Beter, Mönche und Gelehrte. Marc Witzenbacher
errichteten die Bewohner eine Kirche. In ihr feierte Pater Damian bis kurz vor seinem Tod jeden Tag die heilige Messe. Sogar ein Orchester gründete er. Allerdings musste er diesem hohen Einsatz schließlich doch den Tribut zollen. Als 1884 ein Arzt auf die Insel kam, um die Krankheit Lepra weiter zu erforschen, stellte er sie auch bei Pater Damian fest. Sein Arbeitseifer wurde dadurch nicht gebrochen, bis schließlich seine Kräfte nachließen. Äußerlich schwer entstellt und völlig ausgezehrt, starb Pater Damian am 15. April 1889, dem Montag der Karwoche. Er wurde neben seiner Kirche auf Molokai begraben.
Die Nachricht seines Todes zog weite Kreise. Zahlreiche Männer und Frauen traten in den Orden ein, um besonders den Armen und Ausgestoßenen das Evangelium zu verkünden. Auch der Kampf gegen die Lepra bekam durch Pater Damians Wirken einen wichtigen Anstoß. Mehrere Organisationen begannen, sich intensiv mit der Krankheit auseinanderzusetzen und Hilfsmaßnahmen für Erkrankte zu schaffen. Schließlich beruft sich auch die „Deutsche Lepra- und Tuberkolosehilfe“ auf das Wirken des engagierten Paters. Für den Staat Hawaii steht im Washingtoner Kapitol eine Statue des „Apostels der Aussätzigen“, wie man Pater Damian nannte. 1936 wurden seine Gebeine von der Insel nach Belgien überführt und in der Krypta der Klosterkirche in Leuven beigesetzt. Papst Johannes Paul II. würdigte das Leben und Wirken Pater Damians und sprach ihn am 10. Mai 1995 selig. Seine „bedingungslose Pflege von Körper und Seele“ betonte Papst Benedikt XVI., als er ihn in Rom am 11. Oktober 2009 heiligsprach. Um Christus zu folgen, habe er nicht nur seine Heimat verlassen, sondern sogar sein Leben eingesetzt und „dafür den Lohn des ewigen Lebens erhalten“, sagte der Papst. Pater Damians Gedenktag ist der 10. Mai, der Tag, an dem er auf die Insel Molokai kam.
Verehrerin des Herzens Jesu: Margareta Maria Alacoque
Hinter der Herz-Jesu-Verehrung steht das Anliegen, in enger Verbindung mit der Liebe Jesu zu leben. Eine der wichtigsten Vertreterinnen der Herz-Jesu-Verehrung ist die französische Ordensschwester Margareta Maria Alacoque (1647 – 1690). Mit ihr verbindet sich die besondere Andachtsform, sich ganz in die Liebe Jesu zu vertiefen, die sich in dem von Liebe flammenden Herzen zeigt. Für diese Andacht gibt es eigene Gebete und Litaneien, die wöchentliche „Heilige Stunde“ als Gebetsstunde sowie ein jährliches Fest. Das Sichversenken in Szenen des Lebens Jesu war schon im 11. Jahrhundert eine gebräuchliche Form des Betens. Man stellte sich bildhaft beispielsweise die Kreuzigung Jesu vor und konzentrierte sich auf die Wunden Jesu. Sie führten letztlich zum Herz Jesu als dem Quell der erlösenden Liebe. Besonders die Franziskaner verbreiteten symbolische Abbildungen mit den fünf Wunden Jesu, auf denen das Herz Jesu zu sehen war, umwunden mit Dornen und überragt von einem Kreuz. Erst in der Neuzeit wurde das Fest des Heiligen Herzens Jesu durch Papst Clemens XIII. im Jahr 1765 auch in die Liturgie aufgenommen, zunächst noch regional beschränkt. Hierfür gaben die Visionen von Margareta Maria Alacoque den Ausschlag. Gemäß ihrer Visionen wurde es auf den Freitag nach der Fronleichnamsoktav gelegt. Seitdem verbreitete sich die Herz-Jesu-Verehrung stark, vor allem auch die Gebetsformen und Andachtsbilder, die auf Margareta Maria Alacoque zurückgehen. Pius IX. schließlich dehnte 1856 das Herz-Jesu-Fest auf die gesamte Kirche aus. Papst Leo XIII. erhob es im Jahr 1899 sogar in den höchsten Festrang und vollzog die Weihe des gesamten Menschengeschlechts an das Herz Jesu. Das Missale Romanum von 1970 führt es noch als Hochfest, doch im Zuge der Liturgischen Bewegung und der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils geriet das Fest zunehmend in den Hintergrund.
Margareta Maria Alacoque wurde im Juli 1647 als Tochter eines Richters im französischen Lauthecour in der Bourgogne geboren. Als ihr Vater starb, gab ihre materiell schlecht dastehende Mutter sie in ein Internat von Klarissinnen. Mit zehn Jahren erkrankte Margareta Maria an Kinderlähmung und konnte über mehrere Jahre kaum laufen. Sie entwickelte früh eine ausgeprägte Religiosität. Margareta Maria betete viel, tat zahlreiche Bußwerke, bevorzugte Stille und Einsamkeit. Sie wünschte sich, ein Ordensleben zu führen. 1671 trat sie in den Konvent der Schwestern von der Heimsuchung in Paray-le-Monial in Burgund ein. Dort gab es bereits den Brauch der Verehrung des verwundeten Herzens Jesu. Der Orden bezog sich dabei auf die aus dem Mittelalter stammende Passionsfrömmigkeit, die sich besonders der Betrachtung der Leiden Jesu Christi widmete. Die Gründer des Ordens, Franz von Sales und Jeanne de Chantal, betrachteten besonders das Herz als das Zentrum des Menschen und den Sitz der Liebeskraft. Margareta Maria Alacoque versenkte sich sehr in diese Betrachtung des Herzens Jesu. Es setzte sich fort, was sie schon als Kind erlebt hatte: Sie hörte Stimmen und sah Visionen. Im Dezember 1673, am Fest des Evangelisten Johannes, hatte sie eine wegweisende Vision. Sie fühlte Jesus, der sie gemeinsam mit seinem Lieblingsjünger Johannes „an seinem Herzen“ ruhen ließ. Sie schaute, wie Christus ihr Herz in das seine versenkte und gab ihr „Liebesflammen in Form eines Herzens“ zurück. Er bezeichnete Margareta als „die geliebte Jüngerin meines Heiligsten Herzens“.
Später sah sie das Herz Christi in der Form, wie es bereits im Mittelalter mehrfach dargestellt wurde: mit einer Stichwunde und strahlend, von einer Dornenkrone umwunden und darüber ein Kreuz. In einer späteren Vision schaute sie Christus mit seinen fünf Wunden, ein heller Lichtstrahl floss aus seinem in der offenen Brust sichtbaren Herzen. Jesus habe sie darum gebeten, jeden Donnerstagabend eine „Heilige Stunde“ vor dem Altarsakrament zu verbringen und so im Geist mit ihm in Getsemani zu wachen. Schließlich hatte sie kurz nach Fronleichnam 1675 eine große Erscheinung, in der Christus ihr den Auftrag gab, ein besonderes jährliches Herz-Jesu-Fest einzuführen. Wer an diesem Tag die Kommunion erhalte, begehe einen Akt der Wiedergutmachung für die Schmähungen, die dem Altarsakrament zunehmend entgegengebracht worden seien.
Im Orden stand man diesen Visionen zunächst skeptisch gegenüber. Es kam sogar zu heftigen Auseinandersetzungen, die ihr schwer zusetzten und oft monatelange Krankheitsphasen mit sich brachten. Man sah in Margareta Marias Visionen schwere Täuschungen. Jedoch setzte sich auch durch die Hilfe des Paters Claude de la Colombière, dem Oberen der Jesuiten von Paray-le-Monial, diese Frömmigkeitsform durch. Er sah in Margareta Maria eine „begnadete Seele“, was ihr unter einer neuen Oberin auch mehr Ansehen verschaffte. Schließlich wuchsen ihr Einfluss und ihr Ansehen im Kloster mehr und mehr. 1685 wurde sie sogar zur Novizenmeisterin ernannt. Am ihrem Geburtstag im Jahr 1686 wurde dann im Kloster in Paray-le-Monial erstmals ein Herz-Jesu-Fest gefeiert. Margareta Maria Alacoque begann nun zunehmend auch nach außen zu wirken und setzte sich für die Herz-Jesu-Verehrung ein. Zwei Jesuitenpatres unterstützten sie darin und halfen mit, diese Frömmigkeit weiter zu fördern und zu verbreiten. Schließlich wollte man Margareta Maria 1690 sogar zur Oberin des Klosters wählen, was sie ablehnte. Im selben Jahr starb sie. Bereits bei ihrer Beerdigung wurde sie wie eine Heilige verehrt, im Jahr 1920 wurde sie heiliggesprochen, ihr Festtag ist der 16. Oktober.
Arnold Janssen: Missionar aus Leidenschaft für die biblische Botschaft
Seine Begeisterung prägt noch heute viele Menschen: In 63 Ländern der Welt sind insgesamt mehr als 6 000 „Missionare des göttlichen Wortes“ tätig, 3 500 „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ wirken in 41 Ländern in der Verkündigung des Evangeliums und 400 „Dienerinnen des Heiliges Geistes von der Ewigen Anbetung“ in zehn Ländern begleiten den Dienst ihrer Brüder und Schwestern im Gebet. Die „steyle“ Karriere einer Bewegung, deren Ziel es war und ist, das christliche Leben der Menschen zu vertiefen.
Arnold Janssen, Gründer der „Steyler Missionare“, benannt nach ihrem Gründungsort Steyl in den Niederlanden, war erfüllt von dem Gedanken, die Botschaft des Evangeliums den Menschen in aller Welt zu verkünden. Angeleitet von der Zusage Jesu, „ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1, 7–8), breitete sich die von ihm ins Leben gerufene Bewegung in alle Welt aus.
Dabei hatte Janssen zu Beginn seines Lebens noch nicht die ganze Welt im Blick. Als zweites von zehn Geschwistern einer Fuhrmannsfamilie 1837 im norddeutschen Goch geboren, wurde er von der praktischen und den Alltag durchdringenden Religiosität seiner Eltern geprägt. Alles hatte mit dem Glauben, mit der Kirche zu tun. Schon früh soll der kleine Arnold stundenlang im Gebet verbracht haben. Für den frommen und gewissenhaften Jungen sahen die Eltern daher früh den Weg zum Priester vorgezeichnet. Sie schickten ihn auf das gerade eingerichtete Gymnasium im Nachbarort Gaesdonck. Nach