Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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nie erwähnt hat«, sagte er nachdenklich. »Sie hätte doch vor Gericht gehen können.«

      »Kienbaum wird schon etwas in der Hand gehabt haben, um sie zum Schweigen zu bringen«, meinte Annelore. »Aber warum hat er sich ausgerechnet hier niedergelassen, hier, wo sie auch lebte?«

      »Sie wird es wohl schon noch preisgeben«, meinte Bobby.

      »Lebt er eigentlich schon lange hier?«, fragte Dr. Norden.

      »Ich weiß es nicht so genau«, sagte Bobby.

      »Ich war jedenfalls schon achtzehn, als er das erste Mal ins Haus kam«, sagte Annelore, »und ich wollte, dass er Sie zu mir sagt. Ich hab’ ihn von Anfang an nicht gemocht. Aber so großspurig, wie er aufgetreten ist, kann man ihn nicht mit Frau Mösler in Einklang bringen.«

      »Manch ein Emporkömmling hat mal ganz klein angefangen«, warf Jörg ein. »Wir werden Frau Rambolt morgen mal fragen, wann sie ihn kennenlernten.«

      »Frau Rambolt?«, fragte Annelore irritiert.

      »Er gehörte mal zu ihren Verehrern, bevor sie meinen Chef geheiratet hat. Das hat mir Dr. Rambolt verraten.«

      »Und dieser Dr. Rambolt tritt jetzt als Hauptinteressent an diesem Grundstück auf«, sagte Dr. Norden.

      »Das wissen Sie schon?«, fragte Jörg staunend.

      »Ich habe auch meine Beziehungen«, erwiderte Dr. Norden lächelnd. »Aber ich gestehe ein, dass mich die Umstände des Brandes so interessieren, dass ich mich auch ein bisschen umhöre. Aber was ich heute Abend hier hörte, klingt fast nach einem Krimi, wenn Kienbaum tatsächlich der Vater von Seppi sein sollte.«

      »So wenig ich Kienbaum mag, das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Annelore nachdenklich.

      »Frau Mösler hat gesagt, dass er ein armer Hund gewesen sei«, sagte Bobby. »Jetzt müssen wir herausbringen, wie er zu Geld gekommen ist.«

      Dr. Norden lächelte flüchtig. »Heutzutage braucht man doch nur im Lotto zu gewinnen, und schon ist man Millionär.«

      »Wenn er auf solche Weise zu Geld gekommen sein sollte, bleibt erst recht die Frage, warum er sich ausgerechnet hier niedergelassen hat, direkt vor Erna Möslers Nase«, meinte Annelore nachdenklich. »Alte Liebe, die nicht rostet, kann man das doch bestimmt nicht nennen.«

      »Es geschehen Dinge zwischen Himmel und Erde, die schwer zu begreifen sind«, meinte Dr. Norden, »aber es wird sich schon herausfinden lassen, wie viel man Frau Mösler glauben kann.«

      »Aber in der Vergangenheit muss etwas zwischen den beiden gewesen sein«, sagte Bobby nachdenklich, »es muss etwas geschehen sein, was Hass in ihr erzeugt. Warum hat sie so lange geschwiegen, wenn sie so viel über Kienbaum weiß.«

      »Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, erwiderte Dr. Norden. »Sie und ihr Sohn sind Außenseiter der Gesellschaft, in der Kienbaum eine Rolle spielt, und wer hätte ihr schon Glauben geschenkt? Sie hatte sicher Angst vor ihm. Wir haben ja erlebt, wie er sie einzuschüchtern verstand.«

      »Aber jetzt ist ihr der Kragen geplatzt«, sagte Bobby.

      »Als sie ihn hilflos am Boden liegen sah«, erklärte Dr. Norden. »Da fühlte sie sich plötzlich stark. Mal sehen, ob sie morgen auch noch rebelliert. Gehen Sie behutsam mit ihr um. Sie ist so oft getreten und geschlagen worden.«

      *

      Dr. Dieter Behnisch war nicht gerade erbaut gewesen, als auch Kienbaum in seine Klinik gebracht wurde, und das sagte er auch seinem Freund Daniel, als dieser erschien.

      »Es ist wichtig, ihn unter Kontrolle zu haben, Dieter, sonst hätte ich dir das nicht auch noch zugemutet.« Und dann erzählte er ihm in Stichworten, was geschehen war.

      »Guter Gott, das artet ja in eine Tragödie aus«, murmelte Dr. Behnisch.

      »Wenn du eine Blutbestimmung bei Kienbaum und bei Seppi durchführst, müsste doch eigentlich festzustellen sein, ob er als Seppis Vater infrage kommt.«

      Jetzt starrte Dieter Behnisch Daniel fassungslos an. »Das doch nicht auch noch«, stöhnte er. »Das ist ja zum Verrücktwerden. Kienbaum ist vierzig, und Seppi wird übermorgen einundzwanzig …«

      »Und Erna Mösler ist zweiundvierzig«, fiel ihm Daniel ins Wort. »Es hat schon jüngere Väter gegeben, und auch bedeutend ältere Frauen, die sich mit einem jungen Burschen eingelassen haben. Wir müssen das ganz nüchtern betrachten.«

      »Aber wenn Kienbaum der Vater von Seppi sein sollte, hätte ihn die Mösler doch auf Unterhalt verklagen können.«

      »Vielleicht hat sie welchen bekommen. Wir wissen noch zu wenig, Dieter. Jedenfalls hat Kienbaum Seppi angestiftet, den Brand zu legen, und dafür soll der Junge nicht allein büßen. Was ist nun eigentlich mit Kienbaum?«

      »Ein Schlaganfall. Wir müssen ihn erst noch durchchecken. Das EEG ist nicht gut. Es ist durchaus möglich, dass eine Nervenlähmung zurückbleibt. Aber momentan kann ich noch gar nichts sagen. Jedenfalls interessiert mich der Fall nun doch.«

      »Und du kündigst mir nicht die Freundschaft?«

      »Blödsinn, mir wollte es nur nicht gefallen, dass Kienbaum und Marl auf einer Station liegen, und ich muss gestehen, dass ich Patienten, die mir nicht sympathisch sind, nicht gerade freudig behandele, wenngleich ich mir auch niemals nachsagen lassen werde, dass ich etwas unterlassen hätte, um auch solchen zu helfen.«

      *

      Fee Norden hatte wieder mal lange auf ihren Mann warten müssen, aber nun erfuhr auch sie interessante Neuigkeiten. Aber sie konnte auch mit welchen aufwarten.

      »Ich habe heute beim Einkaufen die alte Frau Brandis getroffen. Sie hat sich nach Herrn Marls Befinden erkundigt und mir erzählt, dass sie beim Sägewerk vorbeigekommen sei, als es brannte. Nachdem man ihr das Häuschen abgehandelt hatte, lebt sie ja im Altenwohnheim.«

      »Ja, ich erinnere mich jetzt, dass ich sie flüchtig sah«, erklärte Daniel. »Sie hat auch eine Bemerkung gemacht, an die ich mich aber nicht mehr erinnere.«

      »Ich habe sie zu einer Tasse Kaffee eingeladen und allerhand erfahren. Sie hat ja ewig in der Gegend gewohnt und kennt auch Erna Mösler. Dort, wo die neue Siedlung gebaut wurde, gehörte noch ein Stück von dem Land den Eltern von Erna Mösler. Sie sei die Erste gewesen, die es verkaufte, sagt Frau Brandis, für ein Butterbrot, wie es heißt oder wie man sich erzählte. Ein nettes Mädchen sei sie gewesen, die Erna, recht brav, wenn auch kein Geisteslicht. Als Bedienung in einem Landgasthof hätte sie dann aber gutes Geld verdient, aber dann wäre sie mit dem Buben zurückgekommen und ledig.«

      »Das wissen wir ja schon, Feelein«, sagte Daniel.

      »Aber jetzt kommt der Clou, mein Schatz. Frau Brandis sagt, dass Kienbaum damals das Stück Land von Erna Mösler gekauft hat. Sie hat zu jener Zeit auf der Gemeinde gearbeitet, und sie hat die Grundbucheintragung gesehen. Und später hat er ihr dann auch ihr Häusle abgehandelt. Allerdings hat er da bedeutend mehr zahlen müssen. Es kommt noch besser. Frau Brandis behauptet, dass Kienbaum der Neffe von jenem Wirt sei, bei dem Erna Mösler damals als Bedienung gearbeitet hätte.«

      »Und da haben sie sich dann kennen gelernt. Ja, so könnte es gewesen sein. Dann hat er ihr das Land abgeluchst und sie mit dem Kind sitzenlassen.«

      Fees Augen wurden ganz weit. »Du denkst, dass Kienbaum Seppis Vater ist?«

      »Es könnte möglich sein.«

      »Und das soll Erna Mösler für sich behalten haben, nachdem Kienbaum dann hier den großen Fritz spielt? Das glaube ich nicht, Daniel. Nein, das will mir nicht in den Sinn.«

      »Er könnte ja etwas in der Hand haben, das sie zum Schweigen gebracht hat. Er ist schlau und skrupellos, wie wir jetzt wissen, Fee. Mir geht da manches im Kopf herum, ich finde nur keine Zusammenhänge, jetzt noch nicht. Aber vielleicht wird sie jetzt reden. Wir müssen abwarten.«

      *

      Als Erna Mösler am nächsten Morgen erwachte,


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