Ayurveda für die Schilddrüse. Marianne Teitelbaum
Medikamente, doch zu welchem Preis? Diese Heilmittel verringern vielleicht manche Symptome, doch allzu oft werden Patienten von der Einnahme dieser menschgemachten Version von Vitaminen krank, da sie in viel höheren Dosen eingenommen werden, als sie natürlich im Essen vorkommen. Der Körper erkennt diese synthetischen Ergänzungsmittel als Toxine, daher müssen die Nieren und die Leber Überstunden machen, um den Körper von diesen Chemikalien zu befreien. Wenn wir also eine wahrlich natürliche Alternative zur allopathischen Medizin bieten wollen, dann muss die Behandlung aus Heilmitteln bestehen, die in der Natur wachsen.
Nicht nur das. Wir müssen berücksichtigen, wie stark die Leber von der Einnahme so vieler Ergänzungsmittel belastet wird, selbst wenn manche aus Kräutern bestehen und wirklich natürlich sind. Es ist die Aufgabe der Leber, alles zu verarbeiten, was wir schlucken, daher wollen wir sie nicht mit so vielen Tabletten und Mixturen belasten. „Wie viel kann die Leber aushalten?“ Diesen Satz habe ich immer wieder gehört, wenn Vaidya Mishra und ich Patienten untersuchten, die uns eine lange Liste an Ergänzungsmitteln (synthetische und natürliche) nannten, die sie einnahmen.
Dieses Buch präsentiert Ihnen eine echte alternative Medizin: Ayurveda.
Ayurveda ist ein 5.000 Jahre altes traditionelles System der indischen Kräutermedizin. Lange vor Hippokrates entwickelten die alten indischen Seher ein umfassendes Heilsystem, das sich mit Disbalancen und deren Grundursachen befasste. Dabei war das ideale Ziel, Krankheit möglichst zu verhindern oder, falls dies nicht möglich war, zu heilen.
Ich habe eine Ausbildung als Chiropraktikerin. Vor 30 Jahren begann ich, mich für Ayurveda zu interessieren, als ich beschloss, etwas über Heilkräuter zu lernen, um meinen Patienten helfen zu können, hartnäckige Gesundheitsprobleme zu überwinden. Schon bald entdeckte ich, dass die einheimischen Heilkräuter in den Feldern brachlagen, unentdeckt und den Massen unbekannt. Die Vereinigten Staaten, ein junges Land, hatten nie die Gelegenheit dazu gehabt, ein umfassendes Arzneibuch zu entwickeln. Daher gab es nur wenige Experten für Heilkräuter, bei denen man lernen konnte.
Ich studierte bei mehreren Ernährungsfachleuten im ganzen Land und lernte, wie man Nahrungsergänzungsmittel benutzt, führte in den Anfangsjahren meiner Praxis Versuche mit dieser Herangehensweise durch und erlebte zusammen mit meinen Patienten enorme Rückschläge. Entschlossener denn je wandte ich mich dem Ayurveda zu, von dem ich durch meine Beschäftigung mit Meditation und östlicher Kultur gehört hatte. Dank dieses Verfahrens erlebte ich einen Schimmer von Erfolg – meine Patienten erholten sich langsam. Doch der Schlüsselmoment kam 1999. In diesem Jahr wurde ich Vaidya Rama Kant Mishra vorgestellt und begann, bei ihm zu studieren. Er war aus Indien in die USA gekommen, um ayurvedische Rezepturen für das führende Unternehmen für ayurvedische Kräuter in den Vereinigten Staaten zu entwickeln.
Dr. Mishra hatte im ayurvedischen Pantheon eine hochrangige Stellung inne, da er von einer Linie von „Raj Vaidyas“ oder ayurvedischen Ärzten abstammte, denen es vorbehalten war, den Adel Indiens zu behandeln. Und nun lehrte er mich! Im Laufe der nächsten 17 Jahre saß Dr. Mishra an meiner Seite, während wir Hunderte von Patienten sahen und brachte mir sorgfältig bei, wie man 500 verschiedene Kräuterrezepturen einsetzt, um alle nur möglichen Krankheiten und Beschwerden zu behandeln.
Doch er hat noch viel mehr getan. Meine Praxis wurde quasi sein Labor. Dr. Mishra erkannte schon bald, dass meine Patienten nicht dazu imstande waren, viele der Kräuter zu verstoffwechseln, die er in Indien verwendet. Sie konnten die in den alten Texten verordneten Reinigungstechniken nicht aushalten und litten an unterschiedlichen modernen Leiden, die in den alten Texten gar nicht vorkommen, wie Fibromyalgie und viele andere. Außerdem kamen viele mit sehr anfälligen Physiologien in die Sprechstunde, was aus der übermäßigen Nutzung von pharmazeutischen Arzneimitteln und der Einnahme industriell verarbeiteter Lebensmittel herrührte. Also adaptierte Dr. Mishra gemeinsam mit mir die traditionelle Praxis und richtete sie neu aus auf das, was wir heute „das neue Ayurveda“ nennen, indem die Weisheit der alten Seher mit moderner Forschung kombiniert wird.
Verglichen mit der traditionellen Praxis beinhaltet „das neue Ayurveda“ einige entscheidende Innovationen von Dr. Mishra:
Seine Heilmittel erfordern nur ein oder zwei Messerspitzen Kräuter in etwa einem Liter gekochten Wasser statt einen Teelöffel pro Tasse gekochtem Wasser wie sonst üblich. Alles, was wir schlucken, geht durch die Leber; doch die „westliche“ Leber ist tendenziell schon durch Exzesse aus Pharmazeutika, Nahrungsergänzungsmitteln und industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln so überfordert, dass sie die normalen Dosen der Kräuter in vielen Fällen nicht erträgt.
Er führte die Anwendung transdermaler Kräutercremes ein, wobei die Kräuter von der Haut direkt ins Blut gelangen und so die Leber umgehen, die so ihre dringend benötigte Pause erhält.
Dr. Mishra hat außerdem ein spezielles Verfahren entwickelt, bei dem die Pranaenergie der Heilpflanze extrahiert wird. Das grobe, physische Kraut wird ausgefiltert und nur die Schwingung oder Intelligenz des Heilkrauts durchdringt einen Biosirup aus gelber Zucchini. Da die daraus entstandenen Nektar-Glycerid-Tropfen keines der physikalischen Moleküle des Krauts enthalten, muss die heiße, reaktive Leber auch kein rohes Kraut angreifen und oxidieren. Doch gleichzeitig profitieren das Zellsystem, die Organe und Drüsen von den gleichen Vorteilen, als wäre das physische Kraut vorhanden. Man sollte nicht vergessen, dass die Pranaenergie für die Wirkungen auf den Körper verantwortlich ist. Durch Einbeziehung dieses genialen Verabreichungssystems können zahlreiche Kräuter also in Form von Tropfen in einem Liter Wasser verabreicht werden, das langsam über den Tag verteilt getrunken wird. So lässt sich die extreme Belastung der Leber vermeiden, die durch das Schlucken von Kräutern, Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren, Enzymen, pharmazeutischen Arzneimitteln usw. entstanden ist.
Die tägliche Ölmassage – eine verbreitete ayurvedische Praxis, um Toxine zu beseitigen, die Gelenke zu schmieren und den Alterungsprozess zu verlangsamen – wurde von Dr. Mishra abgeändert. Im „neuen Ayurveda“ wurde das herkömmliche Sesamöl für Menschen mit heller Haut in den kälteren Monaten durch Oliven- oder Mandelöl ersetzt. Uns fiel auf, dass hellhäutigere Patienten das schwerere Sesamöl nicht ertragen konnten, das bei indischen Patienten eingesetzt wird: Die Öle blieben auf der Haut und wurden nicht aufgenommen, wodurch zu viel Hitze am Körper entstand, denn Sesamöl gilt als erhitzendes Öl. Wir empfehlen auch den Einsatz von Kokosöl in den Sommermonaten, unabhängig von der Hautfarbe, denn Kokosöl kann als kühlendes Öl die Auswirkungen der Hitze auf unseren Körper besänftigen, die sich während der Sommermonate ansammelt.
In den alten Texten empfohlene Reinigungstechniken wurden aktualisiert, um sie an die modernen Toxine anzupassen, die die Ärzte von einst nicht vorhersehen konnten: z. B. Pestizide, Pharmazeutika, Nahrungsergänzungsmittel und Luftverschmutzung.
Die alten Ärzte gaben uns die Lehrbücher des Ayurveda, um zukünftige Ärzte zu lehren, wie man die verschiedensten Leiden behandelt. Doch sie erklärten auch, dass sie die Lehrbücher offenlassen würden, damit spätere Ärzte ihren Büchern neue Kapitel hinzufügen könnten, denn sie könnten ja nicht vorhersehen, was in ferner Zukunft noch geschehen würde. Und genau das hat Vaidya Mishra getan, als wir zusammen Patienten behandelten. Die oben genannten Änderungen sind Aktualisierungen, wodurch das Ayurveda in der modernen Zeit relevant und wirksam bleibt.
Nachdem wir die Hürden der frühen Jahre genommen hatten, kamen die Patienten zu Hunderten in unsere Praxis, sie strömten aus aller Welt zu uns und gewannen allmählich ihre Gesundheit wieder. Wir teilten unsere Erkenntnisse verschiedensten ayurvedischen Vereinigungen und Kliniken im ganzen Land mit. Nachdem sich unsere Arbeit herumgesprochen hatte, wuchs unser Ruf. Nach den Vorträgen kamen immer wieder Leute zu mir und baten mich, ein Buch zu schreiben. Daher habe ich mich bemüht, all mein Wissen zusammenzutragen, das ich von meinem Mentor erhalten habe, um es mit Patienten wie Elizabeth und Megan und mit Ärzten zu teilen, die diese Behandlungsprotokolle übernehmen möchten.
Ich konzentriere mich aus gutem Grund auf die Schilddrüse. Ich habe in meiner Praxis im Laufe der letzten 30 Jahre mehr als 90.000 Patienten gesehen, die sich mit jeder möglichen Krankheit vorgestellt haben. Doch mehr als alles andere behandle ich Menschen mit Schilddrüsenbeschwerden. An einem typischen Tag haben zumindest die Hälfte meiner Patienten irgendeine Form von Schilddrüsenstörung.