Agrarwende jetzt! (Telepolis). Susanne Aigner

Agrarwende jetzt! (Telepolis) - Susanne Aigner


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durften Wanderimker zumindest die Grenzen der Bundesländer überqueren. Das hatte Julia Klöckner Anfang April dem Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund zugesichert, nachdem Wanderimker an der Einreise nach Mecklenburg-Vorpommern und nach Bayern gehindert worden waren. Imker und Wanderimker gehörten zur systemrelevanten Berufsgruppe, betonte auch Harald Ebner von den Grünen.

      Konkurrieren Honigbienen mit heimischen Arten?

      Die Westliche Honigbiene kam erst im 17. Jahrhundert mit Hilfe des Menschen nach Nordamerika, wo sie sich u. a. in Kalifornien bis ins 19. Jahrhundert hinein ausbreitete. Dank ihrer sozialen Kommunikation gelingt es Honigbienen, die lohnendsten Pflanzenarten bevorzugt anzufliegen. Dies ist den meist solitär lebenden endemischen Insekten fremd.

      Aus diesem Grund können eingewanderte Honigbienenarten, die sich in einer Region überdimensional ausbreiten, der heimischen Artenvielfalt allerdings auch schaden. Das fanden Wissenschaftler der Universität in San Diego/Kaliforniern heraus, indem sie untersuchten, wie stark Honigbienen mit den einheimische Bestäubern um begrenzte Nahrungsressourcen konkurrieren.

      In der Region machen die Honigbienen oft mehr als drei Viertel aller beobachteten Bestäuber von Wildpflanzen aus. Bei den am häufigsten blühenden einheimischen Pflanzenarten war ihr Anteil sogar höher als 90 Prozent der Bestäuber. Dies sei "besorgniserregend", fanden die Forscher. Um die ökologischen Auswirkungen genauer bewerten zu können, wollten sie herausfinden, welche Pflanzen- und Bestäuberarten am anfälligsten für Störungen durch Honigbienen sind. Die Ergebnisse könnten Biologen dabei helfen, die Erhaltung endemischer Bestäuber in natürlichen Gebieten zu bewerten, in denen sich nicht heimische Honigbienen etabliert haben.

      Ein Drittel unserer Nahrung verdanken wir den Bienen

      Der weltweite wirtschaftliche Nutzen der Bestäubung beträgt mehr als 153 Milliarden Euro. Damit leisten Bienen einen wichtigen Beitrag - nicht nur im erwerbsmäßigen Obst- und Gemüsebau, sondern auch für die Ernährung. Allein in den USA bestäuben Bienen den Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums zufolge jährlich Pflanzen im Wert von 15 Milliarden US-Dollar - vor allem Beeren, Melonen, Brokkoli und Mandeln.

      In Deutschland werden rund 80 Prozent der Pflanzen von Bienen bestäubt - von aktuell rund 120.000 Imkern mit 830.000 Bienenvölkern. Ohne die Bestäubung durch Bienen müssten wir auf Äpfel, Kirschen, Nüsse, Avocados, Sojabohnen, Spargel, Broccoli, Sellerie, Kürbisse und Gurken verzichten ebenso wie auf Zitronen, Pfirsiche, Kiwis, Blau- und Erdbeeren.

      Dennoch verschwinden Honigbienen, Hummeln und Wildbienen zusehends. Forscher sehen die Ursachen vor allem in Insektengiften und Parasitenbefall. Der Weltbienentag am 20. Mai will auf die Bienen und ihren ökologischen und wirtschaftlichen Nutzen, aber auch auf ihre Gefährdung aufmerksam machen. Initiert im Jahr 2018 durch den slowenischen Imkerverband, soll mit diesem Tag vor allem auch der slowenische Pionier Anton Janša gewürdigt werden, der am 20. Mai 1734 geboren wurde und die moderne Imkerei aus der Taufe hob.

      Mit der Aussaat von blühenden Wildpflanzen auf dem Balkon oder im Garten kann jeder einen kleinen Beitrag leisten, damit bestäubende Insekten in blütenarmen Landschaften nicht verhungern müssen.

      Gen-Mikroben gegen das Bienensterben

      Der zunehmende Schwund an Wildbienen gefährdet Gemüse- und Obsternten. Unterdessen greifen Biotechnologen ins Erbgut von Bienen ein, um sie resistenter gegen Insektengifte zu machen

      In den USA und Kanada gefährdet der abnehmende Wildbienenbestand die Obst- und Gemüse-Ernten in erheblichem Ausmaß, heißt es in einer aktuellen Studie. Für ihre Analyse untersuchten kanadische und US-amerikanische Wissenschaftler sieben zentrale Nutzpflanzen und deren Abhängigkeit von Wild- und Honigbienen, wobei sie Proben von 131 Landwirtschaftsbetrieben sammelten.

      Bild Die Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea), Wildbiene des Jahres 2020. Bild AfroBrazilian / CC-BY-SA-4.0

      Bei fünf der untersuchten Pflanzenarten zeigte sich, dass zwischen dem zurückgehenden Wildbienenbestand und dem Rückgang der Produktion ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Zudem gab es deutliche Anzeichen dafür, dass Wildbienen bei der Bestäubung von Nutzpflanzen eine weitaus wichtigere Rolle spielen als bislang angenommen.

      Bisher war man in den USA davon ausgegangen, dass Honigbienen die wichtigsten Insekten für die Bestäubung der Hauptkulturen seien. So liegt der monetäre Wert der Bienen bei sagenhaften 6,4 Milliarden Dollar, davon entfallen ganze 4,2 Milliarden Dollar allein auf die Mandelproduktion. Die Bestäuberleistung von Wildbienen liegt immerhin noch bei 1,5 Milliarden Dollar, wobei diese größtenteils die Bestäubung von Kürbissen, Äpfeln, Süßkirschen, Blaubeeren und Wassermelonen übernehmen.

      Rund 75 Prozent der 115 weltweit wichtigsten Nutzpflanzen, darunter Kaffee und Kakao, sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Um die Bestäubung ihrer Kulturpflanzen durch Wild- und Honigbienen sicherzustellen, empfahl Co-Autorin Rachael Winfree den amerikanischen Landwirten, auf Pestizide, die für Bienen giftig sind, zu verzichten.

      Auch in Deutschland tragen Wildbienen maßgeblich zur Bestäubung der Kultur- und Wildpflanzen bei. So werden 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen von Honigbienen bestäubt, 20 Prozent von Wildbienen, Schmetterlingen, Schwebfliegen und anderen Insekten. Von rund 560 Wildbienenarten ist rund die Hälfte in ihrer Existenz bedroht. Die meisten Arten sind Solitärbienen.

      Als Spezialisten fliegen etliche Wildbienenarten nur eine bestimmte Futterpflanze an. Verschwindet diese aus der Landschaft, stirbt auch die Wildbienenart aus.

      Genveränderte Bakterien sollen Bienen resistent machen

      Bienen retten - schön und gut. Aber das geht vielleicht auch industriefreundlicher, mögen sich amerikanische Wissenschaftler der Universität Austin/Texas gedacht haben. Sie veränderten das Erbgut von im Darm von Bienen und Hummeln lebenden Bakterien der Art Snodgrassella alvi derart, dass diese einen zusätzlichen Botenstoff, genauer gesagt: eine doppelsträngige Ribonukleinsäure, produzieren.

      Dieser soll die Insekten resistent gegen giftige Umweltbedingungen machen. Die neuen Moleküle beeinflussen das Verhalten der Bienen derart, dass sie Blühpflanzen effizienter bestäuben. Die von den Bakterien abgegebene Ribonukleinsäure-Moleküle kann die Gene der Varroa-Milbe oder des Krüppelflügelvirus stilllegen. Auch überlebten Bienen, die die gentechnisch veränderten Bakterien aufgenommen hatten, eine im Labor erzeugte Virusinfektion länger.

      Darmbakterien spielen eine wichtige Rolle für Vitalität und Immunabwehr


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