Peng, der Penguin. Helmut Ziegler
hat Peng damit zu tun?«
»Wer oder was ist Peng?«, erkundigte sich Mister Glitz neugierig.
»Peng ist Teil zwei meiner Idee«, sagte Roberts Mutter. »Der bessere. Ich schlage aber vor, du besprichst erst einmal Teil eins mit den Bossen von Frostis. Sollte denen die Idee gefallen, treffen wir uns mit Peng.«
Mister Glitz nickte verblüfft. Er verstand offenbar, dass Anne nicht sofort alle Trümpfe aus der Hand geben wollte und wechselte das Thema. »Wollt ihr was essen?«
Roberts Mutter blickte ihren Sohn an. »Was meinst du?«
»Es gibt hier eine echte afrikanische Köstlichkeit«, sagte Mister Glitz. »Gefülltes Kamel. In dem Kamel steckt ein Kalb, in dem Kalb ein junges Lamm, in dem Lamm ein Huhn und in dem Huhn wiederum ein Ei. Die Kunst besteht darin, eine Scheibe so von dem Kamel abzuschneiden, dass alle Fleischsorten, selbst ein Stück von dem Ei auf dem Pfannkuchen landen, auf dem serviert wird.« Er kicherte.
Robert schüttelte den Kopf. Das Kichern überraschte ihn. Für so einen großen Menschen schien ihm dieses Lachen viel zu hoch und zu schrill. Wie das Kreischen einer auslaufenden Kreissäge.
»Vielen Dank für das Angebot«, sagte Roberts Mutter. »Aber wir essen aus Prinzip nichts, was mehr als vier Beine hat.«
Zu Hause kochte seine Mutter Spagetti mit Tomatensoße, Robert schnitt für den Obstsalat eine Ananas klein.
»Hast du jetzt wieder Arbeit?«, fragte er und warf den Blätterzapfen in den Mülleimer.
»Vielleicht«, sagte sie und rührte die Soße um. »Hoffentlich.«
»Krieg ich dann ein neues Computerspiel?«
»Oh, Mann«, sagte sie.
Diesen Tonfall kannte Robert. Den gleichen hatte sie, wenn er davon erzählte, was seine Klassenkameraden sich alles leisten konnten. Oder wenn sein Vater vor der Tür stand, um ihn, wie an jedem zweiten Wochenende, abzuholen, um ihn zu einem Fußballspiel oder ins Kino mitzunehmen.
»Es gibt noch so viele offene Fragen«, sagte sie am Esstisch. »Erst mal muss Frostis zustimmen, diese Art von Fischstäbchen herzustellen. Dann müssen sie auch damit einverstanden sein, dass Peng für diese Fischstäbchen werben soll. Und dann müssen wir auch mit dem Vogelpark klären, ob sie Peng überhaupt dafür freigeben.«
»Was soll er denn tun?«
»Was ein Pinguin so tut. Schwimmen, tauchen, Fisch fressen.«
Am Abend wusch seine Mutter ihm die Haare. Meistens machte er das selbst, aber heute wollte er sich richtig verwöhnen lassen. Der Duft des Bananen-Shampoos füllte das Badezimmer.
»Was ist warm und riecht nach Banane?« Robert grinste.
Seine Mutter blickte ihn fragend an.
»Affenkotze«, sagte er und feixte weiter.
»Oh, Mann«, sagte sie und überprüfte die Temperatur des Wassers, das aus dem Duschkopf kam. Aber diesmal war ihr Tonfall weder klagend noch genervt. Diesmal lächelte sie.
»Wieso kann der Tierpark eigentlich bestimmen, ob Peng Werbung macht oder nicht?«, fragte Robert und streckte seinen Kopf nach hinten, damit sie seine Haare abbrauste.
»Peng gehört doch denen«, antwortete seine Mutter.
»Aber sie behandeln ihn schlecht.«
»Das hat er dir erzählt?«
»Na ja, überleg mal. Es gibt da zwei Sorten Pinguine, einen wie ihn und ganz viele andere. Als wir hierher gezogen sind und ich in die Schule kam, kannte ich auch keinen in meiner Klasse.«
Sie trocknete ihn ab, hüllte ihn in einen Bademantel und rubbelte dann, ohne etwas zu sagen, seine Haare trocken. An ihrem Schweigen merkte er, dass er ein unangenehmes Thema angesprochen hatte. Nachdem sie das Handtuch aufgehängt hatte, hockte sie sich neben ihn, sodass sie ihm direkt in die Augen sehen konnte.
»Inzwischen ist das aber anders«, sagte sie. »Oder, Rübe?«
Robert nickte.
»Du hast neue Freunde. Till. Clarissa. Nils.«
Robert nickte.
»Ich weiß, dass es schwer für dich war. Der Umzug. Die neue Klasse. Du musst dich einige Zeit ziemlich allein gefühlt haben.«
Robert sah sie an.
»Und dass sich dein Vater und ich getrennt haben, natürlich«, fuhr sie fort. »Aber stell dir vor, wir hätten uns andauernd weiter gestritten. Immer lauter, immer doller. Das wäre doch noch viel schlimmer gewesen …« Sie verstummte und schaute ihn an.
Robert sagte nichts.
Sie fuhr ihm zärtlich durch die Haare. Dann stand sie mit einem leisen Seufzen auf und griff nach dem Fön.
»Peng will da weg«, sagte Robert.
»Ich weiß. Aber ohne die Erlaubnis des Vogelparks können wir nichts tun.« Seine Mutter steckte den Fön in die Steckdose. »Komisch, funktioniert nicht.«
»Gib mal her«, sagte Robert und seine Augen blitzten. Das alte Erschreckspiel. Er hielt den Fön seiner Mutter direkt vors Gesicht. »Kuck mal, ist da was kaputt?«
Seine Mutter schaute direkt in den Fön. Robert schaltete ihn ein und der Fön fauchte wild auf. Seine Mutter riss die Augen auf und zuckte zusammen. Robert lachte. Seine Mutter lachte auch. Als nur noch die Haarspitzen feucht waren, fragte er: »Warum entführen wir Peng nicht einfach?«
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