Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019. A. F. Morland

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er auch den Posten auf dem Gerüst mit der Gangway sehen. Das Ganze wirkte wie ein Kran. Der Posten lehnte mit dem Rücken zu ihm an einer Verstrebung. Die Kalaschnikow hing über seiner Schulter und klirrte leise gegen das Metall, wenn er sich bewegte.

      Steve konnte von der Plattform aus nichts unternehmen, er musste jetzt an Land. Er sah allerdings keine Möglichkeit, den Posten auf dem Gerüst ebenfalls auszuschalten. Eine Art Wendeltreppe führte dort hinauf, aber sie lag völlig offen, und unbemerkt wäre dort noch nicht mal eine Maus hinaufgekommen.

      Den Rückweg trat er wieder durch die Luke ins Innere an. Er sah keine andere Möglichkeit. Diesmal ging es schneller.

      Auf dem Ponton ruhte er sich ein paar Minuten aus, anschließend ließ er sich in das schwarze Wasser sinken. Es war kalt, und der Agent fröstelte. Kräftige Schwimmstöße brachten ihn rasch vorwärts.

      Er kam direkt unterhalb des Gerüstes aus dem Wasser. Die einzige Stelle, wo ihn der Posten nicht sehen konnte. Hier befand er sich im toten Winkel. Er schüttelte sich, und die glitzernden Tropfen flogen von seinem Tauchanzug.

      Er duckte sich in den warmen Sand im Schatten des Stahlgerüstes und orientierte sich erneut. Bis zu den Baracken gab es keine Deckung. Der Strandabschnitt war völlig leer.

      Der Posten musste ihn sehen, wenn er versuchte, zu den Baracken zu kommen. Es gab nur eine Möglichkeit, er musste ihn von seinem Turm herunterlocken. Steve McCoy richtete sich auf – und stolperte über eine der Trossen, mit der die schwimmende Insel festgemacht war. Das war die Lösung!

      Die Trosse lief über eine breite Trommel, die arretiert war. Man konnte die Arretierung mit einem Hebel lösen. Er zögerte nicht lange, setzte den Hebel ein und hob die Sperre an.

      Es klickte – und die Trommel drehte sich ein Stück. Die Trosse sank tiefer. Wieder setzte er den Hebel an. Klick … Die Trosse schwankte. Noch mal! Die Trosse lag jetzt wie eine Schlange im Sand. Bei der letzten Drehung ließ er es absichtlich laut klicken. Das musste der Posten hören!

      Steve spürte, wie sich der Mann hoch über ihm bewegte. Er duckte sich tief hinter die Trommel. Gleich darauf hörte er den leisen, erstaunten Ausruf, als sich der Mann vornüber beugte. Hoffentlich alarmierte er nicht gleich das ganze Lager …

      Aber Steve hatte richtig kalkuliert. Der Posten kam die Treppe herunter. Er sah den dunklen Schatten gleichmäßig von Stufe zu Stufe steigen. Die Kalaschnikow hing noch über seiner Schulter. Er hatte offenbar noch keinen Verdacht geschöpft.

      Unten sah sich der Mann suchend um. Er ging auf die Trosse zu und hob sie an. Danach blickte er zu der Trommel und ging auf sie zu.

      Steve machte sich bereit.

      Als der Soldat nur noch zwei Schritte entfernt war, sprang er aus seiner Deckung. Sein Arm mit der brettförmig ausgestreckten Hand zum Schlag erhoben. Er bediente den Mann genau wie seine ersten Gegner und verpasste ihm eine Schlafspritze.

      Jetzt trennte ihn nur noch ein breiter Sandstreifen von seinem Ziel. Er sah auf die wasserdichte Uhr. Die ganze Aktion hatte nicht so lange gedauert, wie er geglaubt hatte. Er brauchte sich nicht zu beeilen.

      Nur noch in wenigen Fenstern brannte Licht. Die meisten schliefen sicher schon. Aber einer war bestimmt wach: der Posten, den er vorhin an der glühenden Zigarette bemerkt hatte. Immerhin war es nicht so schwer, ohne von ihm entdeckt zu werden, an das Ende der Baracke zu kommen.

      Steve hetzte in weiten Sätzen über den weichen Sand, seine Gummischuhe machten kaum ein Geräusch. Das Messer hatte er an seinen Platz geschoben. Im Laufen zog er die Waffe aus dem Gürtel.

      An der Barackenwand kauerte er sich nieder. Der Posten befand sich an der Schmalseite. Langsam arbeitete er sich bis zur Ecke vor. Er hörte kein Geräusch, aber er spürte, dass jemand da war. Jahrelanges Training hatte sein Gespür für solche Dinge geschärft, denn es entschied über Leben und Tod.

      So vorsichtig wie er nur konnte, sah er um die Ecke. Der Posten war ein Zivilist. Das war erstaunlich. Er war groß, mindestens ein Meter fünfundachtzig. Außerdem war er kein Araber, das war deutlich zu sehen. Er rauchte eine Zigarette, das heißt, er hielt sie bewegungslos in der Hand.

      Steve sah, wie der andere die nur halb gerauchte Zigarette in den Sand warf und mit dem Schuh sorgfältig austrat. Den Kopf drehte er nicht, aber er hatte gemerkt, dass er nicht mehr allein war, daran gab es keinen Zweifel.

      Das war ein Profi wie er!

      Steve überlegte fieberhaft, wie er am besten reagierte, aber der andere nahm ihm die Entscheidung ab. Der Mann machte ein paar Schritte auf die Ecke zu, sprang plötzlich vorwärts und riss gleichzeitig eine schwere Pistole aus dem Schulterhalfter.

      Er hatte aber nicht damit gerechnet, dass sein Gegner schon an der Ecke auf ihn wartete.

      Steves Fuß sauste hoch – die Pistole flog im hohen Bogen in den Sand. Der Lauf seiner eigenen Waffe bohrte sich dem anderen gegen den Kehlkopf. „Nicht so schnell, Towarischtsch“, flüsterte er, „sonst geht die Kanone los.“

      Der Mann begriff sofort und blieb regungslos stehen, die Arme leicht vom Körper gespreizt.

      Die nächsten Sekunden dehnten sich in tödlichem Schweigen. Jeder schätzte den anderen ab und wartete auf eine Reaktion. Schließlich entspannte sich der Posten ein wenig, er hatte eingesehen, dass der Mann mit dem Taucheranzug im Moment am Drücker war.

      „Verstehen Sie englisch?“, erkundigte sich Steve McCoy.

      Als keine Antwort kam, verstärkte er den Druck mit der Waffe. Er drehte den anderen mit dem Rücken zur Wand und tastete ihn mit der freien Hand schnell ab, fand aber keine weitere Waffe.

      „Entweder Sie antworten mir jetzt oder ich töte Sie auf der Stelle! Dieser Schalldämpfer macht nicht mehr Geräusch als ein leichtes Husten. Also?“

      Der Mann nickte mit verzerrtem Gesicht, und Steve zog den Revolverlauf ein Stück zurück. „Sind Sie Russe?“

      Wieder nickte der Mann. Seine Augen funkelten. Steve wusste, dass er ihm nicht die geringste Chance geben durfte. „Ich möchte von Ihnen wissen, wo sich Oleg Petrow aufhält.“

      Der Russe schwieg.

      „Das ist kein Spaß. Ich finde ihn notfalls auch selbst. Aber wenn Sie diese Nacht überleben wollen, sagen Sie es mir lieber!“

      Steve erkannte eine Spur von Erstaunen in den Augen des anderen. Er zögerte noch. Schließlich sprach er, sein Englisch war holprig und hatte einen starken Akzent. „Genosse Petrow ist in dieser Baracke. Was wollen Sie von ihm?“

      „Die Fragen stelle ich hier! Gehen Sie voraus! Ich möchte mit dem Wissenschaftler nur ein paar Worte wechseln!“

      Steve drehte dem Russen den Arm auf den Rücken und bog ihn hoch. Die Mündung der Waffe presste er ihm unter das rechte Ohr und schob er ihn vor sich her. „Kein Laut – und keine unbedachte Bewegung, sonst fliegt Ihr Kopf in Stücke!“

      Der Russe gehorchte. Er würde aber auf eine Gelegenheit warten …

      Sie betraten die Baracke. Ein langer Gang, von dem zahlreiche Türen abgingen, war nur schwach erleuchtet. Die Türen waren nummeriert. „Nummer acht“, knurrte der Russe.

      Sie gingen langsam weiter, bis sie vor der genannten Tür standen. Ein schmaler Lichtstreifen fiel unter der Ritze durch. Petrow war noch wach.

      „Öffnen Sie“, befahl Steve McCoy.

      Der Russe stieß die Tür auf und blieb abwartend stehen. Steve überflog die Szene mit einem Blick.

      Petrow saß beim Schein einer kleinen Lampe am Schreibtisch und blätterte in einem Stapel Papiere. Er sah erschreckt auf. als er spürte, wie die Tür geöffnet wurde.

      „Bleiben Sie sitzen und rühren Sie sich nicht von der Stelle, bis ich es sage“, zischte Steve. Er schob seinen Gefangenen in den Raum und schloss die Tür. Der Wissenschaftler hatte noch nicht begriffen, was eigentlich vorging. Hilflos starrte er


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