Erhoffte Hoffnungslosigkeit. Frank Witzel

Erhoffte Hoffnungslosigkeit - Frank Witzel


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       ÜBERSETZUNG DER FREMDSPRACHIGEN ZITATE

       AUSGEWÄHLTE LITERATUR

2018

      11.12.2018

      Frühmorgens im Bett: Ich versuche mich von dem Gedanken, verrückt zu werden, eigentlich bereits verrückt zu sein, zu befreien, indem ich mir alles, was gerade geschieht, so erzähle, als sei es bereits geschehen. Es ist eine Art Automatismus. Mir fällt nichts Besseres ein. Das Erzählen macht mich müde. Ich hoffe, noch einmal einzuschlafen und wieder »normal« zu erwachen.

      Mein »Wahnsinn« (Anführungszeichen, weil ich natürlich der Meinung bin, so lange nicht wirklich wahnsinnig zu sein, solange ich noch darüber schreiben kann) hat kein Narrativ, sondern zeigt sich als Bild: Es ist eine breite Fläche, eine Art große Scheibe. Ich sehe diese Scheibe, obwohl mir gleichzeitig jegliches Raumgefühl abhandengekommen zu sein scheint. Ich bemerke das Fehlen dieses Raumgefühls, das ich doch zur Wahrnehmung (als Apriori) benötige, und frage mich, wie ich diese Scheibe dennoch sehen oder mir vorstellen kann. Ich sehe folglich etwas, das reine Vorstellung ist. Und genau das erscheint mir eine Definition von Wahnsinn zu sein. Oder besteht der »Wahnsinn« in der Vorstellung, kein Raumgefühl mehr zu besitzen? Oder sind beide Vorstellungen ohnehin dem Gefühl des Wahnsinns nur nachgeordnet als verzweifelter Versuch, einen Zustand zu erklären, für den es keine Erklärung gibt, während der eigentliche »Wahnsinn« weder als Bild sichtbar noch als Gefühl spürbar noch als Gedanke denkbar ist? Alles also, was ich denke, fühle und wahrnehme, ist nicht Teil des Wahnsinns, sondern lediglich hilfloser Versuch, dem Wahnsinn zu entkommen. Ich kann ihm nicht entkommen, weil ich ihm gegenüber keine Hilfsmittel zur Verfügung habe. Er wirkt dadurch, dass er verborgen bleibt.

      Der Wahnsinn ist kein Defekt in der Wahrnehmung, keine irrationale Verschiebung des Denkens etc., vielmehr ist er deshalb Wahnsinn, weil er mit den üblichen eingespielten Vorgängen des Denkens, Fühlens und Wahrnehmens in keinerlei Verbindung


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