Elvis - Mein bester Freund. George Klein
den Höhen und Tiefen meiner Karriere beim Radio, erzählte ihm Geschichten von Dewey Phillips und noch einige sehr persönliche Dinge über mich selbst, die ich, soweit ich weiß, noch nie mit jemandem geteilt hatte. Er erzählte mir mehr und mehr darüber, was ihm alles widerfahren war – und das war keinesfalls nur negativ. So erfuhr ich, dass es nach einem seiner Auftritte in der Ed Sullivan Show an der Tür seiner Garderobe geklopft habe. Er öffnete, und dort stand ein sinnliches Starlet aus Europa, das ihn an Stellen küsste, wo er noch nie geküsst worden war.
»Ich weiß nicht, wie man das nennt, was sie tat«, sagte Elvis. »Aber ich wehrte mich nicht dagegen.«
Als wir uns wieder einer etwas ernsthafteren Diskussion über unsere Karrieren zuwandten, erzählte er mir, er sei besonders stolz darauf, dass er bei seinem Wechsel von Sun zu RCA seinen gemeinsam mit Sam Phillips entwickelten Stil verteidigt habe.
»Sam gab mir den besten Rat, den ich je bekam«, sagte Elvis. »Er sagte: ›Was immer du tust und wo immer du auch hingehst, lass sie nicht deinen Stil verändern.‹ Er sagte, wenn ich nach Nashville ginge, müsse ich mich vor den Country-Typen in Acht nehmen, weil sie meine Musik hassten und nichts mit mir anzufangen wüssten. Sam sagte: ›Lass dich von ihnen nicht in eine Country-Schublade stecken. Ich werde nicht da sein, und der Colonel wir nicht begreifen, wovon ich hier rede. Du musst deinen Stil schon selbst verteidigen.‹ Er hatte Recht.«
Elvis fuhr fort und erzählte, dass die Band bei der ersten Session in Nashville mit Chet Atkins zusammengearbeitet habe – einem legendären Country-Gitarristen, der auch als Plattenproduzent tätig war. Als sich die Band aufgewärmt hatte und die erste Nummer anstimmte, wandte sich Chet Atkins an Scotty Moore und gab ihm ein paar freundliche Tipps zu seinem Gitarrenspiel. Scotty fühlte sich geschmeichelt, weil ihm »Mr. Guitar« sozusagen eine Privatstunde gab. Atkins Tipps waren bestimmt gut, aber Elvis erinnerte sich an das, was Sam ihm eingebläut hatte.
»Ich dachte nur: ›Scheiße, da ist sie schon, die Schublade.‹ Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, aber ich tat es.«
»Was denn, Elvis?«
»Ich ging hin zu ihm und sagte: ›Herr Atkins, wir schätzen Ihren Rat, aber wir haben unseren eigenen Stil, und daher wäre es mir lieber, wenn Sie unserem Gitarristen nicht sagten, wie er spielen soll.‹«
»Was geschah dann?«
»Nun, ich weiß, dass Atkins ein bisschen eingeschnappt war, weil ich sah, wie sich die Haare in seinem Nacken aufstellten«, lachte Elvis. »Aber ich musste es tun. Ich musste mich wehren. Es fiel mir nicht unbedingt leicht, aber ich musste es einfach tun. Meine Karriere stand auf dem Spiel.«
»Hast du Chet Atkins seither wiedergesehen?
»Ja, aber wir reden nicht viel miteinander«, antwortete Elvis. »Wir nicken uns meistens nur zu.«
Elvis und ich unterhielten uns die ganze Nacht hindurch. Ich erinnere mich noch, dass er mir sagte, er hasse Streicher auf Rock’n’Roll-Platten und sei nicht gerade glücklich darüber, dass Marty Robbins »That’s All Right« aufnahm, nachdem er es ihm in der Garderobe der Grand Ole Opry beigebracht habe. Er sprach über seine Liebe zur Gospelmusik, und wir tauschten Erinnerungen an die Tage auf den Memphis Fairgrounds aus.
Irgendwann auf der Zugfahrt nach Hollywood ergab sich zwischen mir und Elvis eine neue Beziehungsebene. Ich hatte ihn stets als hoffnungsvollen Star betrachtet, mit dem ich zufällig befreundet war. Jetzt kam es mir umgekehrt vor: Der beste Freund, den ich je hatte, war zufällig Elvis Presley.
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