Perry Rhodan 1633: Eine Falle für die MAGENTA. Arndt Ellmer
hast du gesagt?«
»Koka Szari Misonan! Das ist der Name der terranischen Rätin.«
Die Augen des Ennox fixierten die Sprechöffnung des Blues am oberen Ende des langen Halses, dann nickte er hastig.
»Meine ich doch«, bestätigte er. »Und ich will ein Hanswurst sein, wenn es nicht zutrifft.«
»Du hast schon intensive Kontakte mit Terranern gehabt«, erkannte Yeni Zynok. »Dein Wortschatz lässt es vermuten.«
»Was meinst du? Ach so. Seit Monaten schon. Eigentlich bin ich ja aus dem Grund in diese komische Galaxis gekommen, weil mir der Witz so gut gefallen hat. Du kennst ihn sicher. Philip hat den ersten Teil damals auf Wanderer erfahren. Stehen zwei Pilze im Wald. Kommt ein Hase vorbei, und die ...«
»Ich habe davon gehört, Keskidi. Aber es waren nicht zwei Pilze, sondern zwei Terraner. Und es kam auch kein Hase drin vor, sondern ein Ennox. Ich will es dir erzählen: Stehen zwei Terraner im Wald und unterhalten sich. Kommt ein Ennox vorbei, der keinen Hut aufhat. Sagt einer der Terraner zum anderen: Pass auf, wir rufen jetzt den Ennox, und ich frage ihn, ob er einen Hut aufhat. Er sagt nein, und wumm, haust du ihm eine in die Schnauze ...«
»Was hast du gesagt?«
Der Blue hielt verwirrt inne. Die merkwürdige Frage brachte ihn völlig durcheinander. Der Ennox stand jetzt dicht vor ihm, und seine Augen hingen förmlich an dem Halsmund, als müssten sie die Worte dort ablesen.
»Du bist taub!«, rief Yeni Zynok verwundert. Seine Stimme verstieg sich dabei in eine schrille und hohe Tonlage. »Ein tauber, lippenlesender Ennox. Seit wann gibt es denn so etwas?«
Diesmal schien Keskidi ihn verstanden zu haben, denn er nickte in menschlicher Manier.
»Warum soll es das nicht geben? Wie ich hörte, gibt es Blues, die sich nicht mit Hilfe des Ultraschall-Organs verständigen können.«
»Du bist gut informiert«, staunte Yeni. »Aber das ist kein Wunder, wenn du dich schon längere Zeit in der Milchstraße aufhältst.«
»Was hast du gesagt?«, rief der Ennox mit leichtem Zorn in der Stimme. »Kannst du nicht laut und deutlich sprechen? Wozu hast du einen so langen Hals und diese wulstigen Lippen? Außerdem, wenn ich das richtig interpretiere, dass du von zwei Terranern und einem Ennox gesprochen hast: Das stimmt so nicht.«
»Doch, doch«, beeilte sich Yeni Zynok zu versichern. »Ich habe den Witz von einem der terranischen Köche hier im Humanidrom gehört. Als der Ennox eines Tages wieder auftauchte, fragten die beiden Terraner ihn nach einer Zigarette. Und weil der Ennox noch immer keinen Hut aufhatte, haute ihm der eine ...«
»Hör auf, hör auf!«, tobte Keskidi. »Kein Wort ist wahr, und ich verstehe sowieso nur die Hälfte davon. Bisher hielt ich dich für einen guten Redner, aber jetzt weiß ich, dass du zu dieser üblen Sorte von Demagogen gehörst, die den anderen das Wort im Mund herumdrehen. Mit dir vertrödle ich nur meine Zeit.«
Sagte es und verschwand.
Der Syntron der kleinen Wohnung meldete fast gleichzeitig, dass draußen einer der Vertigo-Roboter wartete, um ihn zu einem abgeschirmten Konferenzraum in unmittelbarer Nähe des Schwingungstempels zu bringen, in dem das Galaktikum tagte.
*
Wie ein Fels in der Brandung eines stürmischen Ozeans stand sie da, und ihre Körperhaltung drückte Selbstbewusstsein aus. Gleichzeitig übte sie sich in Gesten des Entgegenkommens und des Einverständnisses. Gyi Ziü gehörte zu den politischen Vertretern aus der Eastside, die ein einmal geschlossenes Abkommen so lange mit Leben zu erfüllen bereit waren, wie es einen Sinn machte. Dass ausgerechnet sie als Galaktischer Rat aller Bluesvölker agierte, konnte den Akonen alles andere als recht sein. Sie besaß eine Vision, und wenn sie im Kreis ihrer engsten Mitarbeiter ab und zu Feste feierte und ein wenig Methylalkohol zu viel zu sich nahm, dann trat diese Vision deutlich zu Tage. Sie bestand in der Vorstellung, dass es in der Zukunft der Galaxis eine echte und globale politische Vertretung aller Völker unter dem Namen Galaktikum und mit einer gemeinsamen Regierung geben würde. So gesehen stellte Gyi Ziü eine der glühendsten Verfechterinnen der galaktischen Idee dar, und sie hatte sich schon seit ihrer Amtsübernahme vor über sechs Jahren dafür stark gemacht. Stellte ihr jemand zu vorgerückter Stunde dann die Frage, wann die Einheit der Milchstraße denn kommen solle, wurde sie sehr schnell realistisch: ungefähr in zehntausend Jahren.
Evolution ließ sich nur in kleinen Schritten sinnvoll bewerkstelligen, und es galt, Rückschläge ebenso zu verkraften wie negative Entwicklungen. Der Gedanke, dass die Versuche der Akonen, ein entstandenes Machtvakuum zu füllen, nur eine vorübergehende Erscheinung darstellten, beruhigte sie und ließ sie so handeln, wie sie es tat.
Und Tephar Alropis wusste das. Der Akone ließ sich auf einer Antigravsänfte hereinschweben, die von oben bis unten mit kostbarem Samt ausgestattet war. Er selbst trug ein goldenes Brokatgewand, das sich in seinem samtbraunen Gesicht spiegelte. Die großen und dunklen Augen des Akonen nahmen alles auf einmal wahr und schienen alles zu verschlingen, was sich in ihrem Blickfeld befand. Die großen Ohren bedeckte er mit langen Haaren auf den Seiten des Kopfes. Für gewöhnlich waren seine Lippen kaum sichtbar, aber jetzt hielt er den Mund geschürzt. Auf der Brust seines Gewandes prangte das rautenförmige Schmuckstück, das in stilisierter Form den Planeten Sphinx und einen akonischen Trichterbau zeigte.
Alles in allem stellte der Akone selbst für einen Blue eine ausgesprochen unsympathische, um nicht zu sagen hässliche Erscheinung dar. Das Einzige, was als sicher galt, war die Tatsache, dass der Akone es den Blues nicht ansehen konnte, welche Meinung sie von ihm hatten.
»Willkommen, Tephar Alropis«, empfing Gyi Ziü ihn. Sie trat der Sänfte entgegen und streckte die Hand aus. Alropis beachtete sie nicht. Er ließ die Sänfte in die Mitte des Raumes gleiten und drehte sie einmal um sich selbst. Ein Energieschirm flammte auf und umfasste alle, die sich eingefunden hatten.
»Es gibt keine Zeit für Sentimentalitäten«, erklärte er, als er sich vergewissert hatte, dass niemand sie jetzt abhören konnte. »Die mir für den Handelstransport zugesicherten Schiffe sind nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen. Einen solchen Bruch der Vereinbarungen werde ich nicht hinnehmen!«
»Du hast dich verspätet, Kollege«, zirpte Gyi Ziü sanft. »Wie du sicher weißt, hat es in der Nähe meiner Heimatwelt Apas so etwas wie eine Hyperdimentladung gegeben, deren Herkunft bisher nicht in Erfahrung gebracht werden konnte. Nur so viel ist sicher, dass es keinen Zusammenhang mit der zweiten Toten Zone gibt. Wir brauchen Zeit, bis alle Syntroniken und Antriebssysteme wiederhergestellt sind.«
»Und wie lange wird das dauern?«
Sie kam nicht dazu, eine Antwort zu geben. Innerhalb des von Alropis erzeugten Schirms wurde es lebendig. Ennox tauchten auf, mehr als ein Dutzend. Sie drängten sich zwischen den Blues und dem Akonen und redeten wild auf ihn ein.
»Glaube ihr kein Wort. Sie spricht mit gespaltener Zunge!«, rief einer. Ein anderer rempelte ihn an und widersprach.
»Sie ist ein Engel im Humanidrom. Über ihre Wulstlippen ist noch nie eine Lüge gedrungen. Wir sind gleichberechtigte Teilnehmer jeder Besprechung und nehmen ab sofort an dieser Unterredung teil.«
Alropis hob eine Hand und wollte die Meute zum Schweigen bringen, aber die Ennox beachteten es nicht. Sie verstanden ihn auch nicht. Sie beachteten ihn und die Blues nicht mehr und stritten untereinander über die richtige Wahrheit.
In einer solchen Situation blieb erfahrungsgemäß nichts anderes übrig, als das Ganze auszusitzen, so zu tun, als seien die Ennox nicht vorhanden, und zu warten, bis es ihnen langweilig wurde und sie verschwanden.
»He, Alropis«, rief eine weibliche Ennox mit wallender Löwenmähne unvermittelt. »Was soll der faule Zauber? Wieso bleibst du nicht einfach daheim auf Akon? Du hättest Soldat werden sollen und nicht Politiker. Deine Fähigkeiten liegen nicht im pädagogischen Bereich, oder?«
Alropis schloss die Augen und missachtete die Gestalten, die seine Sänfte umtanzten und sich über ihn beugten. Einer tippte ihn an die Nase, und der Akone schlug ihm mit einer