Alles, was Sie über Trading wissen müssen. Александр Элдер
meisten Laien sind sich des Schadens, den Gebühren und Slippage anrichten, genauso wenig bewusst, wie sich die Bauern im Mittelalter vorstellen konnten, dass winzige unsichtbare Keime sie töten konnten. Wenn man die Slippage ignoriert und über einen Broker handelt, der hohe Gebühren verlangt, dann handelt man wie ein Bauer, der während einer Cholera-Epidemie Wasser aus einem gemeinschaftlichen Teich trinkt.
Die Trading-Industrie saugt stets riesige Geldsummen aus den Märkten. Die Börsen, die Regulierungsbehörden, die Broker und die Berater leben von den Märkten, während Generationen von Tradern aus den Märkten gespült werden. Die Märkte benötigen genauso Nachschub an Verlierern, wie die Erbauer der antiken Pyramiden Nachschub an Sklaven benötigten. Die Verlierer bringen das Geld in den Markt hinein, das die Trading-Industrie braucht, um zu gedeihen.
Ein „Minussummenspiel“
Bei einem Nullsummenspiel verdienen die Gewinner so viel, wie die Verlierer verlieren. Wenn Sie und ich um 20 Dollar darauf wetten, in welche Richtung sich der Dow Jones bei seiner nächsten Bewegung um 100 Punkte entwickeln wird, dann nimmt einer von uns 20 Dollar ein, der andere verliert 20 Dollar. Bei einer einzelnen Wette ist Glück im Spiel, aber über einen gewissen Zeitraum gewinnt diejenige Person, die mehr weiß, öfter, als sie verliert.
Die Menschen kaufen der Trading-Industrie die Propaganda ab, Trading sei ein Nullsummenspiel, sie schlucken den Köder und eröffnen Depots. Ihnen ist nicht klar, dass Trading ein „Minussummenspiel“ ist. Da die Industrie Geld aus den Märkten saugt, bekommen die Gewinner weniger, als die Verlierer verlieren.
Ein anderes Beispiel für ein Minussummenspiel ist Roulette im Casino, weil das Casino von jedem Einsatz drei bis sechs Prozent einkassiert. Deshalb lässt sich Roulette auf lange Sicht nicht gewinnen. Sie und ich können in ein Minussummenspiel geraten, wenn wir die Wette um 20 Dollar und die Frage, in welche Richtung die nächsten 100 Punkte des Dow Jones gehen werden, über Broker abschließen. Wenn wir dann abrechnen, wird der Verlierer 23 Dollar los und der Gewinner bekommt nur 17 Dollar, während zwei Broker auf dem Weg zu ihrer Bank grinsen.
Die Gebühren und die Slippage sind für Trader das, was der Tod und die Steuern für uns alle sind. Sie entziehen dem Leben den Spaß und beenden es irgendwann. Der Trader muss seinen Broker und die Börsenmaschinerie unterstützen, bevor er auch nur einen Groschen einnimmt. „Besser als der Durchschnitt“ zu sein reicht noch nicht. Um in einem Minussummenspiel zu gewinnen, muss man die Masse deutlich hinter sich lassen.
Gebühren
In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind die Gebühren stark gesunken. Noch vor 20 Jahren gab es Broker, die für einen Trade ein halbes bis ganzes Prozent des Handelswerts verlangten. Wenn man 1.000 Aktien von General Electric für einen Stückpreis von 20 Dollar, also im Wert von 20.000 Dollar, kaufte, konnte einen das beim Einstieg 100 bis 200 Dollar kosten – und beim Ausstieg noch einmal das Gleiche. Zum Glück für Trader sind die Gebühren regelrecht abgestürzt.
Ganz verschwunden sind die unverschämten Gebühren allerdings nicht. Während ich dieses Buch druckfertig machte, bekam ich eine E-Mail von einem Kunden aus Griechenland mit einem kleinen Depot, dessen Broker – eine europäische Großbank – von ihm bei allen Trades eine Mindestgebühr von umgerechnet 40 Dollar kassierte. Ich nannte ihm meinen Broker, der für 100 Aktien nur eine Mindestgebühr von einem Dollar verlangt.
Wenn man nicht aufpasst, können auch vermeintlich kleine Zahlen eine hohe Erfolgshürde errichten.
Schauen wir uns einen recht aktiven Trader mit einem Depot in Höhe von 20.000 Dollar an, der an vier Tagen die Woche je einen vollständigen Trade – Eröffnung und Schließung – durchführt. Bezahlt er pro Handelsrichtung 10 Dollar, gibt er pro Woche 80 Dollar für Gebühren aus: 40 Dollar für Einstiege und 40 Dollar für Ausstiege. Macht er das 50 Wochen im Jahr (vorausgesetzt, er hält so lange durch), dann hat er am Ende des Jahres 4.000 Dollar für Gebühren aufgebracht. Das wären 20 Prozent seines Depots!
George Soros, einer der besten Vermögensverwalter, erzielt eine durchschnittliche Jahresrendite von 29 Prozent. Er wäre nicht dort, wo er jetzt ist, wenn er jährlich 20 Prozent Gebühren bezahlt hätte! Auch eine „geringe Gebühr“ kann also eine bedeutende Erfolgshürde errichten! Ich habe schon Broker Kunden auslachen hören, die sich abstrampelten, nur um in diesem Spiel keine roten Zahlen zu schreiben.
Erkundigen Sie sich nach den niedrigsten möglichen Gebühren. Scheuen Sie sich nicht, niedrigere Preise auszuhandeln. Ich habe schon viele Broker über einen Mangel an Kunden klagen hören, aber noch nicht viele Kunden über einen Mangel an Brokern. Erklären Sie Ihrem Broker, dass es in seinem Interesse liegt, von Ihnen geringe Gebühren zu verlangen, weil Sie dann überleben und lange sein Kunde bleiben werden. Konstruieren Sie ein Handelssystem, das nicht so oft handelt.
Ich selbst führe ein Depot bei einem Broker, der ohne Umsatzbeschränkung für einen Trade 7,99 Dollar verlangt, und eines bei einem Broker, der einen Cent pro Aktie bei einer Mindestgebühr von einem Dollar verlangt. Wenn ich mit teuren Aktien trade, von denen ich weniger als 800 Stücke kaufe, gebe ich die Order bei dem Broker auf, der einen Cent pro Aktie verlangt, andernfalls bei dem Broker mit den 7,99 Dollar pro Trade. Wer als Trading-Anfänger seine ersten Schritte macht, sollte sich einen Broker mit einem Cent je Aktie suchen. Dann kann man für einen Dollar 100 Aktien handeln. Als Futures-Trader kann man davon ausgehen, dass ein vollständiger Trade – Kauf und Verkauf – nur wenige Dollar kostet.
Slippage
Mit Slippage ist gemeint, dass eine Order zu einem anderen Preis als demjenigen ausgeführt wird, den man auf dem Bildschirm sah, als man die Order aufgab. Das ist, als würde man im Lebensmittelladen für einen Apfel, dessen Preis mit 49 Cent angegeben ist, 50 Cent bezahlen. Ein Cent ist so gut wie nichts, aber wenn man 1.000 Äpfel oder 1.000 Aktien mit einem Cent Slippage kauft, dann sind das schon 10 Dollar pro Order – mehr als die Transaktionsgebühr.
Es gibt zwei Haupttypen von Orders: Market-Orders und Limit-Orders. Ihre Slippage hängt davon ab, welchen dieser beiden Typen Sie nutzen.
Eine Limit-Order sagt gewissermaßen: „Geben Sie mir diesen Apfel für 49 Cent.“ Dabei ist der Preis garantiert, nicht aber die Ausführung. Dabei bezahlt man zwar höchstens 49 Cent, jedoch steht man am Ende womöglich ohne den Apfel da, den man haben wollte.
Eine Market-Order sagt gewissermaßen: „Geben Sie mir diesen Apfel.“ Sie wird garantiert ausgeführt, aber der Preis ist nicht garantiert. Steigt der Apfelpreis, wenn Sie die Order aufgeben, kann es durchaus passieren, dass Sie mehr bezahlen, als Sie auf dem Bildschirm gesehen haben, als Sie auf die Schaltfläche „Kaufen“ klickten. Es kann passieren, dass die Slippage Sie erwischt.
Die Slippage bei Market-Orders steigt mit zunehmender Volatilität des Marktes. Wenn der Markt ins Laufen kommt, geht die Slippage durch die Decke.
Haben Sie eine Ahnung, wie viel die Slippage Sie kostet?
Das können Sie nur auf eine Art herausfinden: Notieren Sie den Preis zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie eine Market-Order aufgegeben haben, vergleichen Sie ihn mit Ihrem Ausführungskurs und multiplizieren Sie die Differenz mit der Anzahl der Aktien oder Kontrakte. Es versteht sich von selbst, dass man ein gutes Aufzeichnungssystem braucht, beispielsweise eine Tabellenkalkulation mit Spalten für die soeben erwähnten Zahlen. Wir bieten eine solche Tabelle auf der Website www.elder.com als Dienstleistung für Trader an.
Sie werden in diesem Buch immer wieder lesen: „Protokollieren Sie dieses“ und „Protokollieren Sie jenes“. Vergessen Sie nicht, dass gewissenhafte Aufzeichnungen für Ihren Erfolg unentbehrlich sind. Sie müssen ein Auge auf Ihre Gewinne und ein noch schärferes Auge auf Ihre Verluste haben, weil Sie aus Letzteren viel mehr lernen können.
Hier nun eine schockierende Zahl, die Sie überprüfen können, indem Sie gewissenhafte Aufzeichnungen führen: Ein