Yoga ist ein Arschloch. Christine Bielecki
Yoga in Verbindung mit gesunder Ernährung kann Diabetes Typ 2 heilen, aber nicht Diabetes Typ 1 – der ist leider grundsätzlich noch nicht heilbar. Yoga kann auch den Grünen Star nicht heilen. Es ist sogar so, dass Patienten mit Grünem Star unter gar keinen Umständen Umkehrhaltungen machen sollen, wie beispielsweise einen Handstand, da sich dann der Augeninnendruck erhöht. Das wiederum bedeutet nicht, dass jemand mit Grünem Star kein Yoga machen darf. Die Übungen müssen aber entsprechend angepasst werden. Das gilt genauso für Bluthochdruckpatienten oder Herzkranke. „Beim Bluthochdruck haben wir keine verlässlichen Daten darüber, dass Umkehrhaltungen diesen Patienten schaden, aber es ist naheliegend“, sagt Dr. Cramer. „Weil diese Menschen tendenziell ein hohes Schlaganfallrisiko haben, soll der Blutstrom zum Gehirn nicht erhöht werden.“
Eine regelmäßige Yogapraxis führt übrigens auch nicht zu schmerzfreien Geburten – ich spreche da aus eigener Erfahrung. Doch genau das hatte eine Yogalehrerin in Kalifornien mir gegenüber einmal behauptet – aber vielleicht hatte die Frau auch einfach nur eine andere Vorstellung von „schmerzfrei“ als ich … Dennoch ist eine Schwangerschaft ein wunderbarer Grund, mit Yoga anzufangen, wenn man es nicht schon vorher probiert hat. Viele Schwangere haben mit Rückenschmerzen zu kämpfen, denen Yoga, wie bereits beschrieben, erwiesenermaßen entgegenwirken kann. Es kann darüber hinaus sehr angenehm sein, durch verschiedene Yogapositionen das Gewicht des Kindes für eine Weile vom Becken zu nehmen oder, wenn das Baby von unten auf das Zwerchfell drückt, durch Yogaübungen wieder mehr Raum zum Atmen zu finden. Die Beckenbodenmuskulatur wird trainiert, und nicht zuletzt hilft das Erlernen der richtigen Atmung, bei den Wehen ruhig zu bleiben.
Yoga kann also vieles positiv unterstützen. Ein Allheilmittel ist es nicht. Es gibt auch keine Sensations-Asanas, keine Einzelübungen, die wie Wunderpillen gegen bestimmte Beschwerden wirken. Das wäre ja schön einfach! Dann würden wir überall nur noch Yogatreibende sehen, die in der Öffentlichkeit schnell mal eine Yogastellung einnehmen, um Kopfschmerzen oder akute Verstopfung zu bekämpfen. Yoga ist nicht die Lösung für alles, und tatsächlich gehen auch die Menschen in Tibet und im indischen Yoga-Mekka Mysore zum Arzt, wenn sie krank sind. In Indien gibt es viele sehr gut ausgebildete Mediziner. Sie alle wären arbeitslos, wenn Yoga ein Allheilmittel wäre. „Der Buddha ist nicht im Alter von 29 Jahren aus seinem Königshaus ausgezogen, um eine Methode zu finden, Hämorrhoiden zu kurieren“, zitiert Spiegel-Autor Ulrich Schnabel den Religionswissenschaftler und praktizierenden Buddhisten Alan Wallace. Damit will er sagen: Meditation wurde nicht erfunden, um Krankheiten zu heilen. Sie kann andere Therapien ergänzen, nicht ersetzen. Und so ist es auch mit Yoga.
Tatsächlich können akut Kranke mit der plötzlichen Verschreibung von Yoga auch überfordert sein. Es ist also immer genau abzuwägen, wann Yoga weiterhelfen kann und wann nicht. Und alleine, ohne Anleitung eines ausgebildeten Yogalehrers – und nicht einfach mit einer DVD bewaffnet! – sollte sich niemand, der nicht fortgeschritten ist, auf die Yogamatte begeben. Ein Lehrer, der Fehlstellungen korrigiert und Hilfestellung gibt, ist ganz wichtig für Anfänger. Und bei aller Euphorie, die Yogatreibende gerne verbreiten, sollte man nicht vergessen, dass die Wissenschaft beim Thema Yoga immer noch einiges zu tun hat.
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