Das Reisebuch Europa. Jochen Müssig
Auf der Rheinhalbinsel Namedyer Werth bei Andernach lässt sich ein faszinierendes Naturschauspiel bestaunen. Etwa alle zwei Stunden schießt dort der mit einer Höhe von 60 Metern größte Kaltwassergeysir der Erde aus dem Boden. Das Spektakel wird durch aus der Tiefe kommendes Kohlendioxid verursacht, das das Grundwasser nach oben steigen und sprudeln lässt. Im Geysir-Zentrum Andernach können die Besucher dem Phänomen auf den Grund gehen. www.geysir-andernach.de
Für Rhein-Urlauber, die per Schiff oder zu Fuß das Mittelrheintal erkunden, von der-Loreley
TRAUMSTRASSEN
Auf und Ab am Alpennordrand
Die Idee einer Alpenstraße durch die Berge Oberbayerns geht auf die 1920er-Jahre zurück, und bis 1939 war gut die Hälfte der Strecke fertiggestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Teilstücke in das bestehende Straßennetz zur Deutschen Alpenstraße integriert.
Idylle am Walchensee
Münchnern, die gerne in die Berge gehen, braucht man die Rotwand im Mangfallgebirge nicht vorzustellen. Der 1884 Meter hohe Berg gehört zu ihren Top-Wanderzielen. Ein Wirtschaftsweg verbindet die Hotelsiedlung am Spitzingsee mit dem Rotwandhaus. Das thront gerade mal eine Viertelstunde unterhalb des Gipfels auf einem Geländerücken und ist bei den Wanderern und Mountainbikern eine beliebte Einkehr. An sonnigen Wochenenden herrscht viel Betrieb in der Gaststube und auf der Terrasse. Da muss der eine oder die andere möglicherweise ein bisschen länger auf die Schwammerl mit Knödeln warten. Doch das tut der guten Laune keinen Abbruch, bei der herrlichen Aussicht bis zum Großglockner. Viel näher der breitmassige Rücken des Hinteren Sonnwendjochs. Und weit und breit kein Auto.
Ein großes Projekt
Es hätte leicht ganz anders kommen können. In den 1930er-Jahren nahm die Idee einer Deutschen Alpenstraße konkrete Formen an. Angestoßen wurde das ambitionierte Projekt ein paar Jahre zuvor von einem Dr. Knorz aus Prien am Chiemsee und vom Deutschen Touring-Club wurde es dann kräftig gefördert. Dem NS-Regime kam die Initiative zupass, ließ sich damit doch prächtig Werbung in eigener Sache machen. Und Straßenbau galt ohnehin als probates Mittel gegen die grassierende Arbeitslosigkeit.
Die Route sollte das schmucke Bodenseestädtchen Lindau mit Berchtesgaden verbinden; sogar eine Fortsetzung übers Steinerne Meer nach Saalfelden war angedacht. Seltsamerweise firmierte sie, obwohl längs der Alpennordflanke verlaufend, unter der ganz und gar irreführenden Bezeichnung »Alpenquerstraße«.
Das Wahrzeichen Berchtesgadens: der Watzmann.
Natur bewahren
Der Natur hätte das kaum gutgetan. Das ahnte wohl auch Jakob Häringer (in der Nachkriegszeit Bürgermeister von Grassau), der zunächst eine Straßenvariante von der Kampenwand über die Hochplatte favorisierte, später dann aber zur Einsicht kam, »dass unsere schöne Kampenwand als Berg erledigt ist, wenn eine Straße den Frieden , die Ruhe, die Schönheit stört. […] Jeder würde mit dem Auto fahren, das schöne Wild, die vielen Gemsen, alles wäre fort.«
Rund um die Rotwand (1884 m) gibt es noch etwas Frieden und Gämsen, ja sogar Murmeltiere. Die Rotwandhütte musste keinem Wellnesshotel weichen, ein Drehrestaurant auf dem Gipfel wurde nie gebaut. An der Rotwand röhren keine Motorräder, höchstens ein Hirsch röhrt während der Brunft. Die bayerische Alpenstraße blieb unvollendet. Nach dem Krieg wurde sie in Deutsche Alpenstraße umbenannt, die Teilstücke wurden mit dem bestehenden Straßennetz verbunden. An einen Weiterbau denkt heute niemand mehr; vielmehr setzt sich die Einsicht durch, dass Natur nicht erschlossen, sondern geschützt werden muss.
TOP
Das schmucke Städtchen am Bodensee ist Ausgangspunkt der Deutschen Alpenstraße. Sehenswert: der Hafen mit dem Leuchtturm und dem Bayerischen Löwen, die Altstadt mit dem historischen Rathaus, ihren stattlichen Bürgerhäusern und den eindrucksvollen Kirchen. www.lindau.de
Einer der ganz großen Hotspots des bayerischen Tourismus, das Werk des versponnen-unglücklichen Königs Ludwig II. Die täglichen Führungen dauern etwa eine halbe Stunde. Unbedingt zu empfehlen: Ticket rechtzeitig reservieren (geht auch online). www.neuschwanstein.de
Zu den schönsten Aussichtspunkten entlang der Deutschen Alpenstraße gehört der Herzogstand (1731 m). Die Seilbahn mit Talstation am Walchensee reduziert die Besteigung auf einen ausgedehnten Spaziergang auf komfortablem Weg (knapp 1 Std.).
Die liebste Badewanne der Münchner, an Wochenenden und in der Ferienzeit oft heillos überlaufen. Empfehlenswert: eine Rundfahrt auf dem See. Etwas ruhiger ist es am kleineren Nachbarn, dem Schliersee. www.tegernsee.de
Zweifellos der schönste Alpensee Bayerns, einem Fjord ähnlich, überragt vom Watzmann mit seiner monumentalen Ostwand. Ein Muss für alle Besucher: die Schifffahrt nach St. Bartholomä. Den schönsten Blick auf das Gewässer bietet die Archenkanzel (1346 m; Bergwanderung vom Ort Königssee, 3 Std.). www.koenigssee.de
Der Höchste – in Deutschland …
Unter den großen Alpenspitzen läuft sie nur unter ferner liefen: Aber mit genau 2962 Metern ist die Zugspitze Deutschlands höchster Berggipfel. Auf dem Dach der Republik befinden sich auch das höchstgelegene Haus, Postamt, Hotel, Restaurant und Skigebiet Deutschlands. Vor allem aber gibt es einen 360-Grad-Panoramablick,