Blutgeld. Neal Hall
Plante das Geld übergegeben hatte, fuhr Punko zu dem nahegelegenen Parkplatz der Kensington Mall, wo ein Liberty-Jeep neben ihm parkte, der ihn dann auf der Heimfahrt verfolgte. Ein Überwachungsteam der Cops beobachtete ihn, wie er zwei Sporttaschen aus seinem Wagen hervorholte.
Am nächsten Tag holte sich Plante die fünf Kilo Koks von Punkos Haus ab, der meinte, er habe die Drogen von „R.T. und diesem Chinesen“ bekommen. Die Polizei testete später das zu kleinen Ziegeln gepresste Koks und stellten einen Reinheitsgrad zwischen 82 und 84 Prozent fest, was vermuten ließ, dass die Quelle in Kolumbien oder einem anderen lateinamerikanischen Land lag.
Nachdem Plante seinen ersten „Verkauf“ mit dem angeblichen Kunden in Alberta getätigt hatte, übergab er Punko das ihm noch zustehende Geld und einen Teil des Profits.
Renaud arbeitete zwischenzeitlich mit einem weiteren Meth-Koch zusammen. Plante schlug vor, die Drogen in Alberta für 20.000 Dollar das Kilo zu verkaufen. Folgende Gewinne aus den Meth-Lieferungen wurden Punko übergegeben, der verriet, dass er das Bargeld im Haus seines Bruders in Burnaby verstecke.7 Mit weiteren 640 Litern konnte man nach Punkos Ansicht eine Million erwirtschaften. „Komm, wir ziehen das durch. Hier können wir Kohle machen. Wir dürfen nicht aufhören, sondern müssen uns konzentrieren.“
Am 21. Oktober 2004 führte Plante ein langes Gespräch mit Potts, der wieder mal knapp bei Kasse war. Potts meinte, er habe noch 740 Gramm Kokain zum Verkauf, und fügte hinzu, dass er unter 35 Dollar für das Gramm bezahlt hatte. Plante schlug vor, das Koks seinem Käufer in Alberta anzudrehen, wobei sich 2.000 Dollar verdienen ließen.
„Das würde erst mal helfen“, lautete Potts’ Antwort.
Das Gespräch drehte sich danach um Methamphetamin. Plante erzählte, dass Renaud im Moment eine neue Lieferung fertigstelle und 160 Liter Ephedrin zum Preis von 160.000 Dollar brauche, um mit der nächsten Ladung zu beginnen. Potts fragte Plante, ob er mit Renaud zusammenarbeite. „Ich investiere nur mein Geld“, sagte der lakonisch und prahlte mit den Gewinnen. Potts beklagte sich darüber, in den letzten acht Monaten nichts verdient zu haben. Er wollte weitere 80 Liter produzieren und bat Plante darum, das einzufädeln. Plante zeigte Verständnis, aber wies darauf hin, dass der Kontaktmann in Alberta auch pleite sei und sich demzufolge kein Meth leisten könne. Plante brauchte also Koks zum Verkauf, um etwas zu verdienen.
Eine Woche später holte sich Plante den Koksvorrat des Bikers ab und bezahlte ihm dafür 28.000 Dollar, die ihm von der RCMP zur Verfügung gestellt worden waren. Nur einen Tag später erklärte Potts, dass von diesem Geld nicht mehr viel übrig sei.
„Gibt es irgendwo Kohle, die ich mir für eine Woche pumpen kann?“, fragte Potts und gestand, dass er kein Geld für den Meth-Koch habe.
„Du wirst verdammt noch mal nicht verhungern, vertrau mir“, beruhigte ihn Plante.
„Ja, aber ich will meinen Beitrag begleichen“, antwortete Potts.
Plante schlug vor, dass Potts zuerst 60.000 Dollar bezahlen und den Rest dem Meth-Koch auf bestimmte Zeit schuldig bleiben solle.
Allerdings war Renaud zu der Zeit gar nicht in der Lage, eine weitere Lieferung Meth zu produzieren. Um Plantes Image als erfolgreicher Produzent zu wahren, machte die RCMP Plante den Vorschlag, eine Lieferung und den Verkauf an den Dealer in Alberta vorzutäuschen, um so den angeblichen Profit Potts in Raten zukommen zu lassen. Das Ziel der Cops lag immer noch in der Unterwanderung der East-End-Hells-Angels, wobei Potts eine nützliche Rolle spielen sollte. Plante traf sich mit Renaud und erklärte ihm, dass ein anderes Labor eine Ladung Meth für Potts koche, der lediglich 60.000 Dollar investiert hatte. Er fragte Renaud, welchen Gewinn er an Potts auszahlen solle. Der Koch erklärte ihm, dass man mit 80 Liter Ephedrin 12,5 Kilo Meth herstellen könne, womit der zu erwartenden Profit bei 21.000 Dollar liege. Er schlug jedoch vor, dass Plante vier Kilo für die Auslagen und das Geld, das ihm Potts schuldete, zurückhalten solle.
Plante informierte Potts darüber, dass er nach Alberta fahren und das Meth dort verticken werde. An Silvester 2004 bezahlte er Potts 20.000 Dollar, als Teilzahlung für den angeblichen Verkauf. Wenige Tage später überreichte er ihm den Rest – 66.000 Dollar.
Plante fühlte sich zunehmend frustriert, denn er hatte erkannt, dass Potts nicht über die finanziellen Möglichkeiten verfügte, um zu einem Drogendealer der oberen Liga aufzusteigen. Er musste eine andere Zielperson finden. Sein letztes Drogengeschäft mit Potts fand am 4. Januar 2005 statt, wobei er dem Biker die anteiligen 22.000 Dollar aus dem Meth-Deal übergab. Plante hatte von Potts die Nase gestrichen voll, da sich dessen Schmerzmittelabhängigkeit auf seine Konzentrationsfähigkeit auswirkte.
5 Azernoul wurde wegen Drogenhandels angeklagt, aufgrund der Intervention der Krone setzte man die Anklage jedoch aus.
6 Lisings Bruder wurde nie angeklagt.
7 Auch dafür wurde der Bruder niemals belangt.
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