Dein Kuss schmeckt nach Tränen, schöne Laura. A. F. Morland

Dein Kuss schmeckt nach Tränen, schöne Laura - A. F. Morland


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das stimmt.“

      „Das freut mich.“

      „Wieso?“, fragte Ben irritiert. „Ich möchte dich mit niemandem auseinanderbringen.“

      „Ach so. Nein, das tust du nicht.“ „Vielleicht sollten wir mal etwas zusammen unternehmen“, schlug Amanda Femesberger vor.

      „Einverstanden“, erwiderte Ben sehr erfreut.

      „Am Wochenende oder so.“ „Okay.“

      „Das nächste Mal rufe ich dich an, wenn ich darf“, sagte Amanda.

      Ben lachte. „Du darfst nicht nur, du musst.“

      „Also dann bis bald.“

      „Ja, bis bald.“ Bens Herz schien bis zum Hals hinauf zu schlagen.

      Amanda Femesberger war eines der attraktivsten Mädchen in der Schule und sie wollte mit ihm etwas unternehmen. War das nicht herrlich?

      Sie legten gleichzeitig auf und Ben wurde von einem wundervollen Hochgefühl erfüllt.

      3

      Mal hustete Josee. Mal hustete Dana. Mal husteten die Schwestern im Duett. Jede trug einen dicken Halswickel und Jana Härtling achtete darauf, dass die Kinder ihre Stimme schonten und regelmäßig ihre Medizin einnahmen.

      Abgesehen von diesem bellenden Husten war es in der Härtlingschen Villa ausnahmsweise mal ziemlich ruhig am Mittagstisch. Ottilie servierte spanischen Kaninchentopf mit schwarzen Oliven und grünen Peperoni für die gesunden und ein mildes, hals- und magenfreundliches Reisgericht für die kranken Familienmitglieder.

      Dana sah traurig auf Bens Teller. „Mit diesem leidenden Blick verdirbst du mir total den Appetit“, stöhnte ihr Zwillingsbruder. „Ich kann nichts dafür, dass du krank bist.“

      Lustlos löffelte Dana ihren Gemüsereis.

      „Wir werden Ottilie bitten, diesen köstlichen spanischen Kaninchentopf noch mal auf den Speiseplan zu setzen, wenn ihr gesund seid“, tröstete Dr. Sören Härtling seine beiden kranken Töchter.

      „ Ist bereits notiert“, sagte die grauhaarige Wirtschafterin sanft. „Und weil ihr zwei so arm dran seid, habe ich mir mit dem heutigen Nachtisch besonders große Mühe gegeben.“

      „Was gibt es denn?“, wollte der vierzehnjährige Tom wissen.

      „Für jeden ein großes Stück leckere Orangen-Krokant-Torte“, antwortete Ottilie.

      Tom rieb sich grinsend die Hände. „Es zahlt sich echt aus, in diesem Hause krank zu sein.“

      „So?“, gab Ben über den Tisch zurück. „Na, dann sieh mal zu, dass du der nächste bist, damit Ottilie uns dann deinetwegen mit ihren Kochkünsten verwöhnt.“

      „Ich gebe in der Küche auch dann mein Bestes, wenn alle gesund sind“, stellte Ottilie resolut fest. „Mich braucht niemand mit irgendeiner Krankheit zu motivieren.“

      Nach dem Essen zogen sich die Kinder in ihre Zimmer zurück.

      „Noch Kaffee, Herr Doktor?“, fragte Ottilie.

      „Danke, nein“, antwortete Sören Härtling. „Den trinke ich in der Klinik.“

      „Die Lassows geben am Samstag ein Grillfest“, berichtete Jana Härtling ihrem Mann. „Wird wahrscheinlich das letzte in diesem Jahr sein. Wir sind ganz herzlich dazu eingeladen.“

      „Wer kommt alles?“, erkundigte Dr. Härtling sich.

      „Kleines Familientreffen.“

      „Mit Kindern?“, fragte Sören Härtling. „Selbstverständlich.“

      Sören kräuselte die Stirn. „Ich weiß nicht, ob Dana und Josee bis Samstag soweit sein werden.“

      „Nun, das werden wir ja sehen.“ Jana, die ehemalige Kinderärztin, war da recht optimistisch. Und sie sollte recht behalten!

      4

      Chefarzt Dr. Härtling kehrte nach dem Mittagessen in die Paracelsus-Klinik zurück. Moni Wolfram, seine tüchtige Sekretärin, brachte ihm eine Tasse Kaffee und während er diesen trank, studierte er die Befunde, die auf seinem Schreibtisch lagen.

      Ein Patient litt an der Bechterewschen Krankheit, also an einer chronisch fortschreitenden Wirbelsäulenversteifung und brauchte dringend Hilfe. Die verschleppte Blasenschwäche einer Patientin musste dringend behandelt werden. Einem Kellner machte sein Fersensporn so schwer zu schaffen, dass eine Operation unumgänglich war...

      Nachdem der Chefarzt der Paracelsus-Klinik sämtliche Untersuchungsergebnisse durchgesehen und den Kaffee getrunken hatte, verließ er sein Büro. Auf dem Flur kam ihm Schwester Annegret entgegen.

      Die grauhaarige Pflegerin war eine Institution. Seit mehr als vierzig Jahren im Dauereinsatz gegen Leiden aller Art sowohl seelischen als auch organischen Ursprungs. Sie hatte gerade nach einem der Patienten gesehen.

      „Wie geht es Herrn Rottmann?“, erkundigte Dr. Härtling sich.

      Annegret lächelte. „Ich bin kein Mediziner...“

      „Kommen Sie, Annchen, Sie haben mehr Berufserfahrung als ich oder irgendein anderer Mediziner in diesem Haus“, sagte Sören Härtling.

      „Also, wenn Sie meine Meinung hören wollen, ich denke, Herr Rottmann wird langsam wieder.“ „Konnten Sie ihn ein wenig aufmuntern?“

      Schwester Annegret seufzte. „Ich hab’s versucht, aber er wollte nicht so recht auf das, was ich sagte, eingehen.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Er traut uns noch immer nicht so ganz.“

      „Glaubt er wirklich, dass wir ihm etwas sehr Schlimmes verheimlichen?“

      Die Pflegerin nickte. „Scheint so.“ „Nun, vielleicht glaubt er mir mehr als Ihnen“, meinte Sören Härtling und betrat Augenblicke später das Krankenzimmer, in dem Armin Rottmann lag. Der Patient hatte merklich abgenommen. Er war blass und seine Wangen waren tief eingesunken. Er wirkte schwach und deprimiert. Armin Rottmann war mit einer schweren Magenblutung in die Paracelsus-Klinik eingeliefert worden. Sein Bruder Jochen hatte ihn hierher gebracht.

      Jochen Rottmann war mit Laura Wieland, einer Stammpatientin des Klinikchefs, verlobt. Den Brüdern gehörte ein Heimwerkerzentrum mit bestem Sortiment in einer der großen Satellitenstädte Münchens.

      „Na, Herr Rottmann, wie geht es Ihnen heute?“, erkundigte Dr. Härtling sich freundlich.

      „Eben erst war Schwester Annegret hier“, gab Armin Rottmann, der am Tropf hing, mit kraftloser Stimme zurück.

      Sören Härtling lächelte. „Damit keiner sagen kann, wir kümmern uns nicht um unsere Patienten. Sie haben auf Schwester Annegret übrigens einen sehr guten Eindruck gemacht.“ „Tatsächlich?“ Es klang nicht so, als ob der Mann das glauben würde.

      „Sie ist davon überzeugt, dass Sie über dem Berg sind“, sagte Dr. Härtling.

      Rottmann zog die Nase kraus. „Sie ist doch nur eine Krankenschwester.“ Der Klinikchef hob die Hand. „Sagen Sie das nicht so abfällig.“

      „Ich will Schwester Annegret in keiner Weise abwerten“, versicherte der Patient, der davon überzeugt war, dass er kränker war, als das Personal der Paracelsus-Klinik ihm zu sagen bereit war. „Sie ist bestimmt eine sehr tüchtige Pflegerin, aber...“

      „Sie ist die beste Pflegerin, die je in diesem Haus gearbeitet hat“, erwiderte Dr. Härtling.

      „Aber sie kann kein abgeschlossenes Medizinstudium vorweisen, ist keine Ärztin.“

      „In den mehr als vierzig Jahren ihrer Tätigkeit an der Paracelsus-Klinik ist ihr mehr untergekommen als so manchem jungen Doktor, deshalb kann man sich auf ihr Urteil verlassen“, sagte Sören Härtling bestimmt. „Es wäre ein großer Fehler, Schwester Annegrets


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