Intention. Lynne McTaggart

Intention - Lynne McTaggart


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angibt. Ein Lügendetektor verfolgt auch Veränderungen in Blutdruck, Atmung, Pulsstärke und -frequenz. Niedrige Werte in der elektrischen Hautleitfähigkeit zeigen wenig Stress und einen ruhigen Zustand an. Höhere Werte weisen darauf hin, dass der Sympathikus, der für Stress oder bestimmte emotionale Zustände anfällig ist, auf Hochtouren arbeitet – wie es der Fall ist, wenn jemand lügt. Eine Lügendetektormessung kann den Stress für den Sympathikus anzeigen, sogar schon, bevor die Testperson sich seiner bewusst ist.

      1966 bestand die modernste Technologie aus einer Reihe von Elektrodenplättchen, die an zwei Fingern der Testperson befestigt wurden und durch die ganz schwacher elektrischer Strom floss. Diese Plättchen nahmen auch die geringste Zu- oder Abnahme des elektrischen Hautwiderstandes auf, die dann auf Papier grafisch dargestellt wurde, indem eine Schreibnadel eine kontinuierliche (gezackte) Linie aufzeichnete. Wenn jemand log oder irgendwie emotional erregt war (etwa weil er oder sie sich aufregte oder ängstigte), dann hatte die Zickzacklinie größere Ausschläge, bis zum oberen Papierrand.

      Backster klemmte nun eines der langen, gebogenen Blätter des Drachenbaumes zwischen zwei Sensorelektroden eines Lügendetektors und wickelte ein Gummiband darum. Nach dem Gießen der Pflanze erwartete er eine ansteigende Tintenspur auf dem Papier, was dem Absinken des elektrischen Widerstandes des Blattes entsprach, wenn es feuchter würde. Doch als er nun tatsächlich Wasser an die Pflanze gegossen hatte, geschah genau das Gegenteil. Zuerst verlief die Linie nach unten und zeigte dann einen kurzen Ausreißer, ähnlich wie bei einem Menschen, in dem kurz die Angst aufflackert, entdeckt zu werden.

      Damals glaubte Backster, er beobachte eine quasi menschliche Reaktion; doch später stellte sich heraus, dass die wachsartige Isolierschicht zwischen Pflanzenzellen eine elektrische Entladung verursacht, die in Lügendetektoren eine menschliche Stressreaktion nachahmt. Wenn die Pflanze wirklich eine emotionale Reaktion zeigte, dann musste er einen stärkeren emotionalen Reiz setzen, um diese Reaktion zu intensivieren.

      Wird ein Mensch mit einem Lügendetektor getestet, dann stellt man am besten mit einer direkten und gezielten Frage fest, ob er lügt – das funktioniert, weil jede unwahre Antwort seinen Sympathikus unmittelbar und stark reagieren lässt. (Beispiel: „Waren Sie es, der auf Hans Schmidt schoss?“)

      Um auch bei einer Pflanze so etwas wie eine Alarmreaktion auszulösen, musste Backster irgendwie ihr Wohlergehen beeinträchtigen. Er versuchte es damit, eines ihrer Blätter in eine Tasse Kaffee einzutauchen, doch das ergab keine interessante Reaktion in der Aufzeichnung – die Abwärtsbewegung hielt lediglich weiter an. Wenn das die Testaufzeichnung eines Menschen gewesen wäre, dann hätte Backster den Schluss gezogen, die Person sei müde oder langweile sich. Ihm war klar, dass er die Pflanze direkt und wirklich bedrohen musste: Er wollte ein Streichholz holen und das an der Elektrode befestigte Blatt anzünden.

      In dem Moment, als er daran dachte, sauste die Schreibnadel nach oben und fuhr fast über das Papier hinaus. Er hatte die Pflanze nicht angezündet; er hatte nur daran gedacht, das zu tun! Laut seinem Lügendetektor hatte die Pflanze den Gedanken als direkte Bedrohung aufgefasst und höchsten Alarm signalisiert. Er rannte in das Nebenbüro, um ein paar Streichhölzer zu holen. Als er zurückkam, zeigte die Aufzeichnung immer noch Alarmbereitschaft. Er zündete ein Streichholz an und ließ es unter einem Blatt flackern. Die Schreibnadel zeichnete weiter den wilden Zickzackkurs auf. Dann brachte Backster die Streichhölzer wieder zurück ins Büro seiner Sekretärin. Die Aufzeichnung beruhigte sich und wurde wieder zu einer geraden Linie.

      Er wusste zunächst nicht, was er damit anfangen sollte. Lange hatte er sich zu Hypnose und zu Theorien über die Kraft der Gedanken und die Natur des Bewusstseins hingezogen gefühlt. Während seiner Arbeit für die Spionageabwehr in der Armee und der CIA hatte er sogar diverse Experimente durchgeführt; diese waren Teil einer Kampagne, die den Einsatz von Hypnosetechniken bei der russischen Spionage aufdecken sollte.

      Doch das hier war etwas noch viel Außergewöhnlicheres. Diese Pflanze hatte, so schien es, seine Gedanken gelesen. (Dabei war es so, dass er Pflanzen nicht einmal besonders mochte.) Dazu konnte es nur gekommen sein, wenn die Pflanze über eine komplexe außersinnliche Wahrnehmung verfügte. Die Pflanze musste irgendwie auf ihre Umgebung eingestimmt und in der Lage sein, viel mehr als nur „Sinneswahrnehmungen“ von Wasser und Licht zu empfangen.

      Backster modifizierte seine Geräte, um die elektrischen Signale so zu verstärken, dass sie die geringste elektrische Aktivität in den Pflanzen registrierten. Zusammen mit seinem Partner Bob Henson wiederholte er dann das ursprüngliche Experiment. Die nächsten eineinhalb Jahre beobachteten Backster und Henson häufig, wie die anderen Pflanzen im Büro auf ihre Umgebung reagierten. Zahlreiche Eigentümlichkeiten fielen ihnen auf: Die Pflanzen stimmten sich auf das Kommen und Gehen ihrer „Betreuungsperson“ ein. Sie achteten auch auf eine Art „Revieranspruch“ und reagierten nicht auf Ereignisse in den Büros neben Backsters Labor. Sie schienen sich sogar auf Pete, Backsters Dobermann, einzustimmen, der die Tage ebenfalls im Büro verbrachte.

      Das Faszinierendste von allem war, dass ein kontinuierlicher Informationsaustausch zwischen den Pflanzen und anderen Lebewesen in ihrer Umgebung stattzufinden schien. Als Backster eines Tages seinen Wasserkocher einschaltete, um sich einen Kaffee zu kochen, hatte er zu viel Wasser hineingegeben. Doch als er den Rest in das Spülbecken schüttete, bemerkte er eine intensive Reaktion der Pflanzen.

      Das Spülbecken war nicht besonders hygienisch, ja, seine Mitarbeiter hatten den Ausguss seit Monaten nicht geputzt. Er beschloss, einige Proben vom Ausguss zu nehmen und sie unter einem Mikroskop zu untersuchen; dort trat ein Gewirr von Bakterien zutage, wie sie eben im Abfluss eines Spülbeckens vorkommen. Hatten die Bakterien, von kochendem Wasser bedroht, eine Art Notruf ausgesandt (bevor sie umkamen), den die Pflanzen aufgenommen hatten?

      Da Backster wusste, dass er ausgelacht würde, wenn er der wissenschaftlichen „Gemeinde“ solche Erkenntnisse präsentierte, warb er ein eindrucksvolles Gremium von Chemikern, Biologen, Psychiatern, Psychologen und Physikern an, die ihm helfen sollten, ein hieb- und stichfestes Experiment zu entwerfen. Bei seinen frühen Versuchen hatte sich Backster auf menschliche Gedanken und Emotionen verlassen, die Reaktionen in den Pflanzen auslösen. Die Wissenschaftler rieten ihm davon ab, die Intention als Stimulus für das Experiment heranzuziehen, weil sie sich nicht für einen streng wissenschaftlichen Aufbau eigne. Wie sollte man einen menschlichen Gedanken kontrollieren, etwa die Absicht zu schaden? Orthodoxe Wissenschaftler könnten dann seine Studie leicht angreifen. Er musste ein Labor einrichten, in dem keine anderen Lebewesen neben den Pflanzen sein durften, damit es keine Ablenkung gab.

      Die einzige Möglichkeit dazu bestand darin, das Experiment völlig zu automatisieren. Allerdings brauchte er auch einen wirksamen Reiz. Er suchte nach der einen Handlung, die die tiefgreifendste Reaktion auslösen würde, eine, die bei Pflanzen quasi sprachloses Entsetzen hervorrufen würde. Dabei wurde ihm bewusst, dass sie einem Massengenozid entsprechen müsste, damit die Ergebnisse eindeutig wären. Aber was konnte er in großen Mengen töten, ohne den Zorn der Tierschützer auf sich zu ziehen oder selbst mit einem Bein im Gefängnis zu stehen? Offensichtlich keinen Menschen oder irgendein großes Tier. Er wollte auch keine üblichen Versuchstiere wie Ratten oder Meerschweinchen töten. Als Kandidaten kamen praktisch nur Salinenkrebse in Frage. Deren einziger „Zweck“ bestand, soweit er das sagen konnte, darin, Zierfischfutter zu werden. Salinenkrebse waren also bereits für das „Schlachthaus“ bestimmt. Nur die vehementesten Tierschützer konnten da etwas dagegen haben.

      Backster und Henson bastelten eine Apparatur, die per Zufallsauswahl in einem von sechs möglichen Momenten ein kleines Behältnis mit Salinenkrebsen umdrehte und den Inhalt in einen Topf mit ständig kochendem Wasser kippte. Der Randomisierer wurde im entferntesten Raum seines Bürokomplexes (insgesamt sechs Zimmer) untergebracht; drei Pflanzen wurden am anderen Ende des Labors (bzw. der Bürosuite) in drei verschiedenen Räumen an Lügendetektoren angeschlossen. Der vierte Lügendetektor, der an einen Festwiderstand angeschlossen war, diente als Kontrollgerät, das sicherstellen sollte, dass es in den Detektoren nicht plötzlich zu einem Spannungsanstieg kam.

      Als Backster dieses sein „Labor“ in den späten sechziger Jahren einrichtete, mussten Mikrocomputer erst noch erfunden werden. Für seine Unternehmung entwickelte er ein innovatives mechanisches Programm,


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