Fettnäpfchenführer Mexiko. Büb Käzmann
ruft den Kellner erneut herbei und bittet Lily, ihm sprachlich behilflich zu sein. Er möchte ein neues Essen und überhaupt möchte er wissen, ob es hier üblich sei, dass Kakerlaken im Essen herumkrabbeln. Der Kellner bewahrt die Contenance, aber seine Lippen werden etwas schmaler, als er erwidert, dass man gegen die allgegenwärtigen Kakerlaken nun einmal nichts ausrichten könne. Der herbeigerufene Geschäftsführer bietet einen Preisnachlass als Entschädigung an. Doch Anton ist der Appetit vergangen. Als Lily ihre Schweinelende aufgegessen hat, lässt er sich hungrig die reduzierte Rechnung geben und bezahlt.
»Ich bin entsetzt«, sagt er draußen vor der Tür. »In so einem Restaurant hätte ich das nicht erwartet.«
Reingetreten
Das Fremdwort ubiquitär, also allgegenwärtig, könnte extra für die Kakerlake erfunden sein. Wenn man weiß, wie verbreitet die Tierchen sind, wie überlebensfähig und wie schwer zu bekämpfen, dann ist man weniger überrascht, wenn es auch in gehobeneren mexikanischen Restaurants oder Privathaushalten zu Begegnungen der krabbeligen Art kommt. So gewappnet hätte Anton vielleicht ruhiger reagieren können und nicht gleich einen kleinen Skandal verursacht.
Cucarachas sind natürlich auch von Mexikanern nicht gern gesehen. In Bewertungsportalen für Restaurants oder Hotels und in entsprechenden Foren spielt deshalb immer wieder die Frage eine Rolle, ob und wie dreist Kakerlaken am jeweiligen Ort ihr Unwesen treiben. Unser Kellner hätte von Restauranttestern vermutlich nur eine mittelmäßige Benotung bekommen. Mit welcher Geschwindigkeit und unauffälligen Eleganz er die Kakerlake entfernt hat, hätte ihm zwar sicher die volle Punktzahl gebracht, aber sein knausriges Beharren darauf, dass Kakerlaken Schicksal seien, hätte ihn ordentlich Punkte gekostet. Ein frischer Teller mit Gebratenem und zwei Gläschen Schampus aus San Juan del Río hätten die Angelegenheit sicher in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und dem Kellner eine brillante Gesamtnote gesichert.
Umgangen
»If you can’t beat them, ignore them« (Wenn du sie nicht schlagen kannst, ignorier sie), könnte man in leichter Abwandlung einer berühmten Parole sagen.
Übrigens sind Kakerlaken auch bei uns häufiger eine Plage, als man glaubt. Wenn man einmal einem Kammerjäger nachgeschnüffelt und die zur Bekämpfung beliebten Pyrethroid-Gifte kennengelernt hat, braucht man kein feines Näschen, um diesen Geruch immer mal wieder in Bäckereien, Metzgereien oder an anderen Stellen zu entdecken.
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