Seewölfe Paket 14. Roy Palmer

Seewölfe Paket 14 - Roy Palmer


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gut, Donegal“, sagte Smoky. „Wir haben das auch wirklich nicht wörtlich genommen.“

      „Aber Tobruk müßten wir bald erreichen“, meinte Will Thorne. „Oder täusche ich mich?“

      „Nein, du liegst sogar goldrichtig“, entgegnete Ben Brighton und sah von den Karten auf. „Heute abend müßten wir dort eintreffen – vorausgesetzt, wir kriegen keine totale Flaute.“

      Das war denn doch nicht der Fall, und so gelangten die Seewölfe an diesem Abend gegen acht Uhr nach Tobruk und gingen ein bis zwei Meilen westlich von der Stadt in einer Bucht vor Anker, weil der Wind nun, da er sie gnädig noch bis hierher geschoben hatte, doch einzuschlafen drohte.

      Bald herrschte völlige Stille, aus dem Weitersegeln wurde vorläufig also nichts. Ben ordnete eine zweistündige Ankerwache an, die erste übernahm er selbst. Der zweite Turnus fiel Pete Ballie zu, und von Mitternacht bis zwei Uhr morgens – vier Glasen also – war es Smoky, der über die Sicherheit von Schiff und Mannschaft wachte.

      Er trat an die Steuerbordreling und legte die Hände darauf. Sein Blick wanderte zum Ufer, dessen Sand er in der Dunkelheit ganz schwach zu erkennen vermochte, dann wieder über die Bucht und zur offenen See. Wenn sich irgendwer anschleicht, dachte er, irgendein Küstenhai oder Wüstenteufel, dann ist es deine verdammte Pflicht, diesen Hurensohn früh genug zu sehen. Halte also die Augen offen, Freundchen, noch ist es still, aber die Nacht ist lang genug. Wenn was passiert, mußt du verhindern, daß wir alle abgemurkst werden.

      Und er war auf der Hut. Gegen ein Uhr glaubte er eine schwache Bewegung an Land wahrzunehmen, und sofort duckte er sich hinter das Schanzkleid und regte sich dann nicht mehr.

      Einige Zeit tat sich aber gar nichts mehr, und so begann sich Smoky allmählich zu fragen, ob seine Sinne ihm nicht vielleicht etwas vorgegaukelt hätten. Er hockte weiterhin auf seinem Posten hinter dem Schanzkleid, ohne sich zu rühren, doch seine Gedanken schweiften ein wenig ab, und er sinnierte darüber nach, wo jetzt wohl Hasards und Ferris Tukkers Gruppe sein mochten und wie es den Kameraden ergangen war.

      Plötzlich aber schreckte er auf.

      Da war nicht nur eine Regung, da waren jetzt auch Geräusche am Ufer, und zwar in den Klippen, die den Strand im Westen begrenzten. Mit einemmal flatterte ein ganzer Schwarm Strandvögel auf und strich zeternd ab.

      Verdammt, dachte er, das geht nicht mit rechten Dingen zu. Er tastete mit der einen Hand nach seinen Waffen, dann lauerte er wieder zu der Stelle hinüber, an der er schon vorher eine verdächtige Regung registriert hatte.

      Das Kreischen der Vögel entfernte sich in der Nacht, es trat wieder Stille ein. Smoky kauerte da und glich einer Skulptur, ein grimmiger Zug hatte sich in seine Mundwinkel gekerbt. Wer immer da am Ufer herumkroch und die Tiere aufgescheucht hatte – er würde schon noch herausfinden, was da los war.

      Wieder verstrichen einige Minuten, und es geschah nichts, aber Smoky ließ sich nicht beirren. Seine Ausdauer zahlte sich schließlich aus, denn unversehens huschten ein paar Schemen über den Strand und bewegten sich auf das Wasser zu. Sie schienen Djelabas zu tragen, die langen Übergewänder der Araber, die den Seewölfen inzwischen ja schon zur Genüge bekannt waren.

      Sie begannen, durchs Wasser zu waten, und jetzt gab es keinen Zweifel mehr an ihren Absichten, denn sie hielten genau auf die Sambuke zu.

      Na wartet, dachte Smoky. Er legte sich bäuchlings auf die Planken und robbte zu seinen schlafenden Kameraden.

      Ben Brighton drehte plötzlich ein wenig den Kopf, öffnete halb die Augen und erkannte den Decksältesten, der auf dem Deck herumkrebste, als habe er dort etwas verloren.

      „He, Smoky“, flüsterte er. „Was ist denn mit dir los? Fühlst du dich nicht wohl?“

      „Still“, raunte Smoky ihm zu. „Ganz ruhig bleiben.“ Er kroch in Bens Nähe, dann fuhr er noch etwas leiser fort: „Mir geht’s prächtig, aber das kann sich gleich ändern. Wir kriegen nämlich Besuch von den Muselmanen. Ich glaube nicht, daß die uns Geschenke bringen wollen.“

      „Wie viele sind es?“

      „Ich habe sieben gezählt.“

      „Sind sie bewaffnet?“

      „Bestimmt mit Messern und Säbeln.“

      „Na, dann wollen wir mal die anderen wecken“, murmelte Ben in seiner gewohnt ruhigen Art, wandte sich zu Old O’Flynn um, der neben ihm lag, und berührte ihn mit der Hand an der Schulter. Der Alte war sofort wach und lauschte schweigend dem, was Ben ihm mitzuteilen hatte.

      Dann alarmierte Old O’Flynn Pete Ballie, der sich seinerseits lautlos, nur durch Zeichen, mit Al Conroy verständigte. Smoky und Ben gaben unterdessen Sam Roskill, Bob Grey und Will Thorne Bescheid. Im Nu war die gesamte Gruppe einsatzbereit und kroch hinter das niedrige Schanzkleid, um die „Besucher“ gebührend zu empfangen.

      Hamed, Jussuf, Achmed, Fausi, Amra und Saied schwammen unter der Führung von Muley Salah durch das Wasser der Bucht auf die Sambuke zu. Ihre Messer hatten sie zwischen die Zähne geschoben, Ersatzdolche trugen sie in ihren Gurten. Nachdem sie unweit der schwachen Brandung ihre Kleidung bis auf kurze Hosen abgelegt hatten, konnten sie sich jetzt bewegen, ohne in irgendeiner Weise behindert zu werden. Bis auf Hamed waren sie alle gute Schwimmer.

      Hamed blieb ein wenig hinter seinen Kumpanen zurück, gab sich aber redlich Mühe, sich mit heftigen Arm- und Beinbewegungen über Wasser zu halten. Er arbeitete mit verbissener Miene, dachte daran, wie es war, wenn er etwas von dem Wasser schluckte und abzusinken begann, und fragte sich auch, ob die Haie bei Nacht wohl schliefen oder möglicherweise doch auf sie lauerten. Dann aber blieb keine Zeit mehr für weitere Überlegungen dieser Art, denn Muley Salah und die anderen hatten die Sambuke mittlerweile erreicht.

      Von der Stille an Bord des Zweimasters getäuscht, glaubte Muley, leichtes Spiel mit den verhaßten Giaurs zu haben. Daher beging er den Fehler, nur die eine Bordseite entern zu wollen, statt einen Teil seiner Männer auch auf die andere Seite zu schicken. Er war so überzeugt von dem Gelingen seines Vorhabens und davon, daß die Wache des Gegners fest schlief, daß er alle Vorsicht vergaß.

      Schon zog er sich als erster an der Bordwand der Sambuke hoch und schickte sich an, über das Schanzkleid an Deck zu klettern. Sehr schnell sollte er jedoch begreifen, wie sehr er sich geirrt und die Giaurs unterschätzt hatte. Als ihm aufging, was für ein Reinfall sein Unternehmen zu werden drohte, war es zum Umkehren jedoch bereits zu spät.

      Urplötzlich wurde es an Bord der Sambuke sehr lebendig. Da wuchsen die Gestalten wie Ungeheuer hinter dem Schanzkleid hoch, Gegenstände wurden angehoben, die sich dem entsetzten Muley als Musketen und Pistolen entpuppten – und dann schlugen die acht Christenhunde auch schon mit voller Wucht zu. Flüche wurden in einer Sprache ausgestoßen, die die Araber beim besten Willen nicht zu verstehen vermochten, und Muley Salah und seine Gefolgschaft ließen ihrerseits üble Verwünschungen vernehmen, die den Seewölfen bei aller Kenntnis, die sie mittlerweile von der arabischen Sprache hatten, nicht geläufig waren. Man begriff sich also gegenseitig nicht, aber die Kolben der Musketen und Pistolen vermittelten eine allzu deutliche Sprache, die keiner weiteren Erläuterungen bedurfte.

      Jussuf, Ahmed und Fausi purzelten gleich als erste ins Wasser, Amra und Saied folgten ihnen. Muley Salah versuchte mit aller Macht, sich zu halten und wenigstens einen seiner Feinde ins Jenseits zu befördern, doch auch daraus wurde nichts.

      Old O’Flynn stand jählings mit wüstem Grinsen vor ihm, knallte ihm den Kolben eines Tromblons auf den Kopf und schrie: „Hau ab, du Rübenschwein, oder ich dresche dir das ganze Kabelgarn raus, das in deinem Kopf steckt!“

      Muley wurde regelrecht von der Bordwand wegkatapultiert, und in seinem Schädel dröhnte es, als habe man damit gegen einen riesigen bronzenen Gong gehauen. Betäubt, schwer angeschlagen und keiner Gegenwehr mehr fähig, landete die ganze Bande im Wasser und ging unter.

      Hamed schwamm noch unter einigen Schwierigkeiten bis zum Schiff, konnte sich aber erst gar nicht festhalten. Schon donnerte Pete Ballie ihm die hölzerne Armstütze seiner Muskete auf den Kopf, und es war Hameds Glück, daß er


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