Fettnäpfchenführer Island. Marc Herbrechter
dem Weg zur Wohnung sagt Tobi: »Ein paar mehr Worte als takk solltest du in den kommenden Tagen lernen, mein Lieber. Aber das kommt ganz schnell, und im Zweifel spricht hier eigentlich fast jeder gut Englisch. Wir Isländer mögen unsere Sprache, weil sie ein wichtiger Teil unserer Kultur ist. Daher pflegen wir sie und sprechen so oft es eben geht isländisch. Und warum auch nicht? Was ist denn so schwer zu verstehen an Eyjafjallajökull?«
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Max ist im Vergleich zu vielen Urlaubern zwar sehr lange in Island, doch die Sprache wird er auch in drei Monaten nicht lernen können. Weil ihm das klar war, machte er sich keinerlei Gedanken und lernte nicht einmal die üblichen Phrasen. Das ist auch vollkommen okay, denn er wird in seinem Alltag fast ausschließlich Englisch sprechen. Das verstehen sowohl die meisten Isländer als auch nahezu alle Touristen im Land.
Doch die Isländer sind stolz auf ihre Sprache, und besonders ältere Isländer, deren Schulenglisch schon ein paar Jahre zurückliegt, verständigen sich nicht nur aus Gewohnheit auf Isländisch. Denn nur noch gut 300.000 Menschen auf der Welt sprechen überhaupt Isländisch, und viele von ihnen nutzen es im Alltag weniger häufig als Englisch. Die junge Generation wächst international auf, geht im Ausland zur Schule oder studiert dort, interagiert größtenteils mit Touristen aus aller Herren Länder, und durch das Internet werden Nachrichten und sonstige Informationen ebenfalls meist auf Englisch bereitgestellt. Man bekommt also ein wenig Sorge, dass die Sprache und damit ein wichtiger Teil der isländischen Kultur untergeht. Das Isländische entwickelte sich zur Zeit der Landnahme vor Hunderten von Jahren und hat sich seitdem kaum verändert. Anders als viele andere Sprachen auf der Welt hat das Isländische also etwas von einer Zeitreise.
Auch wenn die Isländer generell sehr offen sind, bietet ihre Sprache ihnen natürlich auch eine Art Rückzugsraum. In einem Land, in dem ständig etwa zwei- bis dreimal so viele Touristen wie Einheimische unterwegs sind, kann es schon mal vorkommen, dass man unter sich bleiben will. Und sei es nur im Gespräch.
Was hat Max also falsch gemacht? Auch wenn es keinen Sinn macht, die Sprache eines Landes zu lernen, in dem man nur wenige Wochen verbringt, ist es in der Regel sinnvoll und wird als höflich wahrgenommen, die wichtigste Phrase zur Verständigung zu erlernen: »Entschuldigen Sie, ich verstehe Sie nicht, denn ich spreche leider kein Isländisch. Sprechen Sie Englisch?«
Was können Sie besser machen?
»Fyrirgefðu, ég skil það ekki því því miður tala ég ekki íslensku. Talar þú ensku?« lautet die Phrase auf Isländisch. Das wird Ihnen wenig bringen, denn wie man diese ganzen lustigen Buchstaben ausspricht, wissen Sie jetzt immer noch nicht. An der Stelle wird einem schnell bewusst, warum Max die Sprache gar nicht erst zu erlernen versuchte. Ein »Talar þú ensku?«, also die Frage, ob das Gegenüber Englisch spricht, reicht aber im Normalfall aus.
Phrasen wie »Guten Morgen«, »Dankeschön« oder »Wo finde ich XYZ?« kann man sich relativ einfach aneignen, und sie werden im Zweifel nicht nur weiterhelfen, sondern bei den Isländern gut ankommen: Man zeigt damit, dass man sich für die Kultur interessiert und ein wenig Aufwand betreibt, um sich mit dem Land und den Menschen vertraut zu machen. Kein Isländer wird das von Ihnen erwarten, aber jeder wird sich darüber freuen!
KLEINER SPRACHFÜHRER
Die isländische Sprache wurde von den Wikingern mitgebracht, die im 9. Jahrhundert hier siedelten, und ist bis heute die offizielle Landessprache. Weltweit sprechen nur knapp 320.000 Menschen Isländisch, die meisten davon, weil sie in Island leben. Durch die Isolation vom Rest der Welt entwickelte sich die Sprache in den meisten Aspekten kaum oder gar nicht weiter und ähnelt selbst heute noch dem Altnordischen bzw. Norwegischen, denn von hier kamen die ersten Siedler. Es gibt in Island kaum Dialekte, wie man das aus Deutschland kennt.
Das isländische Alphabet deckt sich größtenteils mit dem unseren, lediglich die Buchstaben C, W, Q und Z fehlen. Dafür gibt es andere, wie zum Beispiel das Ð/ð (ausgesprochen wie das englische »th«) oder Æ/æ (ausgesprochen wie unser »ei«, Snæfellsnes spricht man beispielsweise Sneifellsnes).
Neue Wörter werden ständig hinzugefügt. Der Computer heißt tölva, eine Zusammensetzung aus den isländischen Wörtern für Zahl und Wahrsagerin. Ziemlich passend. Junge Menschen nutzen gerne Anglizismen, genau wie in Deutschland, und wer in den lokalen Cafés und Bars genau hinhört, wird immer wieder mal ein bekanntes Wort aufschnappen.
Anbei ein paar wichtige Wörter und Phrasen für die Reise in Island:
Hallo | Halló |
Guten Tag | Góðan daginn |
Tschüss | Bless |
Auf Wiedersehen | Vertu blessaður |
Ja | Já |
Nein | Nei |
Danke | Takk |
Bitte | Gjörðu svo vel |
Prost | Skál |
Entschuldigung | Fyrirgefðu |
Ich spreche kein Isländisch | Ég tala ekki íslensku |
Hilfe | Hjálp |
Toilette | Salerni / Klósett |
Ich heiße … | Ég heiti … |
Ich hätte gerne … | Gæti ég fengið … |
Was kostet …? | Hvað kostar …? |
Zahlen, bitte! | Borga, takk! |
Eingang | Inngangur |
Ausgang | Útgangur |
2
RUNDUM FALSCH
MAX IM KREISVERKEHR DER UNWISSENHEIT
Am Morgen seines ersten Tages in Reykjavík steht Max früh auf. Glaubt er zumindest: Es ist sieben Uhr, eine Zeit, die er sonst nur aus Geschichtsbüchern kennt, und die Sonne wird erst in drei Stunden am Horizont erscheinen. Im Verlauf seiner Ausbildung soll er noch lernen, wie früh man in Island zur Arbeit gehen kann: An manchen Tagen wird er schon um vier Uhr morgens das Haus verlassen und trotzdem nicht vor acht oder neun Uhr am Abend wieder in sein Bett fallen. Am Vortag hat er sich Brot und Aufschnitt im