Maximale Innovation – Minimales Risiko. Barbara Streimelweger
Überraschung – Eine wesentliche Veränderung steht an und die Mitarbeiter werden erstmalig mit ihrer Notwendigkeit konfrontiert. Typischerweise reagieren die Betroffenen einerseits mit Schock und Überraschung, andererseits kommt Angst betreffend die neue Situation auf sowie Unverständnis für diese. Sie erkennen, dass bestehende Handlungen und Praktiken für die neue Situation ungeeignet sind. Betroffene können in einen Schockzustand verfallen und sind damit nicht in der Lage, zu verstehen, dass die Veränderung notwendig ist und sie sich an etwas Neues anpassen müssen. Sie sind damit weder im Stande zu handeln noch zu denken und ihre Leistung und Produktivität sinkt radikal.
Phase 2: Ablehnung – Mitarbeiter beginnen sich nach dem ersten Schock an die Vergangenheit zu klammern. Sie möchten so weiter machen wie gewohnt. Es ist wichtig, dass die für den Veränderungsprozess verantwortliche Person, zumeist eine Führungskraft oder jemand aus dem Management, Bewusstseinsbildung für die Notwendigkeit der Änderung schafft. Es ist wichtig für die Betroffenen zu verstehen, warum die geplante Änderung für das Unternehmen wichtig ist und vorgenommen wird. Kommunikation ist hier das A und O.
Phase 3: Rationale Einsicht – Mitarbeiter sind in der Lage, die Notwendigkeit der Änderung zu verstehen. Sie haben sie allerdings noch nicht akzeptiert! Sie erkennen jedoch, dass ihre negative Haltung und Ablehnung nicht zielführend sind, die Änderung unumgänglich oder vielleicht sogar notwendig ist.
Phase 4: Emotionale Akzeptanz – Am tiefsten Punkt des Veränderungsprozesses, in der Trauerbewältigung, auch als das Tal der Tränen bezeichnet, werden die Kompetenzen reflektiert und es kommt zur entscheidenden Wende. Ab nun „geht es bergauf“. Nachdem die Mitarbeiter die Veränderung verstanden haben, beginnen sie nun diese zu akzeptieren. Die grundlegende Transformation oder Umstrukturierung kann beginnen, wobei von bekannten Handlungen und Praktiken abgewichen wird.
Phase 5: Lernen - Mitarbeiter beginnen, sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen. Sie entwickeln eine Neugier für den neuen geplanten Weg und die damit verbundenen Prozesse. Abgeleitete Maßnahmen werden wie in jedem Lernprozess durch Versuch und Irrtum erlernt.
Phase 6: Erkenntnis – Die Beteiligten erlangen die Erkenntnis, dass die geplante Veränderung auch eine Chance darstellt und etwas Gutes hat. Erste Erfolge bei der Erweiterung der eigenen Fähigkeiten führen dazu, Handlungen in den Alltag zu integrieren.
Phase 7: Integration – Es erfolgt die vollständige Integration von gesetzten Maßnahmen und Verhaltensweisen, welche die Veränderung mit sich brachte, in den Arbeitsablauf. Mitarbeiter betrachten sie nun als selbstverständlich.
!
Praxistipp:
Wirkungsvolle Instrumente im Veränderungsprozess
Nutzen Sie Monitoren und Kommunizieren als wirkungsvolle Instrumente während des Veränderungs- oder Transformationsprozesses.
Kommen wir zurück zum Beispiel der Implementierung eines neuen Geschäftsmodells und stellen dies in Relation zu Streichs Modell. Mit der Einführung eines neuen digitalen Geschäftsmodells durch die Geschäftsführung soll eine neue Online-Plattform implementiert werden. Die Mitarbeiter, die unmittelbar davon betroffen sind, sind schockiert (Phase 1 – Schock, Überraschung) und verstehen nicht, warum sie plötzlich ständig und rund um die Uhr erreichbar sein sollten. Sie sehen lediglich ihre möglichen Mehraufwendungen, jedoch nicht, welche Vorteile die Plattform mit sich bringt. Sie lehnen diese ab und wollen an ihrer Kommunikation nichts ändern (Phase 2 – Ablehnung). Nachdem das Management die Vorteile sowie die Notwendigkeit der Umstrukturierung erläutert, um wettbewerbsfähig zu bleiben und damit auch Arbeitsplätze sichern zu können, beginnen die Betroffenen die geplante Änderung zu verstehen (Phase 3 – rationale Einsicht). Sie setzen sich intensiver mit der Änderung auseinander und akzeptieren die Änderung als wichtige Notwendigkeit (Phase 4 – emotionale Akzeptanz). Die neue Plattform weckt nun die Neugierde und die Mitarbeiter beginnen, neue Wege einzuschlagen (Phase 5 – Lernen). In weiterer Folge erkennen Sie auch die damit verbundenen Chancen (Phase 6 – Erkenntnis). Sie gestalten aktiv die Implementierung mit, bekennen sich zur neuen Plattform und haben die neuen Prozessabläufe verinnerlicht (Phase 7 – Integration).
Diese beiden Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, die mit einer Innovation verbundenen Änderungen, wie beispielsweise Auswirkungen auf Prozesse, zu verstehen und aktiv zu gestalten.
!
Praxistipp:
Veränderungsprozesse gestalten
Bleiben Sie stets Gestalter Ihrer Veränderungs- und Transformationsprozesse! Die notwendige Fach- und Methodenkompetenz sowie persönliche Skills sind dabei wesentliche Instrumente.
1 Streimelweger, B.; Hage, R.: Minimal-Risk-Innovation (MRI) – Wie können Unternehmen trotz verschärfter Globalisierung & Reglementierung, die Früchte der Digitalisierung & Innovation mit Minimalrisiko ernten? (Wien, 2016); Zitat von Streimelweger, B.
2 Nayan, Chanda: How Traders, Preachers, Adventurers, and Warriors shaped Globalization. New Haven: Yale University Press, 2007, S. 246
3 Menzel, Ulrich: Globalisierung – Geschichte und Dimensionen eines Begriffs; 25.07.2002; online auf Bundeszentrale für politische Bildung: http://www.bpb.de/veranstaltungen/dokumentation/130248/globalisierung-geschichte-unddimensionen-eines-begriffs; (Abruf: 10.07.2020)
4 ebd.
5 Streimelweger, B.; Hage, R.: Minimal-Risk-Innovation (MRI) – Wie können Unternehmen trotz verschärfter Globalisierung & Reglementierung, die Früchte der Digitalisierung & Innovation mit Minimalrisiko ernten?; Impulsvortrag; Wien (14.12.2016); online: https://www.stragere.at/downloads/ (letzter Abruf: 30.01.2021)
6 Hess, Thomas; Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien, Ludwig-Maximilians-Universität München; in: Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik; online: https://www.enzyklopaedie-der-wirtschaftsinformatik.de (letzter Abruf: 13.07.2020)
7 ebd.
8 ebd.
9 Onpulson.de GbR – Das Business-Magazin für den Mittelstand, https://www.onpulson.de/lexikon/automatisierung, Zitat © Campus Verlag, Abruf 13.07.2020
10 ebd.
11 Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW, Österreich): Digitalisierung; online: https://www.bmdw.gv.at/Themen/Digitalisierung.html (letzter Abruf: 13.07.2020)
12 Die Bundesregierung, Digitalisierung; online: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/digital-made-in-de (letzter Abruf: 13.07.2020)
13 Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie