Geliebte Dominica. Barbara Cartland

Geliebte Dominica - Barbara Cartland


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auf den jungen Mann etwas unternehmen, da er sich anscheinend nicht an die Einsamkeit gewöhnen kann. Wir beide wissen, wie schwer die langen Abende zu ertragen sind, wenn man mit niemandem reden kann und meilenweit reiten muß, um ein freundliches Gesicht zu sehen.“

      Obwohl Taylor ruhig und sachlich gesprochen hatte, fragte Lord Hawkston in scharfem Ton: „Was tut er? Trinken?“

      James Taylor nickte.

      „Und was noch?“ Als nicht gleich eine Antwort erfolgte, fuhr er beschwörend fort: „Ich will die Wahrheit wissen, James. Eine Verpackung in himmelblauem Seidenpapier taugt mir wenig.“

      „Na schön. Er hat sich mit einem Eingeborenenmädchen eingelassen und sich nicht an die Regeln gehalten.“

      Lord Hawkston versteifte sich sichtbar.

      „Auf welche Weise?“

      „Wir beide wissen, daß es für einen jungen Mann hier draußen durchaus üblich ist, sich eine Mätresse aus einem nahegelegenen Dorf oder einer Nachbarplantage zu nehmen.“

      Der Engländer nickte. Es war für einen Pflanzer lediglich nicht ratsam, sich mit einer seiner eigenen Arbeiterinnen einzulassen.

      „Einen Monat nach seiner Ankunft nahm sich Ihr Neffe ein ceylonesisches Mädchen zur Geliebten. Jetzt hat er sie hinausgeworfen und weigert sich, zu zahlen.“

      Lord Hawkston stand auf.

      „Es fällt mir schwer, das zu glauben.“

      „Trotzdem ist es wahr und hat, wie Sie sich wohl denken können, einiges Aufsehen erregt.“

      Lord Hawkston schwieg einen Augenblick, dann sagte er: „Ich möchte die Einzelheiten hören.“

      Eine Liebschaft zwischen einem weißen Pflanzer und einem Eingeborenenmädchen unterlag gewissen Regeln, die von beiden Seiten akzeptiert wurden. Gewöhnlich wurden die Bedingungen vom Vater des Mädchens ausgehandelt. Sie lebte in einem nahegelegenen Dorf, vielleicht sogar auf seinem Grund und Boden, aber nicht offen mit ihm zusammen. Und da diese Mädchen sehr schön, sanft und liebenswürdig waren, erlebte so mancher junge Mann eine glückliche Zeit mit ihnen. Die Ceylonesen hielten es für eine Ehre, wenn eine ihrer Landsmänninnen die Geliebte eines weißen Pflanzers wurde, und wenn er ihrer müde war, haftete kein Makel an ihr. Die Abfindung, die sie dann erhielt, erleichterte es ihr, unter ihren eigenen Leuten einen Mann zu finden. Die Trennung verlief im allgemeinen ohne Komplikationen, solange das Mädchen gerecht behandelt wurde.

      Daß Gerald so blöde gewesen sein sollte, gegen dieses ungeschriebene Gesetz zu verstoßen, lag außerhalb Lord Hawkstons Vorstellungskraft.

      James Taylor erklärte, was geschehen war. Gerald hatte gleich nach seiner Ankunft angefangen zu trinken. Da ihn der Betrieb auf der Plantage langweilte, hatte er alles dem Vormann überlassen. Stattdessen fuhr er nach Kandy, der nächstgelegenen Stadt, wo man ein gewisses Maß an Vergnügungen fand. Später schloß er sich den übel beleumundeten Pflanzern an, die ihr Leben in Colombo genossen und Plantage Plantage sein ließen.

      Diese kostspieligen Besuche fanden ein Ende, als sein Geld zur Neige ging, worauf ihm nichts anderes übrigblieb, als zu Hause zu sitzen und zu trinken. Seine einzige Gesellschaft war Seethan, eine junge Ceylonesin, die ihm von Anfang an gefallen hatte.

      „Wie ging es weiter?“ wollte Lord Hawkston wissen.

      „Vor etwa einem Monat, nachdem Gerald wieder einmal zu tief ins Glas geschaut hatte, soll es eine heftige Szene gegeben haben. Er beschuldigte das Mädchen, ihm einen Siegelring entwendet zu haben, der sich später, soviel ich weiß, unter einem Möbelstück wiederfand.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er verächtlich fort: „Gerald behauptete steif und fest, daß nur Seethan den Ring gestohlen haben könne, und das Mädchen geriet verständlicherweise vor Wut außer sich, weil sie sich keiner Schuld bewußt war.“

      Lord Hawkston konnte sich gut vorstellen, wie gekränkt das Mädchen gewesen sein mußte. Die auf den Plantagen arbeitenden Ceylonesen waren als überaus ehrlich bekannt, ihm selbst war in all den Jahren, die er hier lebte, nie auch nur der geringste Gegenstand abhanden gekommen.

      „Gerald warf Seethan aus dem Haus und weigerte sich, ihr das ihr zustehende Geld zu geben“, sagte Taylor. „Sie sei eine Diebin und hätte daher nichts zu beanspruchen.“

      Lord Hawkston sprang auf.

      „Dieser Narr!“ rief er. „Dieser verdammte Narr!“

      „Da kann ich Ihnen nur beipflichten“, sagte James Taylor. „Als mir die Geschichte zu Ohren kam, suchte ich ihn auf, nur war er leider nicht in der Verfassung, sich meine Vorwürfe anzuhören. Aber wenigstens entdeckte ich auf seinem Schreibtisch Ihr Telegramm, erfuhr so Ihren Ankunftstermin und eilte her, um Ihnen Bericht zu erstatten.“

      „Das war höchst anständig von Ihnen, James.“

      „Sie schrieben in Ihrem Telegramm, daß Sie und Emily am Freitag eintreffen würden“, fuhr Taylor fort. „Heißt das, daß Sie Gerald eine Ehefrau mitgebracht haben? Ich habe schon derartige Gerüchte gehört, und Sie wissen ja, wie schnell sich diese hier verbreiten.“

      „In meiner Begleitung befindet sich eine junge Frau, mit der sich Gerald vor seiner Abreise verlobte“, erklärte Lord Hawkston. „Unglücklicherweise mußte ich inzwischen feststellen, daß ihre Interessen anderswo liegen. Eine Hochzeit kommt daher nicht mehr in Frage.“

      James Taylor stieß einen leisen Pfiff aus.

      „Also noch mehr Probleme“, sagte er. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich das bedaure. Eine vernünftige Ehefrau hätte Gerald vielleicht wieder auf den rechten Weg bringen können. Mit ihrer Hilfe hätte er das Trinken einschränken und die Einsamkeit überwinden können, der er offensichtlich nicht gewachsen ist.“

      „Ich werde mich bemühen, eine Frau für ihn zu finden, aber das wird nicht Emily Ludgrove sein.“

      James Taylor warf einen Blick auf die Uhr.

      „Wenn ich den Morgenzug nach Kandy noch erreichen will, muß ich gehen“, sagte er. „Ich hielt es für meine Pflicht, Sie auf das vorzubereiten, was Sie erwartet. Hoffentlich wendet sich noch alles zum Guten. Wenn Sie Zeit haben, besuchen Sie mich, ich möchte Ihnen ein paar interessante Experimente zeigen.“

      „Sie wissen, daß ich nichts lieber tue“, entgegnete der Engländer. „Vielen Dank, daß Sie sich wieder einmal als guter Freund erwiesen haben.“

      „Ich wäre gern der Überbringer besserer Nachrichten gewesen“, bemerkte Taylor, „aber etwas anderes wird Sie mehr erfreuen. Der Tee-Export hat inzwischen eine Rekordhöhe erreicht. Meine Plantage blüht und gedeiht, und die Ihre wird es auch tun, wenn Sie sie wieder in die Hand nehmen. Sie werden gebraucht, Chilton.“

      „Führen Sie mich nicht in Versuchung“, rief der Lord. „Sie wissen, daß ich nirgends lieber bin als hier.“

      Taylor legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.

      „Darüber müssen wir später noch einmal sprechen.“

      Nachdem er seinen Freund zur Tür begleitet hatte, ließ sich Lord Hawkston seufzend in einen Sessel sinken. Zuerst mußte er sich mit Emily auseinandersetzen, dann konnte er sich immer noch überlegen, wie er Gerald die Sache beibringen sollte.

      Zwanzig Minuten später trat Emily Ludgrove in das Wohnzimmer, wo er auf sie wartete. Wie immer sah sie bezaubernd aus. Ihr nach der neuesten Mode geschnittenes Kleid, das sie vor der Abreise in London gekauft hatte, brachte ihre schlanke Gestalt perfekt zur Geltung, und die Farbe betonte das Blau ihrer Augen und ihr goldblondes Haar. Noch nie war ihm ihre Schönheit so zum Bewußtsein gekommen. Plötzlich hielt er es selbst für eine absurde Idee, sie auf einer einsamen Teeplantage einzusperren, wo kein männliches Auge außer dem ihres Gatten sie bewundern konnte.

      „Guten Morgen, Mylord“, sagte sie mit dem koketten Augenaufschlag, den sie für jeden Mann bereithielt, ob jung oder alt, der mit ihr allein war.

      „Guten


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