Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019. Pete Hackett

Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019 - Pete Hackett


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Starr. Sie werden die Kutsche vielleicht sehen und schießen — und eine ihrer Kugeln kann Sie treffen.“

      Das Barmädchen lächelte verächtlich.

      „Soll eine Kugel wirklich schlimmer als die Verachtung sein, die mir hier entgegenschlägt?“, erkundigte sie sich.

      Tom Calhoun blickte zu dem Salooner weiter, der hinter der Theke stand und sinnlos mit einem Lappen über den Schanktisch wischte.

      „Hören Sie nicht zu, Emmerson?“, fragte er.

      „Was soll es mich angehen, Mr. Calhoun?“

      „Es liegt in Ihrer Hand, Miss Starr noch ein paar Tage zu beschäftigen.“

      „Unsinn, Mr. Calhoun. Nicht ich bestimme, welches Mädchen beschäftigt wird, sondern die Männer, die hierher kommen. Was kann ich dafür, wenn sie junge Mädchen sehen wollen?“

      „Geben Sie sich keine Mühe, Mr. Calhoun“, wandte das Mädchen ein, als sich Tom wieder an den Salooner wenden wollte. „Ich würde keine Stunde länger in San Angelo bleiben. Es gibt andere Städte, in denen ich noch Arbeit finde. Ich fahre mit der Kutsche in einer Stunde.“

      Tom wandte sich dem Spieler Sam Cory zu, der seine Karten von einer Hand in die andere schnellen ließ und ihn angrinste.

      „Und Sie?“, fragte er.

      „Ich fahre auch. Wenn ich noch einen Tag länger in der Stadt bleibe, verliere ich meinen letzten Dollar. Die Leute spielen hier nur um winzige Einsätze, und sie setzen nur, wenn sie die Finger voll haben.“

      „War es in Shelton Falls anders?“

      Sam Cory stand auf, warf die Karten auf den Tisch und kam näher.

      „Sie meinen, weil ich gegen Ihre Männer verloren habe, Calhoun, nicht wahr?“

      „Genau.“

      „Es war Zufall. Jedenfalls lohnt sich das Geschäft in nicht. Im übrigen ist auch der Postmeister nicht befugt, bezahlte Karten zurückzukaufen, wenn kein zwingender Grund dazu besteht. Bis jetzt ist nicht sicher, ob John Monk die Kutsche überfallen will, beziehungsweise, ob er Helfer dazu findet.“

      „Mit anderen Worten, Sie fahren auch mit?“

      „Ja.“

      Tom Calhoun ging zur Theke. Der Salooner schenkte ihm einen Whisky ein. Tom griff nach dem Glas und blickte zu dem reisenden Händler weiter, der an der Wand lehnte. Dieser Mann wollte auch mit der Kutsche fahren. Er schüttelte den Kopf, als Toms Blick auf ihm ruhte.

      „Meine Geschäfte lassen es nicht zu, hier noch ein paar Tage herumzusitzen, Mr. Calhoun.“

      Tom trank den Whisky und stellte das Glas hart auf die Theke zurück.

      „Jeder muss selbst wissen, was ihm sein Leben wert ist“, erklärte er und ging aus dem Saloon.

      *

      Tom Calhoun lief ein Stück auf dem Gehsteig nach links und überquerte die Fahrbahn in Höhe der Station. Die Postkutsche war schon auf die Straße gerollt worden, und Al Dreek, dei Fahrer, brachte eben die ersten beiden Zugpferde aus dem Hof.

      Der Mann blieb stehen, als Tom auf ihn zukam.

      „Guten Morgen“, knurrte er.

      „Guten Morgen.“

      „Es passt mir nicht, dass Sie mit mir fahren wollen, verstehen Sie?“, sagte der Mann.

      „Ja, ich verstehe, Dreek. Aber ich werde für mich und meinen Gefangenen bezahlen.“

      „Das kann ich mir denken. Es passt mir aber trotzdem nicht. Sie wissen, warum ich etwas dagegen habe.“

      „Ich kann es mir auf jeden Fall denken, Dreek.“

      „Der junge Kerl kam auf einem Pferd hier an — auf einem Pferd, das es noch gibt, Mr. Calhoun. Ich bin im Mietstall gewesen und habe es gesehen. Sie wissen so gut wie ich, dass Sie ihn auf Pferden schneller nach Shelton Falls bringen können als in der Kutsche.“

      „Natürlich.“

      „Warum nehmen Sie dann keine Pferde?“, fragte der Mann verbittert.

      Tom lächelte ihn an.

      „Das wissen Sie doch. Es ist für mich einfacher, wenn ich in der Kutsche sitze.“

      „Ja, ich weiß. Eine Kutsche lässt sich leicht verteidigen“, brummte der Fahrer.

      Tom nickte.

      „So ist es, Dreek. Sie haben sicher das Risiko gekannt, als Sie Postfahrer wurden.“ Er wandte sich ab und ging zum Haus, das er betrat.

      Ben Jagger, der Postmeister, saß hinter der Theke, über der ein Gitter als Sicherung angebracht war. Jaggers Gesicht sah zerknittert und unzufrieden aus, und sein Blick hing an dem Stern, den Tom Calhoun als Marshal Clayburns Vertreter trug. Tom Calhoun legte einen Geldschein auf die Theke.

      „Zweimal nach Shelton Falls“, sagte er.

      „Mr. Calhoun, was Sie tun wollen, kann unserer Gesellschaft sehr schaden. Sie wissen, wie es ist, wenn eine Kutsche überfallen wird. Man redet in zweihundert Meilen Umkreis davon.“

      „Ich weiß, aber es kann für mich nichts ändern.“

      „Und wenn ich mich nun weigere, Ihnen Fahrkarten zu verkaufen?“, schnaubte der Postmeister.

      „In diesem Fall wäre ich gezwungen, dem Richter in Shelton Falls einen Brief zu schreiben.“

      „Dem Richter?“

      „Genau. Und in diesem Brief wird stehen, dass die Postgesellschaft mich und meinen Gefangenen nicht befördern will. Ich werde den Richter bitten, sich den Gefangenen selbst abzuholen.“

      „Das verstehe ich nicht.“

      „Wirklich nicht? Sie wissen genauso gut wie ich, dass meine Chance, Shelton Falls auf einem Pferd zu erreichen, gering ist. Mit der Kutsche ist es anders. Sie kann für uns in der Prärie zu einer Festung werden. Da moderne Gewehre fast eine Meile weit tragen, ist es für einen guten Schützen möglich, auf fünfhundert Yard einen Reiter zu treffen. Einen Mann in der fahrenden Kutsche zu treffen, ist dagegen viel schwerer. Auf einer Entfernung von fünfhundert Yard dürfte es sogar unmöglich sein.“

      „Aber die Postgesellschaft ...“

      „Jetzt hören Sie mir mal zu: Ich werde mit Ben Warthon nach Shelton Falls fahren, wie es Marshal Clayburn von mir erwartet, oder ich bleibe hier. In ein paar Tagen werden alle Halunken in fünfzig Meilen Umkreis wissen, was hier zu holen ist — nämlich achtzehntausend Dollar. Sie werden kommen. Die Bevölkerung wird sich dann an Sie wenden, falls die Stadt mit Terror überzogen werden sollte. Also, was ist nun mit den Fahrscheinen? Bekomme ich sie oder nicht?“

      Ben Jagger brummte unwillig vor sich hin. Dann strich er endlich das Geld von der Tafel und legte zwei handgeschriebene Karten darauf.

      Tom atmete auf. Er steckte die Karten in die Tasche und ging hinaus, gefolgt von den mürrischen Blicken des Posthalters. Draußen sah er den Fahrer, der mit den beiden anderen Pferden kam, um sie ebenfalls vor die Kutsche zu spannen.

      Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, wurde die Schwingtür des Saloons geöffnet. Der Kopf des Keepers tauchte in der Öffnung der oberen Klappe auf.

      Der Kutscher hatte sich umgewandt. Fragend blickte er Tom entgegen.

      „Ich habe die Karten“, sagte Tom und machte eine bezeichnende Bewegung auf seine Tasche.

      „Dieser Narr! Aber ich habe von Jagger nichts anderes erwartet.“

      „Was hätte er denn tun sollen? Ich wäre sonst mit dem Gefangenen in der Stadt geblieben,


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