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die Verleugnung des Alkoholikers. Nun sieht er eine glasklare Wahl – ertrinken oder auftauchen und nach Luft schnappen. Sein erster Schritt zur Genesung ist das Eingeständnis, dass er gegenüber dem Alkohol machtlos ist. Ein genesender Alkoholiker darf nie wieder trinken.

      Ein Verlust ist für einen Verlierer das, was der Alkohol für einen Alkoholiker ist. Ein kleiner Verlust ist wie ein Drink. Ein großer Verlust ist wie ein Besäufnis. Eine Serie von Verlusten ist wie ein Saufgelage. Ein Verlierer wechselt zwischen verschiedenen Märkten, Gurus und Handelssystemen hin und her. Sein Kapital schrumpft, während er versucht, das lustvolle Gefühl des Gewinnens erneut zu erzeugen.

      Trader, die Verluste erleiden, denken und handeln wie Alkoholiker, nur dass sie dabei nicht lallen. Diese beiden Gruppen sind einander derart ähnlich, dass man vorhersagen kann, was ein Verlierer tun wird, indem man sich dabei an Alkoholikern orientiert.

      Alkoholismus ist eine heilbare Krankheit – Verlieren auch. Verlierer können sich ändern, indem sie die Grundsätze der Anonymen Alkoholiker anwenden.

       Der Drang, zu traden

      Erfolgreiche Trader gehen mit zwischenzeitlichen Verlusten – sogenannten Drawdowns – genauso um wie Gesellschaftstrinker mit Alkohol. Sie nehmen ein bisschen was und hören wieder auf. Wenn sie mehrere Verluste hintereinander einstecken, sehen sie das als Warnsignal, dass etwas nicht funktioniert: Vielleicht passt das System nicht zum derzeitigen Marktumfeld. Dann ist es Zeit für eine Pause und einen frischen Blick auf den Markt. Verlierer hingegen können nicht aufhören – sie traden weiter, weil sie nach dem aufregenden Spiel süchtig sind, und hoffen weiter auf einen großen Gewinn.

      Ein prominenter Trading-Berater, der inzwischen aufgegeben hat, hat einmal geschrieben, für ihn sei die Lust am Trading größer als die beim Sex oder beim Steuern eines Düsenflugzeugs. Genauso wie Alkoholiker vom Trinken in Gesellschaft zur Trunkenheit übergehen, so gehen Verlierer immer größere Risiken ein. Sie überschreiten eine enorm wichtige Grenze: die Grenze zwischen dem Eingehen von Geschäftsrisiken und dem Glücksspiel. Viele Verlierer wissen nicht einmal, dass es diese Grenze gibt.

      Verlierer verspüren den Drang zu traden, so, wie Alkoholiker den Drang verspüren zu trinken. Sie tätigen impulsive Trades, lassen sich auf Trading-Exzesse ein und versuchen, sich durch Trading wieder aus dem Loch zu ziehen.

      Verlierer lassen ihr Depot gewissermaßen ausbluten. Die meisten geben es irgendwann auf, aber manche verlegen sich nach dem Verlust ihres gesamten eigenen Geldes darauf, das Geld anderer Leute zu verwalten. Wieder andere verkaufen Beratungsdienstleistungen – wie abgebrannte Trinker, die in einer Kneipe Gläser spülen.

      Die meisten Verlierer verbergen ihre Verluste vor sich selbst und vor allen anderen. Sie führen keine Aufzeichnungen und werfen ihre Depotauszüge weg. Ein Verlierer ist wie ein Alkoholiker, der nicht wissen will, wie viele Schnäpse er getrunken hat.

       Der Weg ins Loch

      Ein Verlierer tradet im Nebel und weiß nicht, warum er ständig Verlust macht. Wüsste er es, dann hätte er etwas dagegen getan und wäre zum Gewinner geworden. Ein Verlierer versucht auf die gleiche Weise, sein Trading in den Griff zu bekommen, wie ein Alkoholiker versucht, seine Trinkerei in den Griff zu bekommen.

      Die verzweifelten Hoffnungen von Verlierern auf magische Lösungen helfen Beratern, ihre Dienstleistungen unter die Leute zu bringen. Sie stellen auf neue Handelssysteme um, kaufen zusätzliche Software und suchen nach Tipps von neuen Gurus.

      Wenn die Verluste größer werden und das Kapital schrumpft, gerät ein Verlierer in Verzweiflung und verwandelt direktionale Positionen in Spreads, stockt Verlustpositionen auf, wechselt die Richtung, um in die entgegengesetzte Richtung zu traden, und so weiter. All das bringt ihm genauso wenig, wie es einem Alkoholiker helfen kann, wenn er von harten Sachen auf Wein umstellt.

      Einem Trader, der Verlust macht, entgleitet die Kontrolle und er versucht, das Unbeherrschbare zu beherrschen. Alkoholiker sterben vorzeitig und die meisten Trader lassen die Märkte hinter sich und kehren nie zurück. Neue Handelsmethoden, heiße Tipps und verbesserte Software werden jemandem, der sich selbst nicht im Griff hat, nicht helfen.

      Ein Verlierer empfindet beim Traden weiterhin ein Hochgefühl, während sein Kapital schrumpft. Wenn man versucht, ihm zu erklären, dass er ein Verlierer ist, dann ist das so, als würde man versuchen, einem Trinker eine Flasche wegzunehmen. Ein Verlierer muss ganz unten landen, bevor er anfangen kann, sich zu erholen. Man muss seine Denkweise ändern, damit man aufhören kann, zu verlieren, und seine Genesung als Trader beginnen kann.

       „Ganz unten“ bei Tradern

      Am Tiefpunkt zu landen fühlt sich fürchterlich an. Es ist schmerzhaft und beschämend. Man langt dort an, wenn man Geld verliert, dessen Verlust man sich nicht leisten kann. Man langt dort an, wenn man seine Ersparnisse verspielt. Man langt dort an, nachdem man seinen Freunden erzählt hat, wie klug man sei, und dann muss man sie um ein Darlehen bitten. Man landet dann ganz unten, wenn der Markt auf einen zurauscht und einen anbrüllt: „Du Narr!“

      Manche Menschen landen schon nach ein paar Wochen Trading am Boden. Andere schießen ihren Depots Geld zu, um die Stunde der Wahrheit aufzuschieben. Es schmerzt, wenn man im Spiegel einen Verlierer erblickt. Man verbringt sein Leben damit, Selbstwertgefühl aufzubauen. Die meisten Menschen haben eine hohe Meinung von sich. Der erste Impuls kann sein, sich zu verstecken, aber man darf nicht vergessen, dass man nicht allein ist. Fast jeder Trader hat das durchgemacht.

      Viele Trader, die am Boden landen, verlassen den Markt und drehen sich nicht mehr um. Viele, die heute traden, werden in einem Jahr oder schon früher nicht mehr da sein. Sie werden nach ganz unten abrutschen, zerbröseln und gehen. Sie werden versuchen, das Trading zu vergessen wie einen bösen Traum.

      Manche werden ihre Wunden lecken, warten, bis der Schmerz nachlässt, und dann zurückkehren, ohne viel gelernt zu haben. Sie werden ängstlich sein und ihre Angst wird ihr Trading noch mehr beeinträchtigen.

      Zum Glück werden manche Trader vom Boden aufspringen und den Prozess der Veränderung und des Wachstums beginnen. Bei diesen Menschen durchbricht der Schmerz, am Boden zu landen, den Teufelskreis, beim Gewinnen ein Hochgefühl zu empfinden, dann alles zu verlieren und zusammenzubrechen. Wenn man sich eingesteht, dass ein persönliches Problem dazu führt, dass man verliert, kann man ein neues Leben als Trader aufbauen. Dann kann man anfangen, die Disziplin eines Gewinners zu entwickeln.

       Der erste Schritt des Traders

      Ebenso wie ein Alkoholiker eingestehen muss, dass er seine Trinkerei nicht im Griff hat, muss ein Trader zugeben, dass er seine Verluste nicht im Griff hat. Der erste Schritt eines AA-Mitglieds besteht darin, dass es sagt: „Ich bin Alkoholiker und gegen den Alkohol machtlos.“ Als Trader muss man sich im Zuge des ersten Schritts sagen: „Ich bin ein Verlierer und den Verlusten gegenüber machtlos.“

      Alkoholiker auf dem Weg der Genesung kämpfen einen Tag um den anderen darum, abstinent zu bleiben. Als Trader kann man sich mithilfe der Grundsätze der AA wieder erholen. Man muss dann einen Tag um den anderen darum kämpfen, ohne Verluste zu traden.

      Vielleicht sagen Sie jetzt, das sei unmöglich. Denn was ist, wenn man kauft und der Markt dann sofort fällt? Was, wenn man shortet und sich herausstellt, dass das die Talsohle war, sodass der Markt sofort steigt? Selbst die besten Trader verlieren an manchen Trades Geld.

      Die Lösung ist, dass man eine Grenze zwischen unternehmerischem Risiko und Verlust zieht. Als Trader geht man ständig unternehmerische Risiken ein, erleidet aber niemals einen Verlust, der über dieses vorher festgelegte Risiko hinausgeht.

      Beispielsweise geht ein Ladenbesitzer jedes Mal ein Risiko ein, wenn er neue Ware lagert. Wenn sie sich nicht verkauft, verliert er dadurch Geld. Ein intelligenter Geschäftsmann geht nur Risiken ein, die ihn auch dann nicht bankrott machen, wenn


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