Perry Rhodan 3067: Die Ägidenwelt. Michael Marcus Thurner

Perry Rhodan 3067: Die Ägidenwelt - Michael Marcus Thurner


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etwa 300. Sie hatten provisorische Lehmhütten errichtet und bezogen. So etwas wie Normalität hatte sich breitgemacht, nachdem sie seit mehr als drei Wochen ihren Standort nicht mehr hatten wechseln müssen.

      Er sammelte seine Gedanken, erhob die Stimme und redete. So, wie niemand außer ihm zu reden vermochte. Mit Engelszungen, sagten seine Anhänger. Wer ihm zuhörte, für den stand die Zeit still. Es waren Stimme und persönliche Überzeugungskraft, die auf seine Anhänger wirkten.

      Sie hörten aufmerksam zu. Misstrauen verwandelte sich in Vertrauen, Abneigung in Zuwendung, Apathie in Begeisterung. Corey machte, dass sie ihre Fäuste reckten, seinen Namen schrien, ihn feierten, ihm ewige Treue schworen.

      Am nächsten Tag würden sie es aber längst wieder vergessen haben, und er würde ein weiteres Mal sprechen müssen. So, wie er es jeden Tag tat, seit mehr als fünf Jahren.

      2.

      Anflug

      »Tipa 8-Riordan und Alaska 9-Saedelaere also«, sagte Cascard Holonder.

      »Richtig«, bestätigte Icho Tolot und fügte hinzu: »Die Schirmherrin der Villanova-Terraner und ihr Vordenker nutzen die Namen einer Piratin mit sehr eigentümlichen moralischen Ansichten und den eines guten Freundes.«

      Das zweidimensionale Bild des Kommandanten der RAS TSCHUBAI verschwamm. Es machte einem mattgrauen Schleier Platz.

      Die Hyperfunkverbindung war schlecht, auch wenn der Posbi namens Gustav zwischengeschaltet war und sich mit all seiner Kompetenz bemühte, höherdimensionale Störelemente auszufiltern. Die ausgetauschten Nachrichten legten eine Entfernung von 10.000 Lichtjahren quer durch den Sternenarm namens Paliaga zurück – wenngleich über mehrere eigens dafür ausgesetzte Relais –, bevor sie decodiert und zu einem sinnvollen Text zusammengefügt wurden. In einem Gebiet, in dem Tolot und sein Begleiter Onker Dou mehrmals hyperphysikalische Phänomene angemessen hatten.

      Holonders prägnante Erscheinung tauchte erneut in der Darstellung auf. Er stand unmittelbar vor seinem Kommandantenstuhl. Im Hintergrund waren einige seiner wichtigsten Mitarbeiter zu sehen. Offiziere, die den Lebenstakt in RAS TSCHUBAI vorgaben.

      »Ich möchte deine persönliche Einschätzung hören, Icho«, sagte Holonder. »Wer und was sind diese ... Wesen?«

      Das Wort Terraner kam ihm nicht über die Lippen.

      »Sie sind Imitationen. Vermutlich ebenso wie die Gataser, mit denen wir es zu tun hatten. Die positronischen Mini-Komponenten in ihren Gehirnen bringen sie dazu, gewisse Verhaltensmuster zu verfolgen.«

      »Um was zu tun?«

      »Das möchte ich herausfinden. Ich werde die Einladung von Flottenkommandantin Petresse 7-McNamara annehmen.«

      Wieder entstand eine längere Pause. Tolot wartete geduldig, bis Gustav und die Positronik der FEEDRA BERGSON die Verbindung erneut hergestellt hatten.

      »Ist es das, worauf uns Bru Shaupaard hatte aufmerksam machen wollen?«, fragte Holonder.

      »Die Wahrscheinlichkeit ist groß.« Tolot hatte lange über diese Dinge nachgedacht. »Meine Vermutung ist: Die Cairaner haben in dieser Galaxis einen Zwischenstopp auf ihrem Exodus in die Milchstraße eingelegt. Oder eine Auslagerung ihrer ... Arbeiten vollzogen. Sie möchten mehr über Blues und Terraner herausfinden. Die Völker der Milchstraße bei Planspielen besser kennenlernen.«

      »Glaubst du etwa, dass auch Pseudoarkoniden oder Pseudotopsider in Tauk zu finden sind?«

      »Das werden uns die Villanova-Terraner sagen. Ich glaube allerdings nicht, dass es so sein wird.« Tolot merkte Holonder an, dass er Fragen auf dem Herzen hatte, sich aber schwertat, sie auszusprechen. »Du möchtest wissen, ob meine Drangwäsche überstanden ist?«

      »Richtig.« Holonder atmete tief durch.

      »Ich muss dich enttäuschen. Ich durchlebe lediglich eine Art Ruhephase. Würde ich mich nicht mit aller Kraft zusammenreißen, wäre die FEEDRA BERGSON mittlerweile ein Wrack.«

      »Ich verstehe.«

      »Wahrscheinlich nicht. Aber keine Sorge. Ich habe so viele Drangwäschen durchlebt, dass ich mich unter Kontrolle habe. Und Onker Dou erledigt seine Aufgabe ausgezeichnet. Er ist nicht immer leicht zu ertragen ...«

      »... sagt ein Haluter mit Drangwäsche ...«

      »... aber er findet meist die richtigen Worte und weiß die Lage gut einzuschätzen.«

      »Wie verhält sich Annba?«

      »Ruhig. Das Zain-Konstrukt sagt kaum ein Wort. Es ist allerdings brennend daran interessiert, auf die Ägidenwelt gebracht zu werden. Annba ist seit Stunden in der Medoabteilung und lässt sich von der Schiffspositronik über die zerebralen Funktionen der Pseudo-Terraner informieren. Hauptsächlich widmet er sich den winzigen positronischen Bestandteilen.«

      »Wundert dich das? – Leite mir alles Datenmaterial weiter!«

      »Sofern die Verbindung ausreichend gut bleibt, ja.« Tolot wechselte das Thema. »Wie sieht es auf der RAS TSCHUBAI aus? Wie lange wird die Salkrit-Dotierung noch benötigen?«

      »Einige Tage«, wich Holonder einer klaren Antwort aus. »Wir haben kaum Erfahrungswerte mit den Hyperschwingungs-Induktoren. Die Zain-Konstrukte haben uns zwar detaillierte Verhaltensrichtlinien mitgeliefert, aber die Praxis unterscheidet sich deutlich von den Trockenübungen.«

      »Wundert dich das?«, wiederholte Tolot Holonders Frage in der gleichen Betonung wie jener, ehe er fortfuhr: »Wo genau liegen die Probleme?«

      »Sie haben mit dem Energiefluss bei der Sonnenzapfung zu tun. Bei der Beschaffung der notwendigen Energien für die Dotierung. Sonne ist nicht gleich Sonne. Bei Senn-A ...«

      »Senn-A?«

      »Das Gestirn mit der besten Ladungsdichte, die wir entdeckt haben. Das Strahlungspotpourri, das wir abbekommen, muss gewissermaßen ideal abgemischt und auf die beiden Sonnenzapfer aufgeteilt werden. Senn-A bietet die besten Voraussetzungen. Aber die Sonne ist unberechenbar. Manchmal zu schnell, manchmal zu unbeherrscht in ihren Ausbrüchen.«

      »Du vermenschlichst eine Sonne.«

      »Weil sie ebensolche Probleme macht wie ein Mensch.«

      »Na schön. Zurück zum Thema: Petresse 7-McNamara ist bereits im Anflug auf unsere Position im Spandadsystem. Sie wird uns allesamt aufnehmen und uns an Bord der KAWA DANTROFF zur Ägidenwelt bringen.«

      »Warum folgt ihr dem Schiff der Villanova-Terraner nicht an Bord der FEEDRA BERGSON?«

      »Ich hatte eine Unterhaltung mit 7-McNamara. Sie sieht uns als Verbündete, aber sie bleibt auch vorsichtig. Sie beharrt darauf, dass wir an Bord ihres Schiffs kommen.«

      »Was geschieht mit der FEEDRA BERGSON?«

      »Ich versiegle sie und bitte dich, sie zu bergen, sobald die Sonnenzapfung abgeschlossen ist.«

      »Du rechnest damit, dich länger auf der Ägidenwelt aufzuhalten?«

      »Glaubst du etwa, dass ich mal eben zum Händeschütteln ein paar Hundert Lichtjahre weit fliege?«, brauste Tolot auf, wollte auf das Pult vor ihm einprügeln und nahm sich in letzter Sekunde zurück. Zurück blieb ein leichter Knick im metallenen Tragearm der Arbeitsfläche.

      Holonder schwieg für einige Sekunden. Schließlich sagte er: »Ich hoffe, dass Onker Dou weiterhin mit deinen ... Wallungen zurechtkommt.«

      »Wir haben alles unter Kontrolle.« Tolot unterdrückte die Wut in sich. Er ventilierte sie falsch. Er musste sie sich aufsparen und dann entweichen lassen, wenn es notwendig war.

      »Wir sollten dennoch in Kontakt bleiben«, sagte Holonder. »Wissen wir denn, wie weit wir den Villanova-Terranern trauen können?«

      »Du vergisst Gustav. Die Pseudo-Terraner sehen ihn als simple Arbeitsmaschine. Er wird den Funkverkehr zwischen euch und uns ermöglichen, sollte es nötig sein.«

      »Hat


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