Chronische Wunden. Susanne Danzer
Etwa 10 bis 15 % der Hornschicht bestehen aus Wasser. Ist die Wasserkonzentration niedriger als 10 %, ist die Haut dehydriert, also feuchtigkeitsarm.
Epidermale Lipide
Diese hauteigenen Fette sind verantwortlich für die Feuchtigkeitsbindung und die Durchlässigkeit der Haut. Zudem tragen sie dazu bei, dass Bakterien und Viren nicht in die Haut eindringen können.
Hydrolipidfilm
Dabei handelt es sich um eine körpereigene Emulsion aus Wasser und Lipiden, welche die Hautoberfläche bedeckt und als Barriere gegen Umwelteinflüsse wirkt.
Säureschutzmantel
Hierbei handelt es sich um den Wasseranteil des Hydrolipidfilms, der der Haut ihren sauren pH-Wert (pH 4,5 bis 6,5) verleiht. Das leicht saure Milieu hemmt hautfremde (transiente) Keime und wirkt somit antimikrobiell. Er kontrolliert zudem die hauteigene (residente) Flora und verhindert deren übermäßiges Wachstum.
Wird der Schutzmantel der Haut (Hautbarriere) zerstört, kommt es zu erhöhten Feuchtigkeitsverlusten. Die Haut wird trocken, schuppig und juckt. Gleichzeitig wird sie anfälliger für Hautreaktionen und -irritationen. Durch die »Lücken«, die in einer gestörten Hautbarriere entstehen, wird Keimen und sonstigen Schadstoffen das Eindringen in die Haut erleichtert.
NMFs (Natural Moisturizing Factors = Natürliche Feuchthaltefaktoren)
Diese Stoffe speichern Feuchtigkeit in der Hornschicht und verhindern somit durch ihre hygroskopischen (wasseranziehenden) Eigenschaften ein Austrocknen der Haut.
Zu den NMFs gehören z. B. freie Carbonsäure, Aminosäuren, Harnstoff, Natrium, Kalium, Calcium, Laktat, Citrat, Chlorid, Phosphat, Ammoniak, Harnsäure, Glucosamin sowie weitere organische Säuren.
1.2.2 Hautbarriere
Die Hautbarriere ist die natürliche Schutzbarriere der Haut gegen äußere Einflüsse (einschließlich Mikroorganismen) und Feuchtigkeitsverlust.
Störungen der Hautbarriere können bedingt sein durch Mazeration, Fettverluste, Änderungen des pH-Wertes sowie durch Stripping-Effekt.
Jede Beeinträchtigung der Hautbarriere macht diese durchlässiger und anfälliger für weitere Schädigungen. Ist die Hautbarriere zerstört, besteht das Ziel in deren Wiederherstellung. Jedoch können Monate vergehen, bis sich die Barrierefunktion der Haut wieder regeneriert hat. Dies ist abhängig vom Schädigungsgrad.
Tab. 1.2: Unterschied zwischen gesunder und gestörter Hautbarriere
Gesunde HautbarriereGestörte Hautbarriere
1.2.3 Hautflora
Die Hautflora wird in resident und transient unterschieden.
Residente Hautflora
Hierbei handelt es sich um die physiologische Standardflora, die jeder Mensch besitzt. Sie wird auch als Hautmikrobiom bezeichnet.
Typische Keime der Hautflora sind z. B. Staph. epidermidis, Propioni- oder Corynebakterien.
Die Keime wirken auf der Haut nicht pathogen, sondern erfüllen wichtige Funktionen und sorgen für ein ausgeglichenes Verhältnis der Standortkeime. Ihre Stoffwechselprodukte hemmen beispielsweise das Wachstum nicht-residenter Bakterien und Pilze.
Transiente Hautflora
Diese wird auch zeitweilige Hautflora genannt, da es sich um eine vorübergehende Besiedelung der Haut mit atypischen Mikroorganismen handelt.
Zum Keimspektrum (Anflugkeime) zählen Bakterien, Viren und Pilze.
Diese Erreger sind potenziell pathogen und können Infektionen auslösen. Übertragungswege dafür sind z. B. direkter oder indirekter Hautkontakt, wie das Berühren unbelebter Oberflächen.
1.2.4 Hautbeobachtungskriterien
Die Haut zeigt verschiedene Anzeichen, die sich beobachten lassen und die Teil der Hautinspektion sind. Dazu gehören:
• Hauttemperatur
– z. B. Überwärmung, Temperaturunterschiede, Kühle
– Normal warm bei Berührung
– Wärmer als normal kann eine Entzündung signalisieren
– Kühler als normal kann auf eine schlechte Durchblutung hindeuten (Überprüfung auf Seitentemperaturdifferenz sinnvoll)
• Hautfarbe
– z. B. Rötung, Blässe, Zyanose
– Beurteilung der kulturellen Komponente der Haut: Bewusstsein für Unterschiede in der Hautpigmentierung
– Intensität: Blässe kann ein Indikator für eine schlechte Durchblutung oder Anämie sein
– Erythem: variiert mit der natürlichen Hautfarbe
– Hyper- oder Hypopigmentierung spiegeln Variationen der Melaninablagerung oder des Blutflusses wider
• Hautzustand/-feuchtigkeit
– z. B. trocken, feucht, schuppig, glatt, fettig
– Trockene Haut spricht für eine fett-/feuchtigkeitsarme Haut
– Feuchtigkeitsassoziierte Hautschädigungen (durch Inkontinenz, Schwitzen, Mazeration der Wundumgebung) → MASD, IAD, ITD
• Hautbeschaffenheit
– z. B. Narbenareale, Hautdicke (v. a. bei Altershaut/Pergamenthaut), Hyperkeratosen
• Hautturgor
– z. B. erniedrigt, normal, erhöht
– Gepflegte Haut kehrt normalerweise schnell in ihren ursprünglichen Zustand zurück
– Langsame Rückkehr zur ursprünglichen Form bei Dehydrierung oder Auswirkungen des Alters (unelastische Altershaut)
• Hautveränderungen
– z. B. Hautirritation, tumoröse Veränderungen
• Effloreszenzen
– z. B. Quaddeln, Pusteln, Knötchen, Blasen, Rhagaden, Fissuren
• Geruch
– z. B. normaler Körpergeruch, metabolische Azidose, schlechte Hygiene
• Hautintegrität: Hautverletzungen/-schäden
– z. B. MARSI, Hauteinrisse/Hautrisse, Hämatome, Hautläsionen
– Keine offenen Areale
– Art der Hautverletzung (Verwendung des entsprechenden Klassifikationssystems, um die Art der Verletzung zu identifizieren und zu dokumentieren)
Bei einer umfassenden Hautbeurteilung wird nach in der Tabelle aufgeführten Kriterien vorgegangen, um alle Aspekte abzudecken.
Tab. 1.3: Parameter zur Hautbeobachtung
InspektionPalpationOlfaktion (Geruchswahrnehmung)Beobachtung von Haaren und NägelnHautveränderungen
1.3 Wichtige Zellen und Gewebe in der Wundheilung