen machen kann, auf die es im Verlauf des Lebens besonders ankommt, muss das Interesse des Kindes auf die spielerische Entdeckung und Erprobung eben dieser Fähigkeiten und Fertigkeiten gelenkt werden. Das einfachste Verfahren, um das zu erreichen, besteht darin, den Funken der eigenen Begeisterung über das, was man selbst für wichtig hält, auf das Kind überspringen zu lassen. Er erläutert weiter, dass Kinder erwachsene Vorbilder brauchen, an deren Interessen, Fähigkeiten, Kompetenzen und Haltungen sie sich orientieren können. Das müssen Vorbilder sein, die sie schätzen und mögen, die sie achten und die ihnen wichtig sind, mit denen sie sich also emotional verbunden fühlen.

      Manche Erfahrungen während der Entwicklung bleiben unbewusst, weil die Gefühle, Verhaltensweisen oder Beziehungsbedürfnisse des Kindes innerhalb der Familie nie ernst genommen und beachtet wurden. Cozolino5 beschreibt, welche Auswirkungen es hat, wenn man die Erfahrungen eines Kindes ernst nimmt, bzw. was passiert, wenn sie keine Beachtung finden:

      »Wenn Eltern sich um ihre Kinder kümmern und ein Interesse an ihren Erlebnissen zeigen, werden die Kinder sich dessen gewahr, dass sie ein eigenes inneres Erleben haben. (…) Wenn diese innere Erfahrung durch ein ko-konstruiertes Narrativ verstanden, diskutiert und organisiert wird, steht sie einer bewussten Betrachtung zur Verfügung. (…) Ein Kind, das in einem Umfeld des Schweigens leben muss, weil Eltern nicht in der Lage sind, innere Erfahrungen zu verbalisieren, kann nicht die Fähigkeit entwickeln, seine Welt zu verstehen und in ihr zurechtzukommen. (…) Wenn in das Miteinandersprechen Körperempfindungen, Gefühle, Verhaltensweisen und Gedanken einbezogen sind, wird Sprache zu einem Medium, das es dem kindlichen Gehirn ermöglicht, die verschiedenen Aspekte seiner Erfahrung auf kohärente Weise zu integrieren« (S. 232).

      Seien Sie bloß nicht perfekt!

      Sollte das Kind den Eindruck erhalten, dass die Eltern perfekt sind und keine Defizite haben, so kann sich das Kind nur im Defizit erleben, was sich negativ auf sein Selbstwertgefühl auswirkt.

      Machen Sie Fehler – und wenn Sie welche machen, dann stehen Sie dazu, thematisieren Sie es im familiären Rahmen und zeigen Sie dem Kind auf, wie man aus Fehlern lernen und einen adäquaten Umgang damit finden kann. Denn:

      Fehler sind grundsätzlich unsere Freunde: Ohne sie würden wir nichts dazulernen.

       »Erfahrung ist die Summe der Fehler, die man gemacht hat.«

       Arthur Wellesley Herzog von Wellington, 1769–1852

      Ein Fehler ist nur dann »sinnlos«, wenn man nichts daraus lernt. Fehler passieren allen Menschen, jeden Tag. Vermitteln Sie Ihren Kindern, dass genau dies den Menschen ausmacht. Jede Person muss die Erfahrungen selber machen, um daraus lernen zu können.

      Kongruenz

      Für die gesunde Entwicklung des Kindes ist es von großer Wichtigkeit, dass es Vorbilder um sich herum erlebt, welche kongruent und authentisch sind. Kongruentes Verhalten bedeutet, dass verbale und nonverbale Signale übereinstimmen. Authentisches Verhalten bringt die innere Haltung unverfälscht zum Ausdruck. Darüber hinaus ist damit gemeint, dass die Eltern ein Bewusstsein über ihre eigenen Defizite haben und dies auch thematisieren.

      Die Hirne der Kinder sind schließlich noch nicht ausgereift, weshalb wir dafür sorgen müssen, dass sie sich auf die zwischenmenschlichen, unausgesprochenen Informationen verlassen können. Ist eine erwachsene Person inkongruent, sind diese unterschiedlichen Informationen für das Kind nachvollziehbarerweise verwirrend. Wie gesagt benötigen Kinder Vorbilder, die nicht perfekt sind und die zeigen, dass auch sie in einem Prozess stecken und sich weiterentwickeln. Durch dieses transparente Auftreten leben Sie Ihrem Kind modellhaft vor, dass das Leben nicht statisch ist, dass manche Dinge noch nicht klappen und dass Sie selbst auch tagtäglich dazulernen.

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      ALLGEMEINE FRAGEN

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      •Welche positiven Aspekte der Erziehung durch meine Eltern möchte ich meinem Kind weitergeben?

      •Wieso ist mir dies so wichtig?

      •Entsprechen diese Vorstellungen noch der heutigen Zeit?

      •Möchte ich, dass mein Kind später ein solches Leben führt, wie ich es gerade führe?

      •An was bemerke ich, ob ich ausgeglichen bin oder nicht?

      TAGEBUCH-FRAGEN 8. TAG

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      •Habe ich heute jenes Verhalten vorgelebt, das ich mir von meinem Kind wünsche?

      •Welches Verhalten war das?

      •Wie hat mein Kind darauf reagiert?

      •Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

      •Was habe ich heute über mich gelernt?

      •Was ist mir heute gut gelungen?

      Weitere


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