Die Reize der Untreue. Valentin Krasnogorov

Die Reize der Untreue - Valentin Krasnogorov


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– deine oder meine? (Wirft den Hörer hin.) Ich hasse diese albernen Rituale, Zeugen, Taxi, Fotografen, Ringe, ein Haufen unbekannter Leute – ein Blödsinn, stimmt`s?

      ER Stimmt

      SIE. Eine Hochzeit ist doch die Angelegenheit von Zweien, stimmt`s?

      ER. Stimmt.

      SIE. Und doch muss man das alles durchmachen.

      ER Letzten Endes, die Gäste sind nicht das wichtigste.

      SIE. Ja. (Umarmt ihn.) Liebst du?

      ER. Ich liebe dich.

      SIE. Sehr?

      ER Sehr.

      SIE. Ich auch.

      Langer Kuss. Telefonklingeln.

      ER. Schalt es doch ab, verflixt noch mal.

      SIE. Heute geht das nicht. Das weißt du doch. (Sie nimmt den Hörer ab.) Hallo, ja Tante, Nein, geh allein, mir ist nicht nach Shopping. Ich hab viel zu tun. Ich hab einen Berg Arbeit. Bitte halte mich nicht davon ab. (Legt den Hörer auf.) Komm zu mir.

      ER. Stelle erst das Telefon ab.

      SIE. Du weißt doch- heute nicht. Ein Haufen Anrufe.

      ER. Darum muss man es ja abschalten.

      SIE. Na gut, schalte du es ab.

      ER. (Er streckt sich nach dem Hörer, lässt aber seinen Blick über die Liege schweifen.) Hast du eine neue Liege?

      SIE. Merkst du das jetzt erst?

      ER. Nein, wieso. Als ich hereinkam.

      SIE. Sie wurde heute morgen gebracht. Gefällt sie dir nicht?

      ER: Nein, wieso denn. Eine ausgezeichnete Liege.

      SIE. Dein Gesicht sieht so anders aus.

      ER. Ich sehe aus wie immer.

      SIE. Die alte war zu schmal.

      ER. Ich verstehe.

      SIE. Die hier ist bequemer, stimmt´s?

      ER. Stimmt. Wo habt ihr denn die alte hingebracht?

      SIE. In Mutters Zimmer. Hör auf, so streng zu gucken, zieh die Schnur heraus und komme zu mir.

      ER. Wie sieht deine Mutter aus?

      SIE. Sie ist sehr schön

      ER. Siehst du ihr ähnlich?

      SIE. Nein

      ER. Du bist aber auch schön.

      SIE. Wirklich?

      ER. (Umarmt sie.) Ich werde noch verrückt nach dir. Ich habe heute die ganze Nacht nicht geschlafen, hab mir immer vorgestellt, wie wir…

      Das Telefon klingelt

      SIE. Ich hab dich doch gebeten, es abzuschalten.

      ER. Hebe nicht ab.

      SIE. Jetzt mach ich es schon. (In den Hörer.) Hallo, Danke, Vielen Dank, Danke. Ja, das Kleid ist fertig, Danke, Auf Wiedersehen. (Legt den Hörer auf.) Sie haben gratuliert.

      ER. Hab ich mir gedacht. Ach, ich hab dich noch nicht im Brautkleid gesehen.

      SIE. (Lebhaft.) Soll ich es mal anziehen?

      ER. Na klar, Und vergiss den Ring nicht.

      SIE. Gut (Sie springt von der Liege, steckt den Ring an und zeigt die Hand.). Gefällt er dir?

      ER. Ist er nicht zu breit?

      SIE. Solche werden heute getragen

      ER. Wenn sie getragen werden, dann trag ihn auch.

      SIE. Dir gefällt er nicht?

      ER. Doch. Schließlich ist der Ring – nicht die Hauptsache.

      SIE. Und jetzt das Kleid. (Vorsichtig nimmt sie das Kleid vom Bügel und zieht es an.). Na, wie ist es?

      ER. Traumhaft.

      SIE. Und von hinten.

      ER. Traumhaft.

      SIE. Gut das es nicht weiß ist, richtig?

      ER. Richtig.

      SIE. Später werde ich es ins Theater und zu Besuch anziehen.

      ER. Darf man dich umarmen?

      SIE. Lieber nicht. Du drückst es.

      ER. Ich bin vorsichtig.

      SIE. Warte. Ich ziehe es lieber aus. (Sie zieht Kleid und Schuhe aus.) Jetzt umarme mich.

      ER. Nimm auch den Ring ab.

      Sie nimmt den Ring ab. ER umarmt sie leidenschaftlich. Das Telefon klingelt.

      (Ärgerlich.) Der Apparat ist völlig verrückt. Klingelt und klingelt.

      SIE. Wahrscheinlich ist er eifersüchtig. (Sie nimmt den Hörer.) Hallo. Mama, ich schaffe alles, wenn du nicht immer mit deinen Anrufen störst. Die Zeit drängt, ich habe zu tun, doch du kommst mir andauernd dazwischen. (Legt den Hörer auf..)

      ER. Übrigens, wann ist die Trauung?

      SIE. Morgen, das weißt du doch.

      ER. Ich sprach von der Uhrzeit.

      SIE. Um drei, Und warum?

      ER. Bloß so.

      SIE. Wir müssen wirklich etwas tun. Wir haben nur noch wenig Zeit

      ER. Gib mir erst mal etwas zu essen.

      SIE. Du hast Hunger?

      ER. Nein, mir gefällt es nur, wenn du mir etwas zu essen gibst.

      SIE. (Vor Freude errötend.) Wirklich?

      ER, Ja, wirklich.

      SIE. Setz dich.

      ER. Setzt sich an den Tisch. (Sie wirft einen Kittel über und macht sich daneben zu schaffen.) Was guckst du?

      ER. Ich schau dir gern zu.

      SIE. Warum?

      ER. Deine Bewegungen sind zärtlich und präzise.

      SIE. Erzähl keinen Quatsch.

      ER. Es gefällt mir, wenn du für mich etwas machst.

      SIE. Ich mache gern etwas für dich

      ER. Darf man dich küssen?

      SIE. Iss.

      ER. Weißt du, wenn es mir mit dir am wohlsten ist?

      SIE. Dort? (Sie nickt zur Liege.)

      ER. Nein. Wenn du dich um mich kümmerst. Übrigens, dort auch.

      SIE. Und mir wenn wir spazieren gehen und du mir etwas erzählst.

      ER. Und dort? (Er nickt in die gleiche Richtung.)

      SIE. Über „Dort“ rede ich gar nicht erst.

      Das Telefon klingelt. Sie nimmt den Hörer ab.

      Hallo (Spricht leise.). Ja, mein Schatz. Hab viel zu tun. Ich bringe die Vorhänge an. Sie müssen gekürzt und eingesäumt werden… Mir steht die Arbeit bis zum Hals. Küßchen (Sie legt den Hörer auf.)

      ER. Störe ich dich nicht bei deinen Gesprächen?

      SIE. Nein.

      ER. Ich kann in die Küche gehen.

      SIE. Quatsch. Ich schalte lieber das Telefon aus. (Sie schaltet das Telefon ab und legt es zur Seite.) Lecker?

      ER. Sehr.

      SIE. Willst du mehr?

      ER. Her damit.

      Sie (Indem sie ihm die Speise auflegt.) Ich werde mich jetzt wirklich mal mit den Vorhängen befassen.

      ER. Ohne geht es wohl nicht?

      SIE. Ich muss doch erklären, was ich den ganzen Tag gemacht habe.

      ER. Gibt es hier wirklich Arbeit für einen ganzen Tag?

      SIE.


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