Perry Rhodan 1037: Gefangene der SOL. Peter Terrid

Perry Rhodan 1037: Gefangene der SOL - Peter Terrid


Скачать книгу
jenen Teilen des Schiffes, in denen Mallagan die Besatzung eingeschlossen hatte. Das feste Schwammmaterial entsprach in dieser Analogie jenen Bereichen des Schiffes, in denen Vakuumbedingungen herrschten. Es verstand sich von selbst, dass die Betschiden nicht einfach quer durch das Schiff marschieren konnten. Sie mussten um die einzelnen Luftkammern weite Umwege machen, die um so länger ausfielen, als es keinen offiziellen Plan dieser Kammern gab. Zwar hätte Tomason einen anfordern können – seit dem Beginn des hartnäckigen Zweikampfes zwischen Tomason und Mallagan gab es in der Zentrale auf einem Kontrollschirm eine entsprechende Projektion – aber das hätte blitzartig Mallagans Misstrauen auf den Plan gerufen.

      Die Betschiden hatten nur den einen Hinweis, und den verdankten sie SENECA.

      Die Positronik war selbstverständlich darauf programmiert, jede zu lösende Aufgabe auch unter dem Gesichtspunkt sparsamen Energieverbrauchs zu betrachten. Und an diesem Grundsatzbefehl hatte sich nichts geändert. Infolgedessen fiel es SENECA natürlich nicht ein, Schotte zu schließen, die lediglich zwei luftleere Räume voneinander trennten. Wo immer die Betschiden also auf ein Schott stießen, wussten sie, dass es dahinter mit Atemluft gefüllte Räume gab, die sie nicht so ohne weiteres betreten durften.

      Nach etlichen Stunden, in denen sich die beiden kaum eine Pause gegönnt hatten, erreichten sie endlich ihr Ziel.

      In der Nähe dieses Zieles verlief eine der Hauptbrauchwasserleitungen für diesen Sektor der SOL. Und diese Leitung zu sprengen, war die Absicht der Betschiden.

      Faddon presste seinen Helm gegen den von Scoutie. Wenn er laut und überdeutlich sprach, konnte man sich auf diese Weise recht gut unterhalten.

      »Da vorne ist der Maschinenraum«, gab Faddon bekannt. »Er steht offen.«

      Um was für Maschinen es sich dabei handelte, blieb den technisch wenig begabten Betschiden verborgen, zumal der größte Teil der Aggregate verkleidet war.

      Faddon deutete auf einen bestimmten Abschnitt der Decke und dann auf den Plan. Auf der Zeichnung war an dieser Stelle ein Knoten zu erkennen.

      »Dort werden wir die Ladungen anbringen«, sagte Faddon.

      Scoutie nickte.

      Die Arbeit war rasch erledigt. Nebeneinander klebten die Thermitladungen an der Decke, bereit, etliche Millionen Kilojoule an Wärmeenergie auf kleinstem Raum zu entladen.

      Faddon gab das Zeichen, dann aktivierte er beide Ladungen. »Weg von hier!«

      Die beiden setzten sich in Bewegung. Jetzt galt es, die Beine in die Hand zu nehmen. Zwar konnte den Betschiden kein Luftdruck einer Explosion gefährlich werden, aber die Strahlungswirkung einer solchen Schmelzladung war nicht zu verachten.

      Die Betschiden zogen sich in den hintersten Winkel des Maschinenraums zurück.

      Genau im richtigen Augenblick schoben sie den Sichtschutz vor. Gleißende Helle überflutete den Raum. Die Ladungen hatten gezündet.

      Auf engstem Raum tobte sich die Hitze aus, schmolz die Deckenplatten weg, zerfetzte die Umhüllung der Wasserrohre und ließ den Mantel schlagartig verdampfen.

      Dann berührten sich Feuer und Wasser. Die entfesselte Hitze der Thermitladung ließ das Wasser schlagartig verdampfen, und dieser Vorgang wirkte wie eine Dampfkesselexplosion. Meterweit flog die Decke auseinander. In kochenden Sturzbächen schoss das Wasser herab in den Maschinenraum.

      Den Betschiden war nach wenigen Augenblicken völlig die Sicht genommen. Sie sahen nur noch weiße Dampfwolken, und dann spürten sie, wie an ihren Beinen das Wasser in die Höhe stieg.

      Und einen Herzschlag später zuckte der erste Blitz durch diesen Nebel.

       2.

      »Lauf!«, schrie Brether Faddon.

      Er hatte begriffen, was sich vor seinen Augen abspielte. Das Wasser sickerte durch die Verkleidung der Aggregate, löste dort Kriechströme und Schlimmeres aus und drohte den ganzen Saal hochgehen zu lassen.

      Es wurde höchste Zeit für die Betschiden, aus diesem Raum zu verschwinden, bevor größeres Unheil geschah.

      Faddon griff nach Scouties Hand und zog sie hinter sich her. Der Boden unter den Füßen der beiden bebte und zitterte. Deutlicher konnte den Betschiden nicht klargemacht werden, was sie angerichtet hatten.

      Noch immer tobte die Hitzeladung und presste hochgespannten Dampf in die Maschinenhalle. Wie ein Sturm fegte dieser Dampf durch die Halle und dann hinaus auf den Gang. Faddon und Scoutie wurden davon ergriffen und von den Beinen gerissen. Faddon verlor den Halt und krachte gegen irgend etwas Hartes. Einen Augenblick erstarrte er in panischer Furcht, dieser Aufprall könnte den Anzug beschädigt haben, aber es gab keinen Riss.

      Scoutie hatte er verloren, und zu sehen war fast nichts mehr. Aus der Maschinenhalle klangen schmetternde Geräusche, nur schwach übertragen von dem Dampf, der in den Räumen stand. Dort, wo diese Dampfwolke auf das Vakuum traf, gefror der Dampf zu feinkörnigem Schnee, der langsam von der Schwerkraft auf den Boden gezerrt wurde.

      »Scoutie!«

      Niemand antwortete dem Betschiden. Faddon kam wieder auf die Beine. Ein grelles Leuchten informierte ihn darüber, dass irgendwo in der Maschinenhalle ein Aggregat zusammenschmolz.

      Faddon taumelte davon. Er hatte nur zwei Gedanken: weg von hier, das war der eine. Der andere galt Scoutie.

      Dann spürte er wieder Scouties Hand an seiner Schulter. Schemenhaft konnte Faddon die junge Frau in ihrem Anzug sehen. Sie machte eine heftige Geste.

      Lauf, besagte die Armbewegung.

      Die Betschiden setzten sich in Bewegung. Hinter ihnen erlosch langsam die Thermitladung. Was sie für Schaden angerichtet hatte, konnten die Betschiden nicht überblicken, aber er würde beträchtlich sein. Früher oder später musste die ultratiefe Kälte des Weltraums das Leck in der Wasserversorgung erreichen und einfrieren. Danach konnte sich diese Kälte dann durch das ganze Leitungssystem fortfressen. Vermutlich würde das dazu führen, dass die gesamte Wasserversorgung der SOL zusammenbrach, wenn die Konstrukteure dieses Riesenschiffs nicht auch gegen solche Pannen ein Hilfsmittel vorgesehen und installiert hatten.

      Nach einigen hundert Metern blieben die Betschiden schwer atmend stehen. Sie sahen sich an. Die Helmscheiben waren verdreckt, die Gesichter daher nur schwach zu erkennen.

      Das zufriedene Grinsen aber war eindeutig.

      »Wir haben es geschafft«, sagte Brether Faddon triumphierend.

      *

      Tomason blickte auf den Kontrollschirm.

      »Leck in der Wasserversorgung!«, meldete ein Offizier.

      Es war ein groteskes Bild. Die Besatzung in der Zentrale des Schiffes tat nach wie vor ihren Dienst, obwohl die Leute eigentlich gar nichts auszurichten vermochten. Die Leitung des Schiffes lag längst in den Händen von Surfo Mallagan, dessen Reaktionen unberechenbar waren.

      »Projektion!«, forderte Tomason.

      Er sah Tanwalzen an. Die Lage der Schadstelle verriet, wer da zugeschlagen hatte.

      »Die Betschiden«, sagte Tanwalzen anerkennend. »Saubere Arbeit.«

      Weitere Meldungen trafen ein. Danach hatte es in unmittelbarer Nähe der Schadstelle in der Wasserversorgung weitere Störfälle gegeben.

      Tanwalzen stieß eine leise Verwünschung aus.

      »Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte er halblaut.

      Sein Plan war gewesen, einen sehr wichtigen Kühlkreislauf zu unterbrechen. Das war auch gelungen. Aber obendrein war ein Maschinenraum unter Wasser gesetzt worden, und dabei waren einige Aggregate detoniert, die Tanwalzen am liebsten unbeschädigt gesehen hätte.

      »Nachrichten von den Betschiden?«

      Tomason machte eine Geste der Verneinung.

      »Es sieht nicht gut aus«, sagte er. »Es hat heftige Detonationen


Скачать книгу