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      Hans Peter Hahn (Hg.)

       Ethnologie und Weltkulturenmuseum

      Positionen für eine offene Weltsicht

       Impressum

      Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      ISBN: 978-3-86408-226-9 (E-Book)

      © Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2017

       www.vergangenheitsverlag.de

      Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

      Inhalt

       Vorwort

       Hans Peter Hahn

       Wieviel Ethnologie steckt im „Weltkulturenmuseum“?

       Hans Peter Hahn

       Europa provinzialisieren, material und ontological turn kuratieren?

       Gedanken aus der Ausstellungspraxis des Humboldt Lab Dahlem

       Paola Ivanov

       Das Museum als Strategie der kulturellen Ambiguitätsbewältigung

       Helmut Groschwitz

       Museum als ethnologische Methode? Zeitgeschuldete Betrachtungen

       Thomas Laely

      Vorwort

       Hans-Peter Hahn

      In den letzten Jahren ist mit einer Intensität wie selten zuvor über ethnografische Sammlungen im deutschsprachigen Raum diskutiert worden. Einer der Gründe dafür ist sicherlich die Errichtung des Humboldt Forum in Berlin, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht weniger als die Weltgesellschaft auszustellen, den Dialog zwischen den Kulturen der Welt zu fördern und ein internationales Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung zu werden. Auch an anderen Orten stellen sich immer wieder die fundamentalen Fragen:

      Wie eröffnen wir unseren Blick auf die Weltgesellschaft?

      Ethnografische Sammlungen werden dafür einen wichtigen Beitrag leisten, vielleicht sogar deutlicher als jemals zuvor diese Idee der zeigbaren Kulturen der Welt unterstützen. Endlich werden sie einmal mehr sein als bestaunte Sammlungen kultureller Besonderheiten. In einer sich globalisierenden Welt, trotz aktueller Rückschritte, stellen diese Sammlungen ein wichtiges Bindeglied dar, um Erfahrbarkeit, Wissen, Verständigung und Kommunikation miteinander erst möglich zu machen. Um so mehr bedarf es aber auch einer Verständigung darüber, wie heute ethnografisches Wissen auf der Grundlage der verfügbaren Sammlungen glaubwürdig präsentiert werden kann. Dieser Frage widmet sich dieser Band.

      Über die Zukunft von Museen mit ethnografischen Sammlungen und ihrer Bedeutung für den Zugang zur Weltgesellschaft kann man nur gemeinsam diskutieren. An erster Stelle ist hier der Dialog mit dem Publikum gefragt, wie er in vielen Museen in den letzten Jahren immer mehr gepflegt wird. Darüber hinausgehend würde es allerdings wenig Sinn machen, wenn die universitäre Ethnologie im Alleingang Listen mit Anforderungen definiert, und es würde wenig hilfreich sein, wenn Museumsethnologen ohne den Dialog mit den Fachleuten außerhalb der Museen über die Rolle der Ethnologie in ihren Museen nachdenken. Es ist daher ein wichtiger Vorzug dieser Publikation, dass die hier versammelten Positionen zu Ethnologie und Weltkulturenmuseen auf einem unmittelbaren Austausch zwischen Museumsexperten und Wissenschaftlern der Universität beruht. Auf diese Weise verbinden sich theoretische Überlegungen zur Geschichte und zur Gegenwart ethnologischer Museen mit den praktischen Gedanken zur Umsetzbarkeit neuerer Trends.

      „Museen mit ethnografischen Sammlungen“ ist eine regelmäßig gebrauchte Umschreibung, die intentionell eine Leerstelle anzeigt. Es geht darum, die Offenheit und die Unbestimmtheit dieser Museen hervorzuheben, und damit zugleich das Anliegen dieses Buches deutlich zu machen. Ist die Offenheit, die gegenwärtig zu einem ganzen Bündel unterschiedlicher Benennungen ethnografischer Ausstellungsorte geführt hat, eine „Schwäche“ solcher Museen? Oder ist sie – ganz im Gegenteil – ein Indiz für einen selbstbewusst beschrittenen Weg dynamischer Weiterentwicklung, an dessen Ende ein neues Selbstverständnis stehen wird?

      Die Leser mögen dies auf der Grundlage der Lektüre selbst beurteilen. An dieser Stelle sei lediglich betont, dass es allen Autorinnen und Autoren dieses Bandes ein besonderes Anliegen ist, die Verbindungen zwischen Ethnologie und Museum aufzuzeigen, gleich unter welchem Namen ein solches Museum nun firmiert.

      Wenn Museen im Prozess der Umwandlung, Neugestaltung oder des Umzugs sind, so wie es für die hier gemeinten Einrichtungen gilt, und vor allem für das Berliner Beispiel mit dem Humboldt Forum, wird in der Öffentlichkeit gerne auf den außerordentlichen Wert der Sammlungen verwiesen. Dann ist in der Presse von „verborgenen Schätzen“ die Rede oder von „unerschlossenen Reichtümern“ etc. Für ethnografische Sammlungen ist dies (glücklicherweise) nicht immer so, weil die Mehrdeutigkeit dieser Dinge offensichtlich ist. Sammlungen mit ethnografischen Objekten sind wahrhaft globale Assemblagen. Es sind hoch mobile Dinge, die im Kontext des Museums zumindest vorübergehend zum Stillstand gekommen sind. Allerdings gilt dies nur für die materielle Seite, da sie fortwährend Neubewertungen ausgesetzt sind. Neue Ansprüche, neue Erwartungen aber auch neue Qualitäten als Zeugen historischer Ereignisse treten immer wieder hervor. Sie begründen einerseits den Wert der Sammlungen, lassen zugleich aber auch erkennen, mit welcher außerordentlichen Ambivalenz solche Sammlungen behaftet sind. Kaum etwas ist unklarer als die angemessene Bewertung der ethnografischen Objekte. Dies gilt gerade dann, wenn man die Geschichte einzelner Dinge näher anschaut.

      Alle Beiträge in diesem Band nehmen diese Unsicherheit der Bewertung und die Frage einer sinnvollen Einbettung als Ausgangspunkt ihrer Erörterung. Sie versuchen, trotz dieser Herausforderung, ein konstruktives Bild für die zukünftige Ausstellungsarbeit mit diesen Objekten zu entwerfen. Sicherlich liegt im Optimismus bezüglich eines solchen konstruktiven Umgangs mit ethnografischen Sammlungen das eigentliche gemeinsame Anliegen dieses Buches. Möge es die Leserinnen und Leser ermutigen, sich ein eigenes Bild über die Bewertung der Sammlungen zu machen!

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