Robert Koch. Barbara Rusch

Robert Koch - Barbara Rusch


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war: »Es ist dieses ein Beweis dafür, daß Robert sich besonders ausgezeichnet hat … Diese Ehre wird freilich viel Geld kosten, da er sich hat verpflichten müssen, noch 3 Jahre in Göttingen zu bleiben, und nur 40 Thaler Jahresgehalt bekömmt. Er wird aber in dieser Stelle viel lernen, kann die akademische Karriere machen oder erhält, wenn er in die Praxis geht, gleich eine gute Stelle.« Offenbar gingen einige besorgte Briefe hin und her, in einem schrieb Robert Koch noch im Februar an seinen Vater: »Zugleich kann ich Dir die erfreuliche Mittheilung melden, daß ich die Stelle vor 8 Tagen schon definitiv … angetreten habe. Bis Ostern habe ich nur das Sektions-Protokoll zu führen, was mich an meinen Studien durchaus nicht behindert. Im nächsten Semester werde ich dann freilich mehr Beschäftigung davon haben, aber doch auch solche, die mir für meine praktische Ausbildung nützlich ist, wie ich denn überhaupt meine ganze Richtung stets darauf richten werde, später als praktischer Arzt zu fungiren.«

      Die Unsicherheit über Roberts Berufsweg war trotz aller Erfolge und des gewonnenen Preises nicht kleiner geworden. »Er sowohl wie Papa sind nur noch nicht entschlossen, ob Robert praktischer Arzt werden oder sich der akademischen Laufbahn widmen soll. Der Geldpunkt ist noch schwer zu überlegen …«, schrieb Mathilde Koch im Sommer 1865 über die Auseinandersetzungen in der Familie. Zugleich freute sie sich, dass Robert nun langsam erwachsen wurde, ihr zu Hause in den Sommerferien »Trost, Stütze und lieber Gesellschafter« und »zum ratgebenden Freunde herangewachsen« war.

      In seinem Studium hielt Robert Koch weiter mehrere Optionen offen: Er belegte Seminare, die ihn in der ärztlichen Praxis unterrichteten, behielt aber auch ein Standbein in der Forschung. Noch 1865 wechselte er als Assistent zu Georg Meissner, wo er im wahrsten Sinne des Wortes mit Leib und Seele Wissenschaft betrieb. Um herauszufinden, wie Bernsteinsäure im menschlichen Körper entsteht, nahm er im klassischen Selbstversuch aufgelösten apfelsauren Kalk, Asparagin (in Form von Unmengen von Spargel) und »fünf Tage lang Nachmittags ein halbes Pfund Butter mit etwas Brot« zu sich. Nach dieser Fettorgie wurde ihm verständlicherweise entsetzlich übel, und er musste den Versuch »wegen sich einstellender Verdauungsstörungen« aufgeben. Bernsteinsäure ist ein Zwischenprodukt des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels. Durch seine Versuche konnte Robert Koch beweisen, dass sie zum einen unter solchen Ernährungsbedingungen in großen Mengen im Urin auftritt und dass sie im Magen-Darm-Kanal entsteht. Seine Forschungsarbeit wurde noch 1865 in der »Zeitschrift für rationelle Medizin« veröffentlicht und bei seinem Abschluss als Doktorarbeit anerkannt.

      Mit einem besseren finanziellen Hintergrund hätte Robert Koch schon damals eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen können. Da daran jedoch nicht zu denken war, genoss er erst einmal den Sommer. Er fuhr im September zur Tagung der »Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte« nach Hannover und unternahm mit seinem Vater eine Erholungsreise nach Hamburg, Lübeck und Helgoland. In dieser Zeit führte er viele Gespräche mit seinem Vater und seinem Onkel Eduard Biewend über seinen weiteren Berufsweg. Bei dieser schwierigen Entscheidung gab letztendlich wieder einmal das finanziell Machbare den Ausschlag – und vielleicht auch die Liebe, von der seine Familie zu jener Zeit noch nichts wusste.

      Ab dem Wintersemester 1865 bereitete sich Robert Koch an der Universität auf den Abschluss als praktischer Arzt vor. Er schlug sogar ein Angebot seines Onkels aus, der ihn bei einer Forschungsarbeit über Trichinen finanziell unterstützt hätte. Da der Entschluss jetzt gefasst war, ging alles sehr schnell: Fast Hals über Kopf meldete er sich am 3. Januar 1866 zur Promotion an, am 13. Januar bestand er die mündliche Prüfung, am 16. Januar hielt er seinen obligatorischen lateinischen Vortrag und schwor die Eidesformel der Ärzte. Noch am selben Tag konnte er mit dem Doktordiplom in der Hand die Universität Göttingen verlassen. Die erste große Hürde auf seinem Berufsweg war geschafft.

      Robert Koch erhielt an der Georg-August-Universität eine für die damalige Zeit sehr moderne Ausbildung, die ihn für die Medizin und die wissenschaftliche Forschung begeistern konnte. Aus seinen Studienbüchern geht hervor, dass er in einigen Fächern bei den Größen der jeweiligen Disziplinen hörte.

      So belegte er Kurse bei Friedrich Wöhler. Der Chemiker hatte 1824 durch die Synthese von Oxalsäure und 1828 von Harnstoff experimentell bewiesen, dass organische Stoffe aus anorganischen künstlich erzeugt werden konnten. Mit dieser Entdeckung widerlegte er die Vorstellungen des Vitalismus, die Anfang des 19. Jahrhunderts noch vorherrschten. Dem Vitalismus zufolge war die Bildung von Materie in Lebewesen – also von organischen Stoffen – nur unter Einwirkung einer transzendenten Lebenskraft möglich, die vis vitalis genannt wurde. Wöhlers Arbeiten waren wegweisend in der anorganischen Chemie und trugen dazu bei, die Medizin auf eine naturwissenschaftliche Basis zu stellen.

      Psychologie hörte Robert Koch bei Hermann Lotze, der seit 1844 als Professor für Medizin und Philosophie in Göttingen lehrte. Lotze stellte sich vehement gegen die Idee der vis vitalis und zählte zu den einflussreichsten Akademikern jener Jahre. Seine Werke behandelten naturwissenschaftliche, philosophische und metaphysische Themen. Lotzes psychologische Studien zählten zu den Pionierarbeiten der Disziplin.

      Der Physiologe Georg Meissner hatte den Plexus submucosus entdeckt – einen Teil des Nervensystems, das die Sekretion der Drüsen von Magen und Darm steuert. Zu seinen Entdeckungen zählten auch die nach ihm benannten Meissner-Tastkörperchen in der Haut, die auf Druck reagieren.

      Auch Karl Ewald Hasse, Professor der Pathologie und Leiter der Medizinischen Klinik in Göttingen, hatte sich mit seinen Arbeiten über Nerven, Herz- und Lungenkrankheiten einen hervorragenden Ruf erworben.

      Jakob Henle schließlich gilt heute als Wegbereiter der Bakteriologie sowie als Begründer der Histologie und mikroskopischen Anatomie. Er formulierte bereits 1841 in seiner Allgemeinen Anatomie die Grundlagen der naturwissenschaftlichen Medizin: »Die Physiologie der Gewebe ist die Grundlage der allgemeinen oder rationellen Pathologie, welche die Krankheitsprozesse und Symptome als gesetzmäßige Reaktionen einer mit eigenthümlichen und unveräußerlichen Kräften begabten organischen Materie gegen abnorme äußere Einwirkungen zu begreifen sucht.«

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