Vergiss, was war, schöne Kollegin: Arztroman. A. F. Morland

Vergiss, was war, schöne Kollegin: Arztroman - A. F. Morland


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das wäre kein Problem gewesen. Hubert Pretterebner oder Franz Schindler wären überglücklich gewesen, wenn ich sie gefragt hätte ...”

      „Warum hast du’s nicht getan?”

      „Weil ich mit dir gehen wollte”, sagte Lisa. „Mit dir und mit keinem andern. Weil ich dich liebe. Bist du allein?”

      Er beging den Fehler, ja zu sagen.

      „Ich komme zu dir”, erklärte sie sofort.

      „Nein!” Er schrie es förmlich heraus.

      „Warum nicht?”

      „Ich … ich war gerade im Weggehen begriffen, als das Telefon läutete.”

      „Wohin wolltest du?”, erkundigte sich Lisa.

      Er machte den nächsten Fehler.

      „Ich bin hungrig und habe nichts im Haus.”

      „Ich habe auch noch nichts gegessen”, sagte Lisa sofort. „Wir könnten zusammen - irgendwo ... Hast du schon von der neuen Churrascaria gehört?”

      „Nein, was ist das?”

      „Ein brasilianisches Restaurant”, erklärte Lisa sachkundig. „Ein ganz bestimmter Lokaltyp. Kommt sehr gut an bei den Leuten. Du bezahlst vierzig Mark und kannst essen, so viel du willst. Die Kellner servieren das Fleisch auf langen Spießen - Lamm, Rindfleisch, Schweinefleisch, Roastbeef, Spareribs, Rindfleisch mit Parmesankruste, Hähnchen, Würstchen ... dazu gibt es köstliche Salate und eine Menge Beilagen ... Ich rufe sofort an und bestelle einen Tisch.”

      Ehe er sich versah, war er mit Lisa Landtmann verabredet. Ihm war, als würde er Petra Graf hintergehen, als er mit Lisa ausging, und er hatte den ganzen Abend ein schlechtes Gewissen.

      Lisa hatte ihre blonde Lockenpracht zu einer wilden Löwenmähne frisiert. Sie trug ein superkurzes, hautenges Kleid, das gewagt dekolletiert war. Mit ihren Reizen hatte sie noch nie gegeizt. Aber sie wusste sie so zu präsentieren, dass es niemals ordinär wirkte. Sie sah begehrenswert wie immer aus, aber sie war dennoch leider nicht die Richtige für Volker. Er konnte es nicht ändern. Es war nun einmal so.

      Der dunkelhäutige Kellner brachte Chili, gebackene Zwiebelringe, Reis, Pommes frites und eine gebackene Banane. Den Salat hatten sich Lisa und Volker selbst geholt, und nun wurde das Fleisch serviert. Es steckte an degenähnlichen Spießen, und die Brasilianer schnitten mit großen scharfen Messern laufend kleine Stücke von den verschiedenen gut gewürzten Fleischgerichten ab.

      Lisa Landtmann griff nach Volkers Hand, sah ihn schmachtend an und sagte „Ich bin sehr glücklich, mit dir hierzu sein, Liebster. Wir haben uns in letzter Zeit nicht oft gesehen. Ich weiß, ich weiß, du bist Arzt und hast viel zu tun. Ich beklage mich auch nicht. Ich versuche irgendwie damit fertig zu werden. Ich sage mir immer, dass du für die kranken Menschen zuerst dasein musst, weil sie dich dringend brauchen, obwohl ... Du siehst müde aus.”

      „Ich bin müde.”

      „Wir bleiben nicht lange.”

      Er wusste, womit sie hinterher rechnete, und er schalt sich im Geist einen Idioten, weil er sich von Lisa hatte überrumpeln lassen.

      Er aß sehr viel, und es schmeckte ihm hervorragend. Wenigstens das, dachte er, während er immer fauler wurde. Als er mehr als satt war, bestellte er zwei Verdauungsschnäpschen. Wenig später verließen sie die Churrascaria.

      Lisa hängte sich bei Volker ein und schmiegte sich leise schnurrend an ihn.

      „Na, wie hat es dir gefallen?”

      „Sehr gut”, antwortete Volker.

      „War eine prima Idee von mir, nicht wahr?”

      „Ja”, sagte Volker.

      „Jetzt habe ich eine noch viel bessere.“ Sie grub ihm ihre spitzen Fingernägel in den Handballen.

      Er räusperte sich verlegen. Die Situation war ihm unangenehm.

      „Du, Lisa, sei mir nicht böse, aber ...”

      „Wir fahren zu mir”, flüsterte sie, und ein begehrliches Verlangen glänzte in ihren Augen.

      „Ich muss morgen sehr früh raus.”

      „Ich habe seit sechs Wochen ein neues Schlafzimmer”, sagte Lisa. „Es ist noch immer nicht gebührend eingeweiht.”

      „Wir holen das nach.”

      „Wann?”, fragte Lisa.

      „Bald.”

      „Du hast so wenig Zeit für mich, Liebster”, seufzte Lisa. „Ich bin fast versucht, zu glauben, dass du eine andere hast. Hast du eine andere, Volker? Bitte, sag es mir.”

      „Nein. Nein, ich habe keine andere.”

      „Wieso sind wir dann so selten zusammen?”, wollte Lisa wissen. „Du musst doch auch den Wunsch haben, mit mir ... Du bist ein gesunder junger Mann.”

      „Wenn man beruflich so viel um die Ohren hat ...”

      „Würdest du es mir sagen, wenn es eine andere Frau in deinem Leben gäbe?”, fragte Lisa.

      „Ja”, antwortete Volker.

      „Das würde mich todunglücklich machen. Ich liebe dich doch so sehr.”

      Volker schluckte „Lisa ...”

      „Ich habe noch nie jemanden so gern gehabt wie dich, Volker, das ist wahr. Wenn - wenn du mich verlassen würdest - ich weiß nicht, was ich dann tun würde. Ich glaube, ich wäre zu allem fähig. Ich würde dann nicht mehr leben wollen.”

      Er schüttelte ernst den Kopf.

      „Unsinn, Lisa ...”

      „Doch, doch, ich würde nicht mehr leben wollen.”

      „Leben bedeutet ständige Veränderung, Lisa. Was heute noch zusammenpasst, lässt sich vielleicht morgen schon nicht mehr zusammenfügen. Nicht einmal mit Gewalt. Menschen begegnen sich, bleiben eine Weile zusammen, gehen wieder auseinander, verlieren sich manchmal aus den Augen, lernen jemand anderen kennen ...”

      „Es gibt aber auch Paare, die bleiben ein Leben lang zusammen. So muss das auch bei uns sein, Volker. Wenn ich heute definitiv wüsste, dass es anders kommt, würde ich ... Es könnte sein, dass ich mir in meiner grenzenlosen Verzweiflung etwas antue.”

      Er war sicher, dass sie nicht bluffte, und er wollte nicht schuld sein an ihrem Tod. Aber er wollte sich auch nicht länger ihre Liebe aufzwingen lassen, die er nicht erwidern konnte. Gott, konnte das Leben manchmal kompliziert sein! Lisa Landtmann liebte ihn, aber er liebte sie nicht. Dafür liebte er Petra Graf, die wiederum ihn nicht liebte.

      Er brachte Lisa nach Hause, aber er ließ sich nicht dazu überreden, noch mit hochzukommen. Weder auf einen Kaffee, noch auf einen Drink. Er weigerte sich auch, sich „nur ganz kurz” das neue Schlafzimmer anzusehen, weil er genau wusste; was daraus geworden wäre. Er redete sich auf eine schwierige Operation aus, die für morgen schon ganz früh angesetzt sei und für die er bestens ausgeruht und topfit sein müsse.

      Traurig gab sie nach.

      „Warum nur musste ich mich ausgerechnet in einen Arzt verlieben?”, seufzte sie enttäuscht.

      5

      Am Mittwochabend kam Dr. Sören Härtling etwas später aus der Klinik nach Hause. Er hatte seine Sekretärin anrufen lassen, dass es heute länger dauern würde, und war dann in den Kreißsaal geeilt, um einer Patientin bei ihrer schwierigen Entbindung beizustehen.

      Er begrüßte Jana und die Kinder mit einem Kuss. Es war gerade noch Zeit, sich die Hände zu waschen, dann servierte Ottilie das Abendessen.

      Josee schwärmte von einer Aushilfslehrerin, die ganz, ganz lieb sei und bei der das Lernen riesigen Spaß mache.

      Tom sah sie verständnislos


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