Cranford. Элизабет Гаскелл

Cranford - Элизабет Гаскелл


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aus der Hand genommen hatte. Er traf sie bei der Rückkehr vom Backhaus, als er selbst aus der Kirche kam, und bemerkte ihren unsicheren Gang; mit der Würde, mit der er alles tat, befreite er sie von ihrer Last, ging mit ihr die Straße entlang und brachte ihr gebackenes Hammelfleisch mit Kartoffeln sicher nach Hause. Man fand dies sehr exzentrisch und erwartete eigentlich, dass er am Montagvormittag eine Visitentour machen würde, um sich vor dem Cranforder Schicklichkeitssinn zu entschuldigen; aber es fiel ihm gar nicht ein, und nun entschied man, dass er sich schämte und sich nicht sehen lassen wollte. Mit liebevollem Mitleid begannen wir zu sagen: »Nun, schließlich zeigt die Begebenheit vom Sonntagmorgen, wie viel Herzensgüte er besitzt«, und es wurde beschlossen, dass er bei seinem nächsten Erscheinen in unserer Gesellschaft getröstet werden sollte; aber siehe da, er trat bei uns ein ohne das mindeste Gefühl von Scham, sprach so laut und volltönend wie nur je, sein Kopf war zurückgeworfen, seine Perücke so zierlich und wohlgelockt wie gewöhnlich, und wir mussten einsehen, dass er das ganze Erlebnis vom Sonntag vergessen hatte.

      Miss Pole und Miss Jessie Brown waren durch die Shetlandwolle und neue Strickmuster näher bekannt geworden, und so kam es, dass ich bei einem längeren Besuch bei Miss Pole mehr von der Brown’schen Familie erfuhr als während meines ganzen Aufenthaltes bei Miss Jenkyns, die nie ganz über Hauptmann Browns nach ihrer Meinung herabsetzende Bemerkungen über Dr. Johnsons literarische Qualitäten hinwegkam. Ich fand, dass Miss Brown ernstlich krank war an einem unheilbaren chronischen Leiden, das ihr viele Schmerzen verursachte, die ihrem Gesicht den gezwungenen Ausdruck gaben, den ich für schlechte Laune gehalten hatte. Schlechter Laune war sie auch sicher bisweilen, wenn die durch ihr Leiden hervorgerufene Reizbarkeit sich bis ins Unerträgliche steigerte. Miss Jessie hatte in diesen Zeiten beinahe noch mehr Nachsicht und Geduld mit ihr als bei den unabänderlich darauf folgenden bitteren Selbstvorwürfen. Miss Brown pflegte sich dann nicht nur ihres heftigen und reizbaren Charakters wegen anzuklagen, sondern auch weil sie die Schuld trug, dass Vater und Schwester gezwungen waren, sich aufs Äußerste einzuschränken, um ihr all die kleinen Erleichterungen zu gestatten, die ihr Zustand verlangte.

      So gern hätte sie für die beiden Opfer gebracht und ihre Sorgen erleichtert; und von Natur großmütig, empfand sie ihr Unvermögen mit tiefer Bitterkeit. Miss Jessie und ihr Vater ertrugen dies alles nicht nur mit Gelassenheit, sondern geradezu mit Zärtlichkeit. Ich vergab Miss Jessie ihr unreines Singen und ihre etwas zu jugendliche Kleidung, als ich sie zu Hause sah. Ich bemerkte auch, dass Hauptmann Browns dunkle Brutusperücke und der (ach, nur zu fadenscheinige) wattierte Rock Überbleibsel der militärischen Eleganz seiner Jugend waren, die er nun auftrug. Er wusste sich immer zu helfen und verstand sich auf allerlei Dinge, die er vom Kasernenleben her kannte. So behauptete er unter anderem, dass ihm niemand anderes die Stiefel gut genug putze. Aber er hielt sich auch nicht für zu gut, dem Dienstmädchen auf alle mögliche Art die Arbeit zu erleichtern – er wusste doch wahrscheinlich, dass die Krankheit seiner Tochter die Stelle sehr schwer machte.

      Er versuchte bald nach dem denkwürdigen Streit, mit Miss Jenkyns Frieden zu schließen, indem er ihr eine hölzerne Kaminschaufel (eigener Arbeit) schenkte, da er sie hatte sagen hören, wie sehr das Kratzen einer eisernen sie ärgerte. Sie empfing das Geschenk kühl und dankte ihm sehr formell. Als er gegangen war, bat sie mich, es in die Rumpelkammer zu bringen, denn sie fühlte wahrscheinlich, dass ein Geschenk von einem Manne, der Boz dem Dr. Johnson vorzog, ihr nicht minder auf die Nerven fallen würde als eine eiserne Feuerschaufel.

      So standen die Dinge, als ich Cranford verließ, um nach Drumble zu ziehen. Ich blieb jedoch mit mehreren Damen im Briefwechsel. Sie hielten mich über die Ereignisse in der lieben kleinen Stadt au fait. Da war zunächst Miss Pole, die jetzt ebenso im Häkeln aufging wie früher im Stricken und deren Briefe gewöhnlich als Hauptinhalt hatten: »aber vergessen Sie nicht das weiße Garn von Flint«; und nach jeder neuen Nachricht kam ein Auftrag für irgendeine Häkelarbeit, die ich ihr besorgen sollte. Miss Mathilda Jenkyns (die es nicht übel nahm, wenn man in Abwesenheit ihrer Schwester Miss Matty zu ihr sagte) schrieb nette freundliche Plauderbriefe; wagte hier und da eine eigene Meinung zu äußern, machte sich aber sogleich Vorwürfe darüber und bat mich entweder, nicht zu erwähnen, was sie gesagt, da Deborah anders darüber denke, wie sie sehr gut wisse; oder sie brachte ein Postskriptum an, des Inhalts, dass sie noch einmal mit Deborah über die Sache gesprochen habe, nachdem sie das Obige geschrieben, und ganz überzeugt sei, dass – und so weiter (hier folgte dann ein Widerruf aller im Briefe ausgesprochenen Ansichten). Dann schrieb mir auch Miss Jenkyns – Debórah, wie sie sich gern von Miss Matty nennen ließ, da ihr Vater einmal gesagt hatte, dass der hebräische Name so ausgesprochen werden müsste. Im stillen glaube ich, dass sie sich die hebräische Prophetin zum Vorbild nahm, und ihr Charakter hatte auch wirklich etwas von deren strengem Wesen, natürlich mit einigen Konzessionen an moderne Sitten und Kleidung. Miss Jenkyns trug eine Krawatte und ein kleines Hütchen wie eine Jockeimütze und hatte überhaupt etwas entschieden Männliches in ihrer Erscheinung, obwohl sie die moderne Idee von der Gleichberechtigung der Frauen verabscheut haben würde. Gleichheit – ja wahrhaftig, sie wusste, dass sie den Männern überlegen waren. Aber um auf ihre Briefe zurückzukommen, muss ich sagen, dass etwas von ihrer eigenen Stattlichkeit und Größe darinlag. Ich habe sie kürzlich wieder durchgesehen (die gute Miss Jenkyns, wie sehr habe ich sie verehrt!) und will hier einen kleinen Auszug daraus mitteilen, umso mehr, als es sich um unseren Freund, Hauptmann Brown, darin handelt. –

      »Mrs. Jamieson hat mich soeben verlassen und teilte mir im Verlauf unserer Unterhaltung mit, dass sie gestern einen Besuch von dem ehemaligen Freunde ihres verehrungswürdigen Gatten, Lord Mauleverer, erhalten habe. Sie werden nicht leicht erraten, was Seine Lordschaft in den Bereich unserer kleinen Stadt führte. Er kam, um Hauptmann Brown zu besuchen, mit dem Seine Lordschaft, wie es scheint, in den afrikanischen Kriegen bekannt geworden war und der den Vorzug gehabt hatte, eine große Gefahr vom Haupte Seiner Lordschaft abzuwenden, fern am Kap der Guten Hoffnung, das seinen Namen zu Unrecht trägt. Sie wissen, wie sehr es unserer Freundin, Mrs. Jamieson, an harmloser Neugier mangelt, und werden daher nicht überrascht sein, dass sie mir nichts Näheres über die fragliche Gefahr mitteilen konnte. Ich muss gestehen, dass ich besorgt darum war, wie Hauptmann Brown einen so hochgestellten Gast in seinem beschränkten Haushalt aufnehmen könne, und es beruhigte mich, als ich hörte, dass Seine Lordschaft sich zur Ruhe und zu hoffentlich erquickendem Schlummer in den Gasthof ›Zum Engel‹ zurückzog, aber die Brown’schen Mahlzeiten während der zwei Tage teilte, an denen er Cranford durch seine erhabene Gegenwart beehrte. Mrs. Johnson, die Frau unseres Metzgers, teilte mir mit, dass Miss Jessie eine Lammkeule gekauft, aber von irgendeiner weiteren Vorbereitung zum Empfang eines so hochgestellten Besuches konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Vielleicht bewirteten sie ihn mit ›Der Speise der Vernunft und dem Trank der Seele‹; und wir, die wir uns über Hauptmann Browns traurigen Mangel an Verständnis für die reinen, unverfälschten Quellen der englischen Sprache einig sind, können ihm gratulieren, dass ihm die Gelegenheit geboten wurde, seinen Geschmack durch die Unterhaltung mit einem eleganten und hochgebildeten Mitglied der britischen Aristokratie zu verbessern. Aber wer ist ganz frei von menschlichen Schwächen?«

      Miss Pole und Miss Matty schrieben mir mit gleicher Post. Eine so große Neuigkeit wie Lord Mauleveres Besuch ließen sich die Cranforder Briefeschreiberinnen nicht entgehen, sondern nutzten die Gelegenheit weidlich aus. Miss Matty entschuldigte sich, dass sie zugleich mit ihrer Schwester schreibe, die so viel besser verstände, die Cranford zuteil gewordene Ehre zu schildern; aber trotz etwas mangelhafter Orthographie gab mir Miss Mattys Bericht den besten Eindruck von der Aufregung, die durch den Besuch des Lords hervorgerufen worden war; denn mit Ausnahme der Leute im »Engel«, der Familie Brown, Mrs. Jamiesons und eines kleinen Jungen, auf den Seine Lordschaft losgewettert hatte, weil er einen schmutzigen Reifen gegen seine aristokratischen Beine getrieben, konnte ich von niemandem hören, mit dem sich Seine Lordschaft unterhalten hätte.

      Mein nächster Besuch in Cranford fand im Sommer statt. Es waren weder Geburten noch Todesfälle, noch Heiraten vorgefallen, seit ich zuletzt dort war. Jeder wohnte noch in demselben Hause und trug noch ziemlich dieselben gutgeschonten altmodischen Kleider. Das größte Ereignis war, dass Miss Jenkyns sich einen neuen Teppich für den Salon angeschafft hatte. Wie viel Arbeit machte es aber Miss Matty und mir, die Sonnenstrahlen zu verscheuchen, die nachmittags durch das Fenster, vor dem keine Rollladen waren, gerade auf den Teppich fielen! Wir breiteten


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