Vorsicht: Unartige Notizen. Egon Krause
am Gang und wenn man die Augen einbezieht, kann man abschätzen, ob jung oder alt. Doch es könnte sich selbst eine neunjährige Aisha darin verstecken
Ist dieser Schlitz auch noch vergittert, wie bei der Burka, bleibt einem nur die Wahl, sich über die Verkleidung zu wundern. Übrig bleibt die Körperbewegung, um zu urteilen, ob es sich lohnt, weiter zu fantasieren. Wenigstens die Knöchel bleiben frei, vielleicht kann man an den Füßen etwas ablesen? Das sackförmige Kleidungsstück ist unten offen.
Was ist dann noch hinderlich im warmen Klima? Das lässt nachdenken.
Was für ein Glücksspiel ist es, wenn ein Mann arrangiert verheiratet wird und seine zukünftige Frau eine Burka trägt. Er kauft, sozusagen, die Katze im Sack. Eine Wundertüte, bei der er erst, wenn er hineinfährt, erfährt, was darin steckt. Ein Vorteil ist, dass er mehrere öffnen kann.
Alles dies ist von außen betrachtet, aber wie sieht es die Frau da drinnen? Unglaubliche Vorteile bieten sich ihr. Unbemerkt kann sie ihre Umgebung beobachten, ohne dass jemand es bemerkt, eine versteckte Überwachungs-Kamera. Keine Reaktion kann sie verraten. Während ein Mann sie nicht betrachten kann, kann sie als Frau seine Reize unauffällig studieren.
Schönheit und Hässlichkeit
Unbewusst nehmen wir Schönheiten unter der Kleidung verborgen an. Hässlichkeit könnte sich aber auch darunter verbergen. Wir haben keine Möglichkeit, unsere Neugier zu befriedigen.
Das Christentum stellt das Bild des Teufels als Inkarnation des Hässlichen dar. Sozusagen von Kopf bis Fuß. Gesicht, Körper, Bewegung und Geruch sind für uns abscheulich. Der Teufel muss sich erst mit Schönheit tarnen, um zu verführen. So kann Schönheit auch teuflisch sein.
Eine Hyäne mit ihren Flecken finden wir hässlich, einen Leoparden schön. In diesem Fall ist unsere Meinung offensichtlich eindeutig. Beide sind gefleckt und Raubtiere. Gesicht, Körperform und Bewegung machen für uns den Unterschied, eigenartig. Wenn man genauer hinsieht, ist auch die Hyäne nicht hässlich. Katzen sind uns vertrauter, also ist der Leopard schöner.
Über Schönheit und Hässlichkeit hat Umberto Eco zwei Bücher verfasst.
Hässlichkeit bedeutet im Allgemeinen, etwas mit dem zu vergleichen, was wir gewohnt sind zu sehen. Gewohnt sind wir aber das Schöne, denn wir treffen es häufiger, Hässlichkeit jedoch seltener, sie beschäftigt uns daher auch weniger. Betrachtet man nun weiter Einzelheiten, vergleicht man dies mit dem, was wir in Erinnerung haben. Damit tritt Hässliches gewöhnlich in den Hintergrund.
Wenn wiederum Schönheit im Detail überwiegt, nimmt man ein wenig Hässlichkeit in Kauf.
Zuweilen ist Hässlichkeit interessant, führt aber selten zum Verlangen, ein hässliches Mädchen oder einen hässlichen Mann zu besitzen.
Öfters besitzen hässliche Männer schöne Frauen, aber auch schöne Frauen hässliche Männer. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Hässlichkeit und Schönheit in einem.
Ich erinnere mich an ein junges Mädchen mit einem nicht gerade schönen Gesicht, aber einer sagenhaften Figur. Einen schlanken Hals, einen wohlgeformten Busen, schmale Taille, makellos geformte Beine, die einen reizvollen Ursprung voraussagten.
Das Gesicht verändert sich beim Lieben. Vielleicht war es bei ihr auch so. Man wäre versucht, es zu erforschen, doch habe ich es einem anderen überlassen, so war es nicht zu erfahren.
Kleine »Schönheitsfehler« können durchaus reizvoll sein.
Ein kleines bisschen »Silberblick« der braunen Augen, wie bei der Mona Lisa von Leonardo, wirkt zusammen mit ihrem verhaltenen Lächeln noch geheimnisvoller.
Ein Kolobom, wie später noch erzählt werden wird, stimuliert sogar ein Verlangen.
Die Wahrnehmung von Hässlichkeit und Schönheit bezieht sich nur auf ein Sinnesorgan: das Auge. Man bleibt distanziert, anders als beim Tast-, Geruchs- und Geschmackssinn, der nicht unwesentlich der Schönheitswahrnehmung abträglich sein kann.
Die Physiologie des Sehens ist kognitiv interessant. Unter anderem wird die unterschiedliche Wirkung von gerade und rund zuerst getrennt wahrgenommen. Rund ist angenehm, gerade weniger. Darum sind die runden Formen des Weiblichen für Männer so anziehend, eckige weniger.
Es bestehen viele Möglichkeiten, wie man sich auf seinem Weg durch die Welt umschauen und umhören kann. Was wir sehen, sind unbewegte und bewegte Bilder, sie bedeuten uns nichts, wenn wir sie nicht deuten können. Nur durch die Verquickung von Objekt und Emotion mit der in uns erinnerten Erlebnissen werden sie lebendig. Es geschieht dies ebenso beim Hören.
So sind die Notizen nur Bilder, deren Deutung dem Einzelnen überlassen wird.
Die meisten nehmen ihre Umwelt wahr, wenige deuten sie. Wiederum sind es wenige, die aufmerksam ihre Mitmenschen beobachten, anhören und sich Gedanken über Einzelheiten machen. Schwierig ist es, sie im Gedächtnis zu behalten. Interessierte machen sich deshalb Notizen und können so darüber nachdenken.
Die meisten Aufzeichnungen enthalten persönliche Erlebnisse, Gedanken, analysieren geschichtliche Begebenheiten, Kunst, Literatur und Wissenschaft.
Die Welt der Erotik und die Gedanken darüber sind meistens in Romane gebettet.
Er hatte Besuch, natürlich musste er etwas unternehmen, meist sind junge Leute nicht besonders interessiert an Museen, es gibt aber Ausnahmen.
Blick in eine Gemäldegalerie
Gemäldegalerien sind zuweilen eine Fundgrube für versteckte Erotik. Man kann jemanden mit der Erklärung eines Bildes neugierig machen. Auch in barocken Fresken sind oft erotische Darstellungen versteckt, man muss sich nur zuweilen den Hals verdrehen.
Welche erotische Ausstrahlung hat die Malerei aus der Renaissance, dem Barock, dem Impressionismus und dem Expressionismus auf den heutigen männlichen Betrachter?
Das Urteil kann nur subjektiv sein. Es müsste möglich sein zu ergründen, was der Maler dem Neugierigen vermitteln möchte.
Für ihn gibt es Möglichkeiten, die Form im weitesten Sinn, am genausten mit einer Kontur. Er kann Farbe, Perspektive und das Ambiente variieren, um das zu zeigen, was er sieht und fühlt.
Eindeutig konturiert sind die schattenrissigen Darstellungen auf den griechischen Vasen und die plastisch ausgearbeiteten Stellungen der Liebenden der indischen Skulpturen, die aber selten ein erotisches Gefühl beim Betrachter erwecken.
In allen großen Städten gibt es Museen, in denen man einen Querschnitt der Bilder der oben genannten Epochen mehr oder weniger zahlreich sieht.
Die Frauen- und Mädchendarstellung in der Renaissance: Die Gesichter meist ohne Ausdruck monoton bildlich real, in Posen dargestellt, selbst bei nackten jungen Mädchen findet sich keine erotische Ausstrahlung (Cranach, Baldung, Altdorfer).
Es gibt nicht einmal eine Andeutung zur Bewegung, nur bei der sitzenden Frau von Giorgione wird man neugierig und hat den Wunsch, dass sie sich einmal umdrehe. Seine »Schlummernde Venus«, in den Jahrhunderten danach immer wieder dargestellt, erzeugt kein Gefühl im Betrachter, kein Verlangen, sie zu lieben.
Man könnte sich vorstellen, das Mädchen von Jan Gossaert, National Gallery London, zu küssen. Die »Junge Frau mit Flügel-Haube« von Rogier van der Weiden in Berlin wäre mein Fall.
Selbst beim Gesichtsausdruck der Mona Lisa ist man nicht sicher, ob sie sich hingeben würde.
Was hat Leonardo veranlasst, das Bild jahrelang mit sich zu führen und es später in Frankreich vor Franz I. hinter einem schwarzen Vorhang zu verbergen?
Bei seinem ambivalenten Wesen hatte er ihr wohl doch Avancen gemacht, sicher ohne Erfolg und deshalb hat er ihr spöttisches, ein wenig hochmütiges Lächeln festgehalten, um immer wieder an sie erinnert zu werden. Vielleicht hat er sich aber auch Gedanken darüber gemacht, ob es ihm nicht doch gelungen