Big Ideas. Das Politik-Buch. John Farndon
Der freie Wille
397–401 Bekenntnisse
413–425 Vom Gottesstaat
VORGESCHRIEBEN IST EUCH DER KAMPF, OBWOHL ER EUCH ZUWIDER IST
MOHAMMED (570–632)
IM KONTEXT
IDEENLEHRE
Islam
SCHWERPUNKT
Gerechter Krieg
FRÜHER
6. Jh. v. Chr. In Die Kunst des Krieges argumentiert Sunzi, das Militär sei notwendig für den Staat.
um 413 v. Chr. Augustinus sagt, ein Staat ohne Gerechtigkeit sei nichts anderes als eine Räuberbande.
SPÄTER
13. Jh. Thomas von Aquin definiert die Bedingungen für einen gerechten Krieg.
1095 Christen brechen zum Ersten Kreuzzug auf, um Jerusalem und das Heilige Land zu erobern.
1932 In Towards Understanding Islam beharrt Abul Ala Maududi darauf, dass der Islam sämtliche Lebensbereiche umfasst, also auch die Politik.
Von den Muslimen wird er als Prophet des islamischen Glaubens verehrt – gleichzeitig legte er den Grundstein für ein islamisches Reich, dessen politischer und militärischer Führer er war. 622 wurde Mohammed wegen seines Glaubens aus Mekka vertrieben und ging nach Yathrib (eine Reise, die als Hedschra bekannt ist), wo er viele Anhänger fand und einen Stadtstaat begründete. Der wurde umbenannt in Medina (»Stadt des Propheten«) und war der erste islamische Staat der Welt. Mohammed schuf eine Verfassung für die Stadt, den sogenannten »Vertrag von Medina«. Dieser wurde zur Grundlage der islamischen politischen Tradition.
In der Verfassung von Medina ging es um die Rechte und Pflichten aller Gruppen der Gemeinschaft, die Herrschaft des Gesetzes und den Krieg. Die jüdische Gemeinschaft in Medina wurde als eigenständig anerkannt und man verständigte sich auf ein gemeinsames Regelwerk, an das sich alle zu halten hatten. Außerdem wurde die gesamte Gemeinschaft religionsübergreifend verpflichtet, gemeinsam zu kämpfen, sollte die Stadt bedroht sein. Die wichtigsten Ziele waren der Frieden in Medina und der Aufbau einer politischen Struktur, die Mohammed helfen würde, Anhänger und Soldaten für seine Eroberung der arabischen Halbinsel zu gewinnen.
Die Autorität der Verfassung war geistiger sowie weltlicher Art. Darin hieß es: »Was … an Streitigkeiten geschieht, soll Gott und Mohammed … zu Entscheidung vorgelegt werden.« Da Gott durch Mohammed sprach, war das, was er sagte, unangreifbar.
Friedlich, aber nicht pazifistisch
Die Verfassung ähnelt dem Koran, dem sie vorausgeht. Allerdings ist der Koran detaillierter, was die religiösen Pflichten angeht. In ihm wird der Islam als eine friedliebende Religion beschrieben, die jedoch nicht pazifistisch ist. Mohammed betonte vielmehr, dass der Islam gegen Ungläubige verteidigt werden müsse; das sei die moralische Verpflichtung aller Muslime. Gewalt sollte dem Gläubigen zuwider sein, aber sie kann ein notwendiges Übel sein, um die Religion zu schützen.
Muslimische Pilger beten nahe der Prophetenmoschee in der heiligen Stadt Medina (Saudi-Arabien). Hier gründete Mohammed den ersten islamischen Staat.
Diese Pflicht ist zusammengefasst in der islamischen Vorstellung vom Dschihad (wörtlich »Kampf«). Er richtete sich ursprünglich gegen benachbarte Städte, die Mohammeds islamischen Staat angreifen wollten. Später entwickelte sich der Dschihad zum Kampf, in dem es darum ging, den Glauben zu verbreiten und das islamische Reich in politischer Hinsicht zu vergrößern.
Der Koran beschreibt den Dschihad als religiöse Pflicht und den Kampf als verabscheuenswürdig, aber notwendig. Darüber hinaus enthält er Regeln für die Durchführung eines Krieges. Die Bedingungen für einen solchen gerechten Krieg (gerechter Anlass, korrekte Absicht, hinreichende Autorität und letztes Mittel) ähneln denjenigen, die im christlichen Europa entwickelt wurden.
»Kämpft im Namen Allahs und für die Sache Allahs. Kämpft gegen die Ungläubigen.«
Sunnitischer Hadith
Mohammed
Mohammed wurde 570 in Mekka geboren, kurz nach dem Tod seines Vaters. Seine Mutter starb, als er sechs war, seitdem lebte er bei seinen Großeltern und einem Onkel, für die er später Karawanen im Handel mit Syrien betreute. Mit Ende 30 besuchte Mohammed regelmäßig eine Höhle auf dem Berg Hira, um zu beten, 610 soll er die erste Offenbarung des Engels Gabriel erhalten haben. Er begann zu predigen und gewann immer mehr Anhänger, wurde aber mit seinen Schülern aus Mekka vertrieben. Die Flucht nach Medina im Jahr 622 gilt als Beginn des muslimischen Kalenders. Als Mohammed 632 starb, stand fast ganz Arabien unter seiner Herrschaft.
Hauptwerke
um 622 Vertrag von Medina
um 632 Der Koran
8. und 9. Jh. Hadith
DAS VOLK WILL DIE HERRSCHAFT DER TUGENDHAFTEN NICHT
AL-FARABI (UM 870–950)
IM KONTEXT
IDEENLEHRE
Islam
SCHWERPUNKT
Politische Tugend
FRÜHER
um 380–360 v. Chr. Platon schlägt in Der Staat vor, es sollten »Philosophenkönige« herrschen.
3. Jh. n. Chr. Philosophen wie Plotin interpretieren Platons Werke neu und führen theologische und mystische Ideen ein.
9. Jh. Der arabische Philosoph al-Kindi bringt klassische griechische Texte ins Haus der Weisheit nach Bagdad.
SPÄTER
um 980–1037 Der persische Autor Avicenna verbindet rationale Philosophie und islamische Theologie.
13. Jh. Thomas von Aquin definiert christliche und Kardinaltugenden und unterscheidet zwischen natürlichem, menschlichem und göttlichem Recht.
Als sich das islamische Reich im 7. und 8. Jahrhundert ausbreitete, blühten Kultur und Gelehrsamkeit auf. Daher wird diese Zeit als goldenes Zeitalter des Islam bezeichnet. In vielen großen Städten des Reiches wurden Bibliotheken eingerichtet, um Texte der griechischen und römischen Denker aufzubewahren. Insbesondere Bagdad wurde zu einem Zentrum der Gelehrsamkeit. Hier erwarb sich al-Farabi seinen Ruf als Philosoph und Kommentator der Werke des griechischen Philosophen Aristoteles.
»Ziel des Musterstaats