Mission SOL 2020 / 2: BARILS Botschaft. Madeleine Puljic

Mission SOL 2020 / 2: BARILS Botschaft - Madeleine Puljic


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die dem Ritterbund der Superintelligenz BARIL derzeit ausgeliefert war.

      Wieder erhaschte sie einen Blick auf einen der Roboter. Missmutig verfolgte sie das kalte Glänzen seines optischen Sensorbands. A-Kuatond hätte ihren Kunstgeschöpfen jede Gestalt geben können. Sie hätte sie drei Meter hoch und mit einer Panzerfaust anstelle eines Kopfs konstruieren können, um sie einschüchternd bedrohlich wirken zu lassen.

      Warum sahen sie stattdessen aus wie Servoroboter in einer billigen Wellnesseinrichtung für Zentrifaal? Ebenso gut hätte A-Kuatond sie lebensecht produzieren lassen können, sogar mit individuellen Gesichtszügen. Weshalb ließ sie sich eine Horde Automaten bauen, die ihrem Volk so sehr ähnelten, nur um sie dann doch wieder von sich abzugrenzen?

      Resolut schob Qumisha diese Überlegungen von sich. Es spielte im Grunde keine Rolle, welchen Weltansichten A-Kuatond nachhing. Die Ritterin hatte die SOL besetzen lassen – das war es, was Qumisha gegen den Strich ging! Umso mehr, da neuerdings sie die Verantwortung für das Expeditionsraumschiff trug.

      Sie zog sich zum Ausgang des Antigravschachts und landete auf der Hauptebene des Mittelteils der SOL. Erleichtert atmete sie auf, als sie den Gang leer vorfand. Das änderte sich, sobald sie durch das Schott in die Zentrale trat und von dem glänzenden Argusaugenband des nächsten Roboters empfangen wurde.

      War ja klar. Die Ritterin würde nicht ausgerechnet die Zentrale verschonen, den Dreh- und Angelpunkt so ziemlich jeder wichtigen Entscheidung an Bord.

      Mit einem leisen Seufzen sah sich Qumisha in dem weiten Raum um. Das Hauptholo zeigte eine Ansicht von A-Kuatonds Schlachtspitze – ein gleichseitiger Tetraeder von knapp zwei Kilometern Kantenlänge, der sich infolge von Rhodans entschlossenem Eingreifen in erbärmlichem Zustand befand. Gut ein Viertel von A-Kuatonds Schiffssegmenten war zerstört, der in Tausende Untereinheiten teilbare Raumer durchlöchert wie ein Schweizer Käse.

      Dafür wirkten die beiden anderen Raumschiffe ihrer Eskorte umso imposanter: ein ozeangroßer Wassertropfen und ein zwei Kilometer langes, violettes Walzenschiff. Beide fraglos mit den technischen Möglichkeiten einer Superintelligenz hochgerüstet. Keine Gegner, mit denen Qumisha ins Gefecht gehen wollte. Da half es auch nicht, dass das vierte und größte der Ritterschiffe das System bereits wieder verlassen hatte.

      Qumisha ballte die Hand zur Faust, ließ den Blick über die Steuerpulte in der Zentrale schweifen. An der Station des Expeditionsleiters saß Rhodan und betrachtete gedankenversunken ein Hologramm, hatte die Ellbogen auf die Positronikkonsole gestützt und das Kinn auf seine Hände gelegt. Als Qumisha auf ihn zutrat, wischte er das Holo beiseite und sah auf.

      »Tess.« Ein schiefes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, doch es erreichte seine Augen nicht. »Kommandantin.«

      »Ich muss mit dir sprechen.« Mit einem Kopfnicken deutete sie in Richtung des mechanischen Zentrifaal. »Unter vier Augen.«

      Rhodan folgte ihrem Blick. »Ich fürchte, Gespräche unter vier Augen sind derzeit Mangelware.« Er berührte einen Sensor an seinem Pult, und mit einem leichten Flimmern legte sich ein akustisches Dämmfeld um sie. »Vielleicht haben wir Glück, und sie tolerieren das hier.«

      »Sicher nicht für lange.« Sie musste sich beeilen. Also kam sie ohne Umschweife zum Punkt. »Wir müssen aus dem Konvoi ausbrechen, bevor wir Kessaila erreichen.«

      Rhodan wirkte nicht überrascht. Er stieß ein leises Seufzen aus. Das war alles.

      Irritiert zog Qumisha die Augenbrauen zusammen. Untätigkeit war eigentlich keine Eigenschaft, die sie mit Perry Rhodan assoziierte.

      »Noch ist es nicht zu spät«, fuhr sie fort. »Noch haben wir mindestens drei Tage, bis wir am Ziel sind. Diese Zeit müssen wir nutzen!« Sie senkte die Stimme, Dämmfeld hin oder her. »Ich habe mich umgehört. Niemand von uns will diesen Konflikt! Selbst die Neu-Solaner glauben, dass wir in eine Falle fliegen. Wir müssen umkehren!«

      Rhodan nickte. Gleich darauf schüttelte er jedoch den Kopf. »Ich verstehe deine Sorge, aber so einfach ist es leider nicht.«

      »Natürlich nicht!« Aber sie hatte schließlich einen Plan.

      Die Raumschiffe, die nach wie vor im Außenbeobachtungsholo prangten, waren kein Problem. Sie hatten zwar die Zerstörung der SOL angekündigt, falls die Besatzung einen Fluchtversuch wagte. Aber das war eine leere Drohung. Handlanger einer Superintelligenz oder nicht, BARILS Ritter konnten rein gar nichts unternehmen, wenn die SOL einfach aus dem Hyperraum fallen und gleich darauf in eine andere Richtung losstarten würde. Die Eskorte war es nicht, was die SOL in den Konvoi zwang – das taten allein A-Kuatonds Aufpasser.

      »Erst müssen wir die Blechschädel loswerden, und dann ...«, fing Qumisha an.

      »... haben wir rein gar nichts gewonnen«, unterbrach Rhodan sie leise, aber nachdrücklich. »Ich schätze deine Überlegungen, Tess. Aber du irrst dich in einem wesentlichen Punkt.«

      »Und zwar?« Er ließ sie ja nicht mal ausreden!

      »Wir fliegen nicht in eine Falle. Wir sitzen schon drin, seit diese Schiffe im Diulusystem aufgetaucht sind.« Er zuckte mit den Achseln. »Oder vielmehr: Wir befinden uns in einer Zwickmühle. A-Kuatonds Roboter, so nervtötend sie auch sind, ändern daran leider gar nichts.«

      »Aber ...«

      Wieder unterbrach er sie, diesmal mit einer müden Geste. »Glaub mir, ich bin auch alles andere als glücklich mit unserer aktuellen Situation. Und ich stimme dir zu: Wir könnten den Rittern entkommen. Aber selbst wenn wir unsere Überwacher loswerden, aus dem Konvoi ausbrechen und einfach verschwinden, was hätten wir gewonnen?«

      Rhodans Blick glitt über das Kontrollpult, als wolle er das Holo wieder aufrufen, das er bei ihrem Nähertreten desaktiviert hatte. Mit einem leichten Kopfschütteln wandte er sich ab und sah Qumisha erneut in die Augen. »Wir müssen die Ritter begleiten, wenn wir an jene Informationen gelangen wollen, die die Kosmokraten von uns verlangen.«

      »Mitten ins Nest dieser Ritter vorzustoßen, kann doch nicht der einzige Weg sein, um sie auszuspionieren!«

      »Vielleicht nicht. Aber noch haben wir den Vorteil des Zweifels. Sobald wir jedoch abhauen, wissen die Ritter, dass wir uns keiner Gesinnungsprüfung durch BARIL stellen wollen. Dann ist unsere Chance passé. Ich will sie aber nicht leichtfertig aufgeben.«

      Als sie nichts erwiderte, fügte er hinzu: »Die Roboter sind nur eins unserer Probleme. Wenn wir uns davonmachen, wird unser anderer Gast dafür sorgen, dass uns die Kosmokraten bestrafen.«

      »Aber wenn wir nichts tun, sind wir der Willkür dieser Ritter ausgeliefert.« Qumisha konnte sich nur mühsam beherrschen. Wieso redete Rhodan immer noch von einer Chance? »Die wollten uns bereits mit ihrem ersten Schnellurteil ohne Schiff irgendwo im Nirgendwo aussetzen! Glaubst du wirklich, dass sich unsere Situation bessert, wenn wir erst mal im Zentrum ihrer Macht sitzen?«

      »Selbst wenn nicht, wären wir immerhin noch am Leben«, hielt Rhodan dagegen, »während die Kosmokraten kurzen Prozess mit uns machen würden. Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber ich bevorzuge ein ungewisses Schicksal gegenüber einem, bei dem wir zweifelsfrei wissen, dass die SOL samt Besatzung zerstört wird.«

      Weil du glaubst, dass du das schon geregelt bekommst. Ohnmächtiger Zorn wallte in ihr hoch. Auch wenn sie Perry Rhodan schätzte – allzu oft glaubte der Zellaktivatorträger, er kenne die Antwort auf alle Fragen.

      Wie die Realität aussah, hatte er im Diulusystem eindrucksvoll demonstriert: Fünfundzwanzig Solaner waren tot. Gestorben in einem Gefecht, das Rhodan – zugegeben mit ihrem Einverständnis – losgetreten hatte. Um ein Volk zu retten, das A-Kuatond zufolge seinerseits keine Hemmungen gehabt hatte, andere Völker auszulöschen. Und was hatte es den Menschen gebracht? BARILS Ritter hatten trotzdem kurzen Prozess mit den Truvaud gemacht, und die SOL-Besatzung war in Haft geraten.

      All das hatte sie Rhodan bereits vorgeworfen. Und sie hätte es ein weiteres Mal getan, doch er kam ihr zuvor.

      »Wir tun, was wir können«, sagte er. Wieder sah er zu der Stelle, an der das kleine Hologramm verschwunden war. »Und wir


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