Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
dass sie kinderlos sei, weshalb sie auch zu Gott gebetet habe. Da tröstete er sie und sagte ihr, sie solle wohlgemut sein, denn Gott werde ihr einen Sohn schenken.
3. Darauf kehrte sie voller Hoffnung zu ihrem Gatten zurück und nahm fröhlich am Mahle teil. Als sie dann in ihre Heimat kamen, wurde sie bald schwanger und gebar nach Ablauf der entsprechenden Zeit einen Sohn, den sie Samuel, das heißt »von Gott erbeten« nannten. Alsdann begaben sie sich abermals zur Hütte, um Gott für die Geburt des Sohnes Dankopfer darzubringen und den Zehnten zu entrichten. Die Mutter aber erinnerte sich des Gelübdes, das sie in Betreff ihres Sohnes getan hatte, und übergab ihn daher dem Eli, damit er Gott als zukünftiger Prophet geweiht werde. Deshalb ließ er auch sein Haar lang wachsen und trank nichts außer Wasser, und er wurde bei der Hütte, wo er blieb, erzogen. Alkan erhielt danach von der Anna noch andere Söhne und drei Töchter.
4. Kaum hatte Samuel sein zwölftes Jahr zurückgelegt, da fing er auch schon an zu prophezeien. Als er einst schlief, rief ihn Gott beim Namen. Er aber ging zum Hohepriester in der Meinung, dieser habe ihn gerufen; der Hohepriester dagegen erklärte, er habe ihn nicht gerufen. Also tat Gott dreimal. Da ging dem Eli ein Licht auf, und er sprach zu ihm: »Samuel, jetzt wie vorhin habe ich geschwiegen; Gott aber ist es, der dich ruft. Wohlan, tu ihm also kund, dass du da bist.« Als er nun Gott wieder rufen hörte, bat er, er möge ihm seinen Willen verkünden, denn er sei zu jedem Dienste bereit, den Gott von ihm verlange. Darauf sprach Gott zu ihm: »Weil du da bist, so wisse, dass den Israeliten ein Unglück droht, das man weder aussprechen noch glauben möchte. Denn Elis Söhne werden an einem und demselben Tage sterben, und die Hohepriesterwürde wird auf die Familie Eleazars übergehen. Eli hat eben seine Söhne mehr geliebt als meinen Dienst, und das gewiss nicht zu ihrem Nutzen.« Da Samuel nun dem Eli nicht den Schmerz antun wollte, ihm die Verkündigung Gottes mitzuteilen, nötigte Eli den Propheten unter einem Eidschwur dazu und war nun nicht mehr in Ungewissheit über den Untergang seiner Söhne. Samuels Ruhm aber wuchs mehr und mehr, da keine seiner Prophezeiungen sich als trügerisch erwies.
ELFTES KAPITEL
Schicksale der Söhne Elis, der heiligen Lade und des Volkes.
Elis beklagenswerter Tod.
1. Um diese Zeit überzogen die Palästiner das Volk der Israeliten mit Krieg und schlugen ihr Lager bei der Stadt Apheka auf. Die Israeliten waren des Angriffe gewärtig, und so stießen die beiderseitigen Heere am folgenden Tage zusammen. Den Sieg aber trugen die Palästiner davon, und es fielen von den Hebräern gegen viertausend, während der Rest ins Lager zurückgetrieben wurde.
2. In dieser großen Bedrängnis schickten die Hebräer zu den Ältesten und dem Hohepriester und ließen bitten, die Lade Gottes möchte zu ihnen gebracht werden, damit sie durch deren Gegenwart die Feinde bewältigen könnten. Sie dachten jedoch nicht daran, dass der, welcher ihr Unglück beschlossen hatte, mächtiger sei als die Lade, die ja nur um seinetwillen verehrt werden musste. Die Lade erschien, und mit ihr die beiden Söhne des Eli, denen der Vater befohlen hatte, ihm nie wieder unter die Augen zu treten, wenn die Lade genommen werden sollte, und sie dann noch nicht des Lebens überdrüssig seien. Phineës versah damals schon den priesterlichen Dienst, da der Vater seines eigenen hohen Alters wegen ihm denselben übertragen hatte. Die Hebräer schöpften nun neuen Mut und hofften bei Anwesenheit der Lade der Feinde Herr zu werden; der Palästiner dagegen bemächtigte sich Furcht und Bestürzung, da sie in der Lade einen besonderen Schutz für die Israeliten erblickten. Die Sache nahm jedoch eine ganz andere Wendung, als man beiderseits erwartet hatte. Denn als es zur Schlacht kam, verblieb der Sieg, den die Hebräer erhofft hatten, bei den Palästinern, wogegen die Niederlage, welche diese befürchtet hatten, die Hebräer traf, die nun einsahen, dass sie vergeblich ihr Heil auf die Lade gesetzt hatten. Die Schlacht hatte nämlich kaum begonnen, als sie sich zur Flucht wandten. Sie erlitten einen Verlust von fast dreißigtausend Mann, unter denen auch des Hohepriesters Söhne sich befanden. Die Lade aber geriet in die Gewalt der Feinde.
3. Als die Nachricht von dieser Niederlage und der Wegnahme der Lade nach Silo gelangte, wohin sie ein Jüngling aus dem Stamme Benjamin, der am Treffen teilgenommen, überbrachte, ward die ganze Stadt mit Trauer erfüllt. Und als der Hohepriester Eli, der gerade an einem der beiden Tore auf einem hoch stehenden Sessel saß, den Lärm vernahm, ahnte er gleich, dass den Seinigen ein Unglück zugestoßen sei. Er beschied daher den Jüngling zu sich und hörte von ihm den Ausgang des Treffens. Als er nun den Tod seiner Söhne und die Niederlage des Heeres vernahm, empfand er hierüber keinen so großen Schmerz, da Gott es ihm vorausgesagt und er somit gewusst hatte, dass es so kommen würde. Dagegen verursachte ihm die Nachricht, dass die Lade in die Hände der Feinde geraten sei, da er dergleichen nicht erwartet hatte, so entsetzlichen Schmerz, dass er vom Sessel herabstürzte und den Geist aufgab. Er starb im achtundneunzigsten Lebensjahre und im vierzigsten seiner Regierung.
4. An demselben Tage starb auch die Gattin des Phineës, welche das Unglück, das ihren Mann getroffen, nicht zu überleben vermochte. Vorher gebar sie (sie war nämlich hochschwanger, als sie die Nachricht vom Tode ihres Mannes erhielt) einen siebenmonatlichen Knaben, dem sie, da er lebensfähig zu sein schien, den Namen Jochab gab wegen der Schande, die das Heer erlitten hatte; denn Jochab bedeutet »Schande«.
5. Eli war der erste Hohepriester aus der Familie Ithamars, des zweiten Sohnes des Aaron. Denn vorher war die Würde beim Hause Eleazars, wo sie immer vom Vater auf den Sohn überging. Eleazar nämlich übergab sie seinem Sohne Phineës, dieser seinem Sohne Abiezer, von dem sie dessen Sohn Buzi erhielt. Dieser vererbte sie wieder seinem Sohne Ozis, von welchem sie Eli erhielt, den ich im Vorstehenden erwähnte. Dessen Stamm behielt das Hohepriestertum bis zu den Zeiten des Königs Solomon; alsdann ging es wieder auf die Nachkommen Eleazars über.
* Die vom Dorfe Ginnaea bis zum toten Meere reichte. Vergl. Jüd. Krieg IV, 8, 2.
* Die Tenne befindet sich im Morgenland auf freiem Felde.
(Geringe Umstellungen.)
* Gemeint ist hier eine der steinernen Handmühlen, die die Israeliten beim Mahlen des Getreides gebrauchten.
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