Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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keine Industrie«, sagte Annelore mit einem traurigen Unterton. »Abgase gibt es bei uns nicht. Holz riecht gut, und es wird überall gebraucht. Daran denken diese komischen Leute wohl nicht.«

      »Wer denkt denn überhaupt noch, Anne, nur an Geld, an Karriere wird gedacht, an Reisen in die weite Welt, und natürlich an die unentbehrlichen Autos. Die stören keinen … Es hat sich so viel verändert. Bevor da bei uns drumherum gebaut wurde, haben wir zufrieden und glücklich gelebt.«

      »Ist ja gut, Mama, du sollst nicht so viel sprechen, sonst schimpft mich der Dr. Behnisch.«

      »Siehst du, Anne, das sind so gute Menschen. Die sind wirklich noch hilfsbereit und verstehen, worum man sich sorgt. Ach, Kind, wir denken doch immer an euch, damit es euch mal besser geht als uns.«

      »Wir können für uns selbst sorgen, Mama«, sagte Annelore leise.

      »Marilli ist doch noch so jung, und sie möchte so gern studieren. Wenn ich auch nicht verstehe, warum ein Mädchen studieren will, aber ich meine doch, dass man es seinen Kindern möglichst leicht machen sollte.«

      »Marilli wird studieren, Mama, bitte, zerbrich dir jetzt nicht den Kopf. Lass dich hier mal verwöhnen, du hast dich genug abge­rackert.«

      »Na, das hätte ja nicht sein müssen, Anne.«

      »Wenn du es nicht so weit hättest kommen lassen«, sagte Annelore ernst.

      »Ich habe halt gedacht, dass es von ganz allein wieder vorbeigeht. Wer denkt denn schon daran, dass es einmal so schlimm werden könn­te.«

      »Dr. Norden hat schon recht damit, wenn er sagt, dass die Leute, die dauernd zum Arzt laufen, am ältesten werden und eigentlich am gesündesten sind. Sie lassen die kleinen Wehwehchen gar nicht erst schlimm werden.«

      »Er ist ein guter Arzt«, sagte Annemarie. »Jetzt weiß ich ja, dass er mit seinen Ermahnungen recht hatte. Seid mir nicht böse.«

      »Sind wir doch nicht, Mama, du musstest leiden«, sagte Annelore weich.

      »Ich bin froh, dass du über den Berg bist.«

      »Ich machte ja auch noch ein bisschen mitmischen. Und Enkel möchte ich auch noch erleben«, flüsterte Annemarie.

      »Triffst du dich mit Jörg?«

      »Ja«, erwiderte Annelore.

      »Er ist ein anständiger Mann. Ist er mit seiner Stellung zufrieden?«

      »Sehr sogar. Aber jetzt mach die Augen zu, Mama. Du bist doch müde. Ich muss heim.«

      »Versorg Papa und Bobby gut, aber dir brauch ich das ja nicht zu sagen. Auf dich kann man sich verlassen. Ja, ich bin schon wieder müde. Dass man so viel schlafen kann, ich verstehe es nicht.«

      Und schon fielen ihr die Augen zu. Annelore betrachtete das blasse Gesicht voller Kummer. Wie wird es weitergehen, wenn sie alles erfährt, ging es ihr durch den Sinn. Dann ging sie zum Vater, aber der schlief jetzt auch. Und sie war ganz froh, dass sie nicht auch noch ihm Rede und Antwort stehen musste, aber das hatte ihr ja Bobby schon abgenommen. Sie traf ihn in der Halle. Er verabschiedete sich gerade von Dr. Behnisch, der zu einem Patienten gerufen worden war. »Kienbaum war schon hier«, sagte Bobby, »aber man hat ihn nicht zu Papa gelassen.«

      »Was denkst du, Bobby?«, fragte Annelore, als sie zum Wagen gingen.

      »Vielleicht will er wirklich helfen. Man kann sich ja auch mal in einem Menschen täuschen. Er hat sich auch nach Seppi erkundigt.«

      »Ich traue ihm nicht«, sagte Annelore aggressiv. »Du hast doch selbst gesagt, dass es dir komisch vorkam, dass er Seppi nachfuhr.«

      »Vielleicht war das gar nicht so. Er ist weggefahren und Seppi ging die Straße lang.«

      »Aber er kam von Kienbaums Haus. Jörg hat es gesagt.«

      »Seppi hat doch früher manchmal auch bei Kienbaum Gelegenheitsarbeiten gemacht. Wir sollten nicht zu große Vorurteile hegen, Anne.«

      »Nun, wenn er Papa wirklich hilft, tut er es bestimmt nicht aus purer Nächstenliebe. Du wirst noch an mich denken.«

      Aber noch konnte sie nicht ahnen, was Fritz Kienbaum als Gegenleistung fordern würde. An diesem Abend aber war er Gast bei Dr. Rambolt, so perfekt gekleidet, dass er geckenhaft wirkte. Ute musste sich sehr zusammennehmen, um nicht spöttisch zu lächeln. Doch sie dachte an ihre Mission, und so zeigte sie sich charmant und bewunderte sogar das pompöse Orchideengesteck, obgleich sie Orchideen gar nicht mochte. Fritz Kienbaum konnte sich als gern gesehener Gast fühlen. Anfangs legte er sich vornehme Zurückhaltung auf, doch nach dem zweiten Glas Wein löste sich seine Zunge, als Jens Rambolt das Stichwort »Baugesellschaft«, in den Raum warf.

      »Kann man da eigentlich auch investieren?«, fragte Kienbaum interessiert.

      »Ich wäre natürlich auch daran interessiert, Aufträge zu bekommen«, erwiderte Jens leichthin, »aber es könnte darüberhinaus eine gute Kapitalanlage sein.«

      »Sie meinen in gegenseitiger Aufrechnung? Eine gute Idee. Darüber kann man sprechen. Jedenfalls wird das Projekt in Bälde akut. Sie haben ja sicher von dem Großbrand in dem Sägewerk gehört, jetzt bleibt Marl nichts übrig, als zu verkaufen. Die Familie hat mein Mitgefühl, aber auf diese Weise können die größten Schwierigkeiten noch abgewendet werden.«

      »Man spricht von Brandstiftung«, sagte Ute. »Hat sich da schon etwas herausgestellt?«

      »Ich habe noch nichts gehört. Marl ist ziemlich schwer verletzt und liegt in der Klinik. Ich wollte ihn besuchen, aber es wurde mir nicht gestattet, und zu allem Unglück hat seine Frau auch erst eine schwere Operation überstanden.«

      Nun läutete das Telefon. »Ich gehe schon«, sagte Jens, »unterhalte Herrn Kienbaum inzwischen, Ute.«

      Auch das hatte er arrangiert und er hoffte, dass Ute ihren ehemaligen Verehrer besser aushorchen konnte, als wenn er dabei saß. Und so war es auch.

      »Wie ich sehe, scheinst du ja glücklich geworden zu sein, Ute«, sagte Fritz Kienbaum. »Wenn ich so an früher denke …« Er seufzte entsagungsvoll. »Aber ich habe anscheinend kein Glück bei Frauen.«

      »Vielleicht bist du etwas zu anspruchsvoll, Fritz«, meinte sie ne­ckend.

      »Ja, das bin ich schon, ich gebe es zu, aber vielleicht winkt mir nun doch ein persönliches Glück. Im Geschäftsleben hatte ich das ja.«

      »Und wen hat der Fritz im Auge?«, fragte Ute schelmisch.

      »Ein reizendes, noch recht junges Mädchen.«

      »Großes Geheimnis?«, fragte Ute.

      »Noch nicht spruchreif, aber du kannst es ja wissen. Es handelt sich um Annelore Marl. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dir, Ute.« Er verdrehte die Augen, und fast wäre Ute nun doch ein Lacher ausgekommen. Aber sie bewahrte Fassung. »Für mich wärest du die ideale Frau gewesen«, sagte Kienbaum nun hastig.

      »Und du willst diese Annelore nur heiraten, weil sie mir ein bisschen ähnlich sieht? Ich habe wirklich nicht geahnt, dass du es damals so ernst meintest, Fritz«, rettete sich Ute mit einem Lächeln über diese Situation hinweg.

      »Ich bin halt zu langsam gewesen«, seufzte er. »Aber damit muss man sich abfinden. Es freut mich ja, dass du zufrieden und glücklich bist. Ihr habt zwei Kinder?«

      »Stefan und Martina«, erwiderte sie. »Zehn und acht Jahre. Ja, so vergeht die Zeit. Meinst du nicht, dass das Mädchen zu jung für dich ist?«

      »Jetzt habe ich so lange gewartet, und nun will ich keine alte Frau haben. Bitte, missversteh mich nicht, du siehst immer noch bezaubernd jung aus.«

      »Und du denkst nicht daran, dass sie dich heiraten könnte, weil sie jetzt in einer prekären Situation sind?«

      Er warf ihr einen schrägen Blick zu. »Bin ich nicht noch ganz ansehnlich?«, fragte er mit einem eitlen Lächeln. »Und um ehrlich zu sein, Ute, du warst meine einzige Liebe, ich möchte es dir doch einmal sagen.« Er wollte


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