Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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von Gedankenlesen die Rede war ...

      »Atlan ist ein Ritter der Tiefe«, pfiff die Parazeit-Historikerin. »Er dient einem hehren Orden, den einst die Kosmokraten gegründet haben. Er hat eine eigene Orbiterin und taucht überall dort auf, wo das Universum aus den Fugen gerät. Du kannst sicher sein, Tessaler, dass er deine Heimatwelt vorläufig nicht besuchen wird. Sie ist zu unbedeutend. Und Händler seid ihr nie gewesen. Was meinst du mit dem Gedanken, dass Lurquin nicht die volle Wahrheit gesagt hat? Ich bin überzeugt, Lurquin ist ein Daila, und er hat die Wahrheit gesagt. Er konnte nicht wissen, was sich in diesem Sonnensystem ereignete, dem ihr den Namen Außen-AX-1200 gegeben habt!«

      Sorays Augen waren vor Schreck weiß geworden. Das Blut schien völlig aus seinem Kopf gewichen. Die hohe, magere Gestalt schwankte und fiel in einen Sessel. Der schmale Mund bewegte sich lautlos.

      »Die Wahrheit ist, dass sie Gedanken lesen kann«, erklärte Atlan mit harter Stimme. »Es ist an dir, mit ihr gleichzuziehen. Sage auch du die Wahrheit. Dann darfst du uns vertrauen. Wir werden dir alles sagen, was du wissen willst!«

      Minutenlang schwieg der Tessaler. Dann raffte er sich auf.

      »Eines Tages erhielten wir auf Tessal den Besuch eines Fremden«, begann er. »Er nannte sich Lurquin!«

      6.

      EVOLO braucht Helfer, um seine Macht zu entfalten. Er braucht Helfer wie dich. Deshalb hat er dich auf Evutuum getestet. Er hat mit Zufriedenheit festgestellt, dass du den Test bestanden hast. Daraufhin machte er dich zu seinem Helfer und Mitwisser. Du weißt, dass er nach der Macht strebt, dies aber ursprünglich nicht vorgehabt hat. Damals war EVOLO unvollkommen.

      Jetzt, nach der Absorption des Erleuchteten, hält er seinen eigenen Schöpfer für minderwertig und will gar nicht daran denken, dass es ihn gegeben hat. EVOLO handelt planvoller als sein Erzeuger, aber auch überlegter. Er ist stärker und sparsamer.

      Dass er stärker ist, hast du am eigenen Leib und Geist erlebt. Du hast keinen Einfluss mehr auf diesen Mrothyr, der aus einer amorphen Masse hervorgegangen ist. Wieso EVOLO sparsamer ist, das entzieht sich deiner Kenntnis. EVOLO hat dich nur so weit in seine Pläne eingeweiht, wie sie dich persönlich betreffen. Und nicht einmal das ist völlig richtig. Du weißt, dass du Atlan und Anima töten wirst, sobald sie zusammen sind. Niemand wird dich dann hindern können.

      Du weißt aber auch, dass dieses Gefängnis namens Mrothyr ungeduldig wird. Atlan und Anima weilen auf derselben Planetenoberfläche, ohne dass sie bisher zusammengekommen sind. Es liegt daran, dass ein Mann wie Atlan und sein Orbiter sich nicht sehen müssen, um zu wissen, was zu tun das Richtige ist. Sie handeln unabhängig und doch Hand in Hand.

      Der Mrothyr, der nach außen hin agiert wie du selbst in früherer Zeit, profitiert von dir. Er entnimmt deinem Bewusstsein die Gedanken. Er verarbeitet sie und richtet sich danach. Und du bist ein Teil von ihm und erkennst seine Absichten. Seine Ungeduld steigt, und es ist auch deine Ungeduld.

      Du gegen dich. Das Gefühl der Auseinandersetzung wird immer stärker in dir und verursacht dir Schmerzen. Du willst ausbrechen, aber du kannst es nicht. Du bist wehrlos, und dein Rasen und Toben nützt nichts. Du setzt dich in Bewegung. Du verlässt die Zentrale der STERNSCHNUPPE und lässt dich im Antigravschacht zur Bodenschleuse tragen.

      »Ich nehme ein Flugaggregat und suche die STERNENSEGLER auf«, verkündest du dem Schiff, und es bestätigt dir, dass keine Gefahr besteht. Es ist deine Stimme, die spricht. Es ist dein Körper, der sich bewegt, dein Geist, der denkt.

      »Atlan wird ein Mittagsschläfchen halten«, sagst du im typischen Mrothyr-Stil und überlegst, ob du damit der Wahrheit nahe kommst. »Ich werde Anima bitten, mir einen Wecktrunk für ihn zu geben!«

      In Wirklichkeit willst du etwas anderes. Du willst Anima überreden, mit dir nach Atlan zu suchen. Du willst sie endlich zusammenbringen, damit du sie gemeinsam töten kannst. Nur dann darfst du sicher sein, dass dein Auftrag abgeschlossen ist.

      EVOLO besitzt vom Erleuchteten ein Erinnerungsstück, das besagt, dass Anima dann am wehrlosesten ist, wenn sie vor der Leiche ihres Ritters steht oder ihn leiden sieht. In diesen Augenblicken wird sie nicht auf sich selbst achten.

      Dies ist der Zeitpunkt, an dem du zuschlagen wirst. Aber zuvor musst du die beiden zusammenbringen oder zumindest in erreichbare Nähe. Vorläufig jedoch weiß niemand, wo Atlan und Chipol sich aufhalten.

      Du verlässt die STERNSCHNUPPE und schaltest das Flugaggregat ein. Es ist ein Modell aus den Arsenalen des Schiffes. Es hat eine fast unbegrenzte Reichweite, und du fliegst nach Norden in die Richtung, in der die STERNENSEGLER zu suchen ist. Das Bild des Schiffes steht deutlich vor deinen Augen.

      Anima ist der Gegner. Anima ist die Ursache all dessen, was in der Vergangenheit fehlging. Anima war der Grund, warum der Erleuchtete aus der Galaxis Alkordoom floh. Atlan weiß das, und er weiß einiges mehr. Und sobald er mit Anima zusammen ist, wird er Dinge erfahren, die seinen Kampf gegen EVOLO begünstigen.

      Deshalb hat EVOLO dich ausgesucht. Du bist eines der fähigsten Wesen in ganz Manam-Turu. Schon auf Zyrph warst du aktiver als alle anderen. Du hast gegen das Neue Konzil und seine Schergen gekämpft. Aber an Atlans Seite war dir kein Glück beschert. Du konntest den Planeten nicht befreien. Jetzt aber gibt EVOLO dir die Kraft. Diesmal wirst du Erfolg haben, und niemand wird kommen und ihn dir streitig machen.

      Du hasst dich, weil du solche Gedanken denkst. Aber es sind nicht deine Gedanken. Es sind die deines veränderten Körpers, der ein Sklave EVOLOS geworden ist.

      Du wirst ein wenig ruhiger. Die Zeit des Fluges etliche Meter über der staubigen Oberfläche lässt dich an die Möglichkeiten denken, die du noch nicht nutzen konntest. Du musst abwarten, bis du dich ganz auf deinen Auftrag konzentrierst. Dann musst du die Absperrung durchbrechen, in der du gefangen bist. Dann musst du die Warnung hinausschreien, und es darf nicht zu früh und nicht zu spät sein. Du weißt das, dein Körper weiß es. Er ist ein eigenständiges Monstrum, und er lässt dir keine Chance.

      Anima, Mrothyr kommt. Rette dich. Du darfst dich nicht in seiner Nähe aufhalten.

      Flieh, Anima!

      Niemand hört dich, nur du selbst. Du lachst dich aus, denn du bist das willige Geschöpf eines Mächtigeren.

      Die STERNENSEGLER taucht vor dir auf. Du landest und betrittst sie. Anima erwartet dich in der Zentrale. Du hast sie vor dir. Jetzt brauchtest du nur zugreifen. Du trägst deine Waffe.

      Töte sie!

      Du tust es nicht. Es wäre ein Fehler. Du bist sicher, dass die STERNSCHNUPPE mit POSIMOL kommuniziert und genau verfolgt, was in der STERNENSEGLER vor sich geht. Sie würde Atlan warnen, und dein Auftrag wäre verpatzt.

      Nein, du musst warten.

      »Hallo Mrothyr«, hörst du Anima sagen. »Es freut mich, dich kennen zu lernen!«

      »Ich habe viel Gutes von dir gehört, Anima«, sagst du. »Gibt es Neuigkeiten?«

      »Atlan ist aufgetaucht. Er befindet sich bei Goman-Largo und Neithadl-Off. Chipol ist bei ihm. Sie sind an Bord der YOI 1, bekannt unter dem Namen ENTE. Sie verhandeln mit dem Kommandanten.«

      »Das ist gut. Da fliege ich auch hin!«

      7.

      »Lurquin tauchte plötzlich auf. Niemand konnte genau sagen, mit welchem Schiff er gelandet war und wo er es geschafft hatte, sich an Bord zu schleichen. Er wurde verhaftet und nach seinen Besitzverhältnissen befragt. Nun wäre es dem Hauptplaneten unseres Reiches nicht schwergefallen, einen Gestrandeten zu versorgen, aber Lurquin besaß etwas, woraus er Kapital schlagen wollte.«

      »Er nannte es einen Glücksstein«, fiel Atlan dem Obmann ins Wort. »Es kann sich nur um einen der Steine handeln.«

      »Wir Tessaler betrachteten den Daila plötzlich mit ganz anderen Augen«, bestätigte Soray. »Wir kannten diese Art von Steinen, denn es sind Heilige Steine. Wir wussten bis dahin nicht, dass mehr als einer existiert. Wir vermuteten es wohl, doch die Forschungen im Rahmen unseres expandierenden


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