Respekt!. Per Jensen
wird, sich zur Nachtruhe zu begeben, gibt es für sie nur eins: hinauf in den Baum. Dieser Instinkt ist bei unseren heutigen zahmen Hühnern unverändert erhalten. Eine Legehenne in einem modernen Hühnerhaus muss eigentlich keine Angst haben, nachts von einem Marder oder einer Schlange angegriffen zu werden, aber es hilft nichts: Die angeborene Angst vor einem solchen Schicksal veranlasst sie, sich ihr Nachtlager hoch über der Erde zu suchen.
All diejenigen von uns, die als Hobby ein kleines Hühnerhaus zu Hause haben, wissen, dass hoch platzierte Sitzstangen das wichtigste Einrichtungsdetail sind. Wenn es beginnt, dunkel zu werden, hüpfen, flattern und krabbeln die Hühner hinauf. Dass sie keine besonders begabten Flugkünstler sind, spielt keine Rolle, hinauf müssen sie um jeden Preis. So kommt es einem jedenfalls vor, wenn man ihnen zusieht, aber sind sie wirklich bereit, alles für die Möglichkeit zu tun, ein erhöhtes Nachtlager zu ergattern? Das kann man tatsächlich mithilfe wissenschaftlicher Methoden herausfinden.
Der Preis für die Stange
Ein schwedisches Forscherpaar hat eine Serie von Untersuchungen dazu durchgeführt, wie die Hühner ihre Sehnsucht nach einer Sitzstange erleben. In einem Experiment hielten sie kleine Gruppen von Hühnern in Boxen mit Sitzstangen darin. Allerdings trennte eine Plexiglasscheibe Hühner und Stangen voneinander. Die Hühner konnten die Stangen also sehen, aber nicht auf ihnen sitzen. In anderen Boxen wurden die Stangen ganz entfernt. Dann studierten die Forscher das Verhalten der Hühner während der Dämmerungsperiode, die auf die Stunde fiel, ehe das Licht ganz gelöscht wurde. Die Ergebnisse waren deutlich. Als die Hühner nicht zu ihren Stangen gelangen konnten, reagierten sie mit verschiedenen Anzeichen der Frustration. Sie hüpften die Wände hoch, offensichtlich auf der Suche nach einer hoch gelegenen Alternative. Als sie einsahen, dass es ihnen nicht gelingen würde, irgendwo hochzukommen, wurden sie passiv und apathisch.
In einem späteren Experiment wandten die Forscher eine besondere Methode an, um die Hühner zu »fragen«, als wie wichtig sie eine Sitzstange ansahen. Die Hühner mussten in der Versuchsanordnung zunächst lernen, durch eine Schwingtür hindurchzugelangen, die an eine Saloontür erinnerte, wie man sie aus Westernfilmen kennt. Anreiz dabei war das Futter, das sich auf der anderen Seite der Tür befand. Als sie zuverlässig gelernt hatten, diese aufzustoßen, indem sie sich dagegendrückten, erhöhten die Forscher schrittweise den Widerstand, sodass es immer schwerer wurde, durch die Tür zu gelangen. Schließlich wurde deren Widerstand so groß, dass es unmöglich war, sich hindurchzuzwängen. Dadurch erhielt man eine Aussage darüber, wie schwer eine Tür sein darf, die ein Huhn in der Lage ist aufzudrücken.
Als die Hühner den Dreh heraushatten, platzierten die Forscher stattdessen Sitzstangen hinter der Schwingtür. In der Dämmerung bekamen die Tiere natürlich großes Interesse daran, durch die Tür und zu den Sitzstangen zu gelangen, und nun wurde der Widerstand erneut Tag für Tag etwas erhöht. Die Hühner fuhren fort, sich durch die Tür zu drängen, obwohl dies immer schwieriger wurde. Sie gaben nicht auf, ehe sie die Tür bei dem maximalen Gewicht, das sie bewältigen konnten, geöffnet hatten. Dieses Experiment zeigt, wie wichtig ihnen ihre Sitzstangen sind: Unabhängig davon, wie hoch der erforderliche Einsatz ist, strengen sie sich bis zum Äußersten an, um zu ihnen zu gelangen.
Wo keiner einen erwischt
Es besteht also kein Zweifel daran, dass es wichtig für Hühner ist, hoch auf eine Sitzstange zu gelangen, ehe es Nacht wird; aber fühlen sie sich wirklich sicherer, wenn sie dort gut sitzen? In verschiedenen Untersuchungen haben Forscher versucht, das zu messen. Man kam zu dem Ergebnis, dass ein bestimmter Abstand zum Boden allein nicht ausreicht, sondern dass es außerdem wichtig ist, die Krallen wirklich um etwas schließen zu können, das als Stange empfunden wird. Ein hohes Regal ist besser als nichts, aber wenn es eine Stange in derselben Höhe gibt, wird diese immer vorgezogen. Und versucht man, ein Huhn mit Lärm oder gar mit einem ausgestopften Iltis zu erschrecken, reagiert es bedeutend weniger, wenn es auf einer Stange sitzt, als wenn es auf einem Regal hockt. Allein das Gefühl, sich mit den Füßen festhalten zu können, flößt ihm Sicherheit ein.
Es ist aber tatsächlich auch wichtig, dass die Sitzstange sich hoch über der Erde befindet. Eine Forschergruppe untersuchte, wie Hühner reagierten, wenn sie die Stangen in unterschiedlichen Höhen anbrachten: Bei weniger als 80 cm über dem Boden interessierten sich die Versuchstiere nicht besonders für sie, doch mit zunehmender Höhe wurden sie immer attraktiver. Am allerliebsten wollten die Hühner auf Stangen in beinahe zwei Metern Höhe sitzen. Dies war das Höchste, was die Forscher in ihrem Experiment testen konnten.
Wenn man bedenkt, dass eine Mehrheit aller Legehennen weltweit in Käfigen von nicht mehr als 40 bis 50 cm Höhe sitzt, muss man sich nur vorstellen, wie sie sich allabendlich fühlen, wenn es beginnt, dunkel zu werden. Befreit man solche Hühner aus ihrem Käfigleben und bringt sie auf einen normalen Hühnerhof, sind Stangen zum Sitzen das Erste, wonach sie suchen. Die Sehnsucht eines Huhns nach einer Stange kann stärker sein, als wir es uns vorstellen können.
Lange glaubte man, dass KÜHE nicht schlafen, doch das tun sie – drei bis vier Stunden pro Tag, verteilt auf kurze Phasen. Im Schlaf legen sie normalerweise den Kopf zurück an ihre Schulter.
Ein HUHN kann Spermien mehrerer unterschiedlicher Hähne drei bis vier Wochen lang in speziellen Taschen im Eileiter aufbewahren. So kann es die Spermien des attraktivsten Hahns verwenden, um die Eier zu befruchten, die es während dieser Zeit legt.
Die meisten SCHAFE verlieren ihr Fell nicht von selbst, sondern müssen geschoren werden. Diese Eigenschaft unterscheidet sie von der Mehrzahl der anderen Säugetiere; sie hat sich in den tausenden Jahren des Zusammenlebens mit Menschen herausgebildet.
Die meisten FISCHE legen Eier, welche die Männchen frei im Wasser befruchten. Aber bestimmte Arten paaren sich miteinander, und wenn die Eier sich im Bauch des Weibchens entwickelt haben, bringt es lebende Junge zur Welt.
SCHWEINE vermeiden es instinktiv, in der Nähe ihrer eigenen Ausscheidungen zu liegen. Bereits im Alter von erst wenigen Stunden verlassen Ferkel ihr Heim, um »zur Toilette zu gehen«, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.
03.
MIT DEN TIEREN IM GESPRÄCH
»Wer daran zweifelt, dass unsere Nutztiere Gefühle und Empfindungen haben, muss nur ein Weilchen an einer Schafweide, einem Kuh- oder einem Schweinestall stehen bleiben und lauschen.«
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