Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft. Lothar Eißmann

Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft - Lothar Eißmann


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(40), Fischereisee westlich Falkenhain (41), Restloch »Phönix-Nord« (42), Hainbergsee (43), Grasteich Meuselwitz (44), Penkwitzer See (45), Anglerteich im Auholz Meuselwitz (46), Schnauderhainichener Tagebau im Auholz (47), Restloch 3 Zechau (48), Werbener See (49), Mondsee (50), Langer See Hohenmölsen (51), Kiesteich Hohenmölsen (52), »Eisensee« (53), Restloch »397 Theißen« (54), Streckauer See (»Schädemulde«) (55), Neue Sorge Luckenau (56), Restloch Luckenau-Südost (57), Vollert-Süd (58), Vollert-Nord (59), Restloch »Kamerad« (60), Kretzschauer See (61), Auensee Granschütz (62), Tagebausee Gostau (63), Thierbaum (64);

      Zukünftige Seen: Pereser See (65), Groitzscher See (66), Schwerzauer See (67), Domsener See (68).

       AUF DEM WEG ZUR VIERTEN SEENGENERATION

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      image Ein Teichrosen Claude-Monet-Idyll:

      Ertrunkene Lehm-Braunkohlen-Kuhle. Oberer Ziegengrund nahe Neunitz bei Grimma. 2012.

       Werden und Vergehen in Jahrmillionen

       Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts.

      Sören Kierkegaard

      In Bezug auf die ältere Erdgeschichte könnte man die Region südlich der Großstadt Leipzig und damit das Seengebiet als »Raum der verlorengegangenen Zeiten« apostrophieren. Zwar ist die Zeit ewig, ohne Anfang und Ende, wohl aber können die Zeugen einer bestimmten Zeitspanne zumindest regional vollständig ausgelöscht sein. Und das ist hier über Hunderte von Millionen Jahren der Fall.

      Das geologische Fundament der Region aus Gesteinen der Erdfrühzeit und aus dem Erdaltertum, das schon mit 100 m tiefen Bohrungen zu erreichen ist und in den Jahrzehnten der geöffneten Erde am Grunde der Tagebaue in Gestalt von Kaolinbergen ans Licht trat, besteht aus einer 1000 bis 2000 m mächtigen Schichtenfolge aus Grauwacken, sandsteinartigen Gesteinen, und stark verfestigten Ton- und Schluffsteinen. Erstere bilden bis über 1 m mächtige feste Bänke, jene zentimeter- bis dezimeterstarken Platten. Sie sind intensiv gefaltet und stehen oft schräg bis senkrecht. Es sind sogenannte Flyschsedimente, d. h. während gebirgsbildender Bewegungen aus Trübeströmen im Gefolge meist großer subaquatischer Rutschungen auf dem Meeresboden abgesetzte feinkörnige Schichten aus oft eckigen Bestandteilen. Ihr Alter ist riphäisch bzw. wendisch; sie gehören also zum Proterozoikum oder Algenzeitalter. Damit sind sie älter als 570 Mio. Jahre und können auf rund 600 Mio. Jahre geschätzt werden. Bis auf winzige Flitterchen aus Graphit, Hinterlassenschaften von Algen, sind sie fossilfrei. Erstmals gefaltet wurden diese Schichten wahrscheinlich in der Cadomischen Gebirgsbildungszeit am Ende des Proterozoikums. Vor rund 550 Mio. Jahren, im tieferen Zeitalter des Kambriums, drangen im nordwestlichen Sachsen saure Magmen in das Grauwackengebirge ein und erstarrten zu mächtigen Granodioritkörpern, granitartigen Gesteinen. Sie wurden unter Markkleeberg-West bis Leipzig-Lößnig und weiter nach Nordosten bis Leipzig-Stötteritz erbohrt und sind Teil des granitischen Fundamentes, das den tieferen Untergrund Nordwestsachsens über große Flächen aufbaut.

      Und nun die »ältere verlorengegangene Zeit«. Es besteht guter Grund zu der Annahme, dass das gefaltete und durch Granite versteifte Grauwackengebirge im Kambrium wieder zu sinken begann und die Senke in einem Zeitraum von rund 300 Mio. Jahren mit weit über 1000 m mächtigen marinen Schichten des Kambriums, Ordoviziums, Silurs, Devons und Unterkarbons gefüllt wurde. In der im Grenzzeitraum Unterkarbon/Oberkarbon liegenden sudetischen Phase der mitteleuropäischen varistischen Gebirgsbildung (Steinkohlengebirge) erfolgte eine intensive Faltung dieser Schichten, danach ihre Zerblockung und Heraushebung und schließlich Abtragung bis in das Fundament aus Grauwacke und Granit. In der Umrandung des aufgestiegenen Blocks blieben gleichalte Schichten flächenhaft oder punktförmig erhalten. Nächstjüngere Hinterlassenschaften der Erdgeschichte der Region existieren erst wieder aus der Oberkarbonzeit, dem Westfal und Stefan, d. h. aus einer Zeit von vor rund 290 bis 310 Mio. Jahren. Es sind rot und braun gefärbte verfestigte Kiese, Sand-, Ton- und Schluffsteine, die eine steinkohlenzeitliche Flora führen. Sie kommen erst westlich der Weißen Elster vor, wo sie mehrfach erbohrt wurden und im Westen der Stadt Leipzig, z. B. am Lindenauer Hafen, auch zutage treten.

      Im jüngsten Abschnitt des Erdaltertums, dem oberen Perm oder Zechstein, wurde im Zusammenhang mit einer großen Meeresüberflutung Nordwest- und Mitteleuropas der gesamte Leipziger Raum bis in die Gegend von Zwickau und Gera vom Meer bedeckt. Die südlich der Linie Kitzen – Rötha – Lausick hinterlassene Schichtenfolge mit mächtigen Karbonaten, vor allem Dolomit, und Sulfatgesteinen (Anhydrit und Gips) erlangte später für die Braunkohlenbildung Bedeutung. Sie kennzeichnet insbesondere den Untergrund der braunkohlenführenden Formation des südlichen Leipziger Seenlandes mit ihren schon abgebauten bzw. gegenwärtig regional noch in Abbau stehenden Kohlefeldern (Tagebaue Schleenhain, Profen-Schwerzau) zwischen Groitzsch, Borna, Altenburg, Meuselwitz und Profen.

      Auch Schichten des folgenden Erdmittelalters, insbesondere der Trias mit Buntsandstein und Muschelkalk, kamen auf der Nordwestsächsischen Hochscholle um Leipzig zum Absatz. Nachdem dieses Tafelgebirge in der höheren Kreidezeit weitspannig gefaltet und an Störungen in Schollen zerlegt worden war, erfolgte wie 200 Mio. Jahre vorher in der Steinkohlenzeit eine erneute Heraushebung des Gebietes und eine damit verbundene Abtragung der über 500 m mächtigen Deckgebirgsschichten. Ein zweites Mal wurde das Grundgebirge freigelegt. Es ist die zweite, jüngere Periode der »verlorengegangenen Zeit«. In dem durch tropisch-humide Klimabedingungen gekennzeichneten und tektonisch beruhigten Abschnitt der höchsten Kreidezeit und des älteren Tertiärs unterlag das alte Gebirge einer intensiven chemischen Verwitterung. Durch Wegführung von etwas Kieselsäure und aller Alkalien bildete sich Kaolin oder Porzellanerde. Besonders betroffen wurden die granitischen Gesteine und die Grauwacke. Aber auch die vulkanischen Gesteine des Unterrotliegenden, die unmittelbar östlich von Leipzig, bei Taucha, bis an die Oberfläche reichen und im Nordwestsächsischen Vulkanitbecken zwischen Rochlitz und Lucka im Süden und Eilenburg – Grimma – Wurzen – Oschatz eine flächenhafte Verbreitung erlangen, sind von einer Kaolindecke überzogen. Die Porzellanerdeschicht zwischen Leipzig und dem Auftauchen der Felsen bei Hainichen und Otterwisch besitzt eine Mächtigkeit von durchschnittlich 15 bis 35 m, maximal von 85 m, wie durch zahlreiche Bohrungen nachgewiesen ist. Wo das zersetzte alte Gebirge höher aufragt, wurde es in Form sogenannter Ton- oder Kaolinrücken in den Braunkohletagebauen von den Baggern angeschnitten und im Bereich der Förderbrücke bis zum Übergang in festes Gestein sogar durchschnitten. Es handelt sich bei den Hügeln um Reste von Inselbergen, die wie in Ost- und Südafrika unter subtropischen Bedingungen entstanden sind und die Landschaft schwarmweise wenige Dekameter, vereinzelt 50 m bis über 100 m überragten.

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      image Kollektion von Gesteinen des geologischen Fundaments Nordwestsachsens: Granit von Leipzig-Lößnig (Bildmitte), Pyroxensyenit von Reudnitz bei Dahlen (unten) und dichte und geschichtete Grauwacke von Leipzig-Plagwitz.

       Kohlemoore und Urnordsee in der Leipziger Bucht

       Braunkohlenzeit (Tertiär)

      Vor rund 50 Mio. Jahren, im frühen bis mittleren Eozän, war das Land vor allem durch weiträumige endogene Bewegungen so tief abgesenkt, dass die Inselberglandschaft in Fluss- und Seesedimenten zu ertrinken begann. Die südlichen Gebirge existierten noch nicht, das Einzugsgebiet der Flüsse reichte bis in das Gebiet des heutigen Böhmen. Auch Flüsse aus Thüringen und Nordostbayern nahmen ihren Weg durch die Leipziger Bucht. Die östlichen Fließgewässer (»Zwickauer Fluss«) wandten sich zwischen Leipzig und Groitzsch nach Nordwesten bis Westen, vereinigten sich mit den von Südwesten kommenden Flüssen, um


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