Gebet und Mantra. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
jene, die dieses lächelnde Vertrauen in sich haben, die nichts in Frage stellen, sich nicht fragen, ob sie es nun bekommen werden oder nicht, ob das Göttliche antworten wird oder nicht – die Frage kommt gar nicht auf, es ist etwas Selbstverständliches... „Was ich brauche, wird mir gegeben werden, wenn ich bete, werde ich eine Antwort erhalten, wenn ich in einer Schwierigkeit bin und um Hilfe bitte, so wird die Hilfe kommen – und sie wird nicht nur kommen, sie bringt auch alles in Ordnung.“ Wenn das Vertrauen da ist, spontan, treuherzig, ohne Wenn und Aber, dann arbeitet es besser als alles andere, und die Ergebnisse sind wunderbar. Mit den Widersprüchen und Zweifeln des Mentals verdirbt man alles, mit dieser Art von Vorgefühl, das sich einstellt, wenn man in Schwierigkeiten ist: „Oh, es ist unmöglich! Ich werde es niemals schaffen. Und wenn es schlimmer wird, wenn diese Lage, in der ich stecke und die ich nicht will, noch schlimmer wird, wenn ich immer tiefer rutsche, wenn, wenn, wenn, wenn...“ So ähnlich, und man baut eine Mauer zwischen sich und der Kraft, die man empfangen will. Das seelische Wesen hat dieses Vertrauen, es hat es auf wunderbare Weise, ohne einen Schatten, ohne ein Argument, ohne einen Widerspruch. Und wenn es so ist, dann gibt es nicht ein Gebet, das keine Antwort erhält, keine Aspiration, die nicht verwirklicht wird.
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Worte der Mutter
Ich fange an, innig und leidenschaftlich zu meditieren und zu beten, meine Aspiration ist intensiv und mein Gebet voll Ergebenheit. Und dann, nach einer gewissen Zeit – manchmal kürzer, manchmal länger –, wird die Aspiration mechanisch und das Gebet rein verbal. Was sollte ich tun?
Das ist kein Einzelfall, es ist überaus verbreitet. Ich habe das schon öfter gesagt – wenigstens nebenbei –, dass es mir so vorkommt, dass Menschen, die behaupten, jeden Tag stundenlang zu meditieren, und die ihren Tag im Gebet verbringen, das zu drei Vierteln der Zeit absolut mechanisch sein muss, dass es nämlich seine ganze Aufrichtigkeit verliert. Denn die menschliche Natur ist dafür nicht geschaffen, und das menschliche Mental ist nicht so angelegt.
Um sich zu konzentrieren und zu meditieren, muss man eine Übung machen, die ich ein „mentales Muskel-Bilden“ der Konzentration nennen könnte. Man muss wirklich eine Anstrengung machen – wie man zum Beispiel seine Muskeln anstrengt, um ein Gewicht zu heben –, wenn man will, dass die Konzentration aufrichtig und nicht künstlich sein soll.
Dasselbe ist es mit dem Antrieb im Gebet: Plötzlich ist eine Flamme entfacht, du fühlst einen enthusiastischen Élan, eine große Inbrunst, und drückst sie in Worten aus, die spontan sein müssen, um wahr zu sein. Das muss aus dem Herzen kommen, direkt, mit Feuer, ohne durch den Kopf zu gehen. Das ist ein Gebet. Wenn es nur Worte sind, die sich im Kopf ansammeln, ist es kein Gebet mehr. Nun, wenn du kein Öl mehr in die Flamme gießt, erlischt sie nach einer gewissen Zeit. Wenn du deinen Muskeln keine Zeit gibst, sich zu entspannen, wenn du die Bewegung nicht lockerst, verlieren die Muskeln die Fähigkeit, Spannungen zu ertragen. Es ist dann ganz natürlich und sogar unerlässlich, dass die Intensität der Bewegung nach einer gewissen Zeit nachlässt. Selbstverständlich kann jemand, der daran gewöhnt ist, Gewichte zu heben, das viel länger aushalten als jemand, der es noch nie gemacht hat. Es ist die gleiche Sache: Wer es gewohnt ist, sich zu konzentrieren, kann sich viel länger konzentrieren als jemand, der nicht daran gewöhnt ist. Doch für jeden kommt der Augenblick, wo man loslassen, sich entspannen muss, um wieder von neuem zu beginnen. Wenn daher die Bewegung mechanisch wird, sei es nun sofort oder nach Ablauf einiger Minuten oder einiger Stunden, bedeutet das, dass du dich entspannt hast und du nicht länger vorzugeben brauchst zu meditieren. Man tut dann besser etwas Nützliches.
Wenn du zum Beispiel nicht in der Lage bist, ein wenig zu üben, um die Wirkung der mentalen Spannung auszugleichen, kannst du lesen oder versuchen aufzuschreiben, was du erlebt hast, du kannst die Dinge ausdrücken. Das bewirkt eine Entspannung, die notwendige Entspannung. Doch die Dauer der Meditation hat nur eine relative Bedeutung. Ihre Länge ist einfach das Maß dafür, inwieweit du dich an diese Tätigkeit gewöhnt hast.
Das kann sich allerdings sehr steigern, aber es gibt immer eine Grenze, und ist diese Grenze erreicht, muss man aufhören, das ist alles. Das ist keine Unaufrichtigkeit, es ist Unfähigkeit. Unaufrichtig wird es erst, wenn du vorgibst zu meditieren, obwohl du nicht länger meditierst oder wenn du betest, so wie viele Menschen es tun, die in den Tempel oder in die Kirche gehen, den Feierlichkeiten beiwohnen und ihre Gebete wiederholen wie eine mehr oder weniger gut gelernte Lektion. Dann ist es weder ein Gebet noch eine Meditation, es ist nur ein Bekenntnis. Das ist nicht interessant.
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