Seewölfe Paket 14. Roy Palmer

Seewölfe Paket 14 - Roy Palmer


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Viele Spanier kommen, gehen, sprechen viel. Hassan schnappt auf vieles Wörter.“

      „Als was arbeitest du denn?“ fragte Sam.

      „Laufbursche.“

      Sam hatte ihn längst losgelassen und hockte sich jetzt mit ihm auf die Steinstufe des Hauseinganges.

      „Aber in Spanien bist du noch nicht gewesen, was?“ fragte er. Zum Teufel, was ging ihn das überhaupt an?

      Hassan gab einen Seufzer von sich. „Bin selbst halbes Spanier, Senor. Doch Pech hat verfolgt Hassan von Anbeginn an. Du verstehst?“

      „Nein. Und ich habe auch keine Ahnung, was du eigentlich von mir willst, Hassan.“

      „Mein Padre ist verschollenes spanisches Seemensch.“

      „Seemann“, korrigierte Sam.

      „Ja, Seemann. Meine Mutter aus Benghasi. Bin ein Bastard, Senor.“

      „Das solltest du dir nicht zu Herzen nehmen, Junge. Außerdem kannst du mich Sam nennen, so heiße ich nämlich.“ Merkwürdig, er fand dieses Bürschchen richtig sympathisch, obwohl immer noch nicht feststand, wer es war und was er bezweckte.

      „Gracias, Ssämm“, sagte Hassan, wobei er den Namen übertrieben akzentuierte. Seine Miene wurde plötzlich traurig. „Meine Madre nach meine Geburt gleich tot, Amigo Ssämm.“

      „Sie war krank?“

      „Nein, nicht. Ganz gesund. Aber wurde sie von Leute totgeschlagen, mit Steine.“

      „Du meinst – sie wurde gesteinigt? Ist das dein Ernst?“

      „Volle, volle Ernst“, erwiderte Hassan leise. „Frau ist böse, wenn Bastard zur Welt bringt, darum muß sterben.“

      „Wer bestimmt das?“

      „Uluch Ali. Hat meine Madre totgemacht.“

      „Uluch Ali? Das gibt’s doch nicht.“

      „Ist alles wirklich wahr“, erklärte Hassan jedoch. „Uluch Ali ist böse wie Scheitan. Kaufmann hat mich aufgenommen zu sich, weil Mitleid gehabt. Du verstehst?“

      „Ja, mein Junge. Irgendwann hast du alles über deine Herkunft erfahren, nicht wahr?“

      „Ja.“

      Sam Roskill dachte: Und seitdem haßt du Uluch Ali.

      „Aber – dieser Uluch Ali ist doch der berüchtigte Pirat, nicht wahr?“ sagte er dann laut.

      Hassan nickte.

      Merkwürdig, dachte Sam, Hasard hat diesen Hurensohn doch damals getötet, als wir den armen Godefroy von Manteuffel von der Galeere befreiten. Oder hat der Kerl seinerzeit etwa überlebt? Herrgott, das kann nicht sein, er war doch von Cutlasshieben zersäbelt, und wir alle haben ihn blutend in der See davontreiben sehen.

      Hassan redete erregt weiter: „Ich dich gesehen habe mit altes Mann, das Holzbein hat, vorhin auf Basar. Dann du plötzlich weg sein, und ich aber altes Mann wieder neu gesehen.“

      „Ach so“, sagte Sam überrascht. „Jetzt begreife ich. Hassan, du Teufelskerl, du willst mir also helfen, meinen Kameraden Old Donegal Daniel O’Flynn wiederzufinden? Das ist nett von dir. Ich hätte wirklich nicht erwartet, daß es hier so freundliche Leute wie dich gibt. Wo in aller Welt steckt das alte Rauhbein denn?“

      „Bei Uluch Ali.“

      „Was? Ist das dein Ernst?“

      „Immer noch volle Ernst. Uluch Ali raus aus sein Palast, altes Donnerwetter gesehen und dann …“

      „Donegal“, berichtigte Sam.

      „Ja, Donnägäll. Wächter ihn gefaßt haben und dann gleich wieder ab, rein in Uluch Ali sein Haus und Tür zu.“

      Es war ein fürchterliches Kauderwelsch, aber Sam verstand genug und wußte jetzt Bescheid. Er zwang sich zur Ruhe, obwohl ihn diese Nachricht in Alarmstimmung versetzte. Old O’Flynn in Uluch Alis Gewalt! Was das bedeutete, lag auf der Hand, wie auch klar war, daß der Pirat den Alten gleich erkannt haben mußte.

      „Beschreibe mir den Palast von Uluch Ali, so gut du kannst“, sagte er zu Hassan. „Uluch Ali ist dein Feind, und meine Freunde und ich haben auch noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen. Deshalb tust du ein gutes Werk. Bist ein kluger Junge, Hassan, das werde ich dir nicht vergessen.“

      Hassan lief vor lauter Stolz unter seiner hellbraunen Gesichtsfarbe rot an. Dann legte er sich ins Zeug und schilderte Sam so gut wie möglich, wo der Palast des allmächtigen Beylerbeys Ali stand und wie er aussah.

      Sam blickte sich nach allen Seiten um, bis er davon überzeugt war, daß sie auch wirklich nicht belauscht wurden. Es wurde Zeit, daß er zur Sambuke zurückkehrte, darum wartete er nur noch ab, bis der Junge mit seinem Bericht am Ende angelangt war, griff dann in die Tasche, stand auf und drückte seinem Informanten zwei Perlen in die Hand.

      „Nein“, sagte Hassan entgeistert. „Kann das nicht annehmen.“

      „Du mußt es tun“, brummte Sam. „Stell dich nicht so an. Du hast uns einen unschätzbaren Dienst erwiesen, dafür sind zwei Perlen sogar noch ein geringes Entgelt. Nimm schon hin, steck die Dinger weg und laß sie dir nicht wieder abnehmen.“

      „Gracias, danke“, stammelte Hassan.

      „Vielleicht sehen wir uns noch wieder“, raunte Sam ihm zu. „Aber vorläufig ist es das beste, wenn du verschwindest, damit uns keiner zusammen sieht und Uluch Ali später etwas über unsere Unterredung erzählen kann, kapiert?“

      „Ja.“

      Sam strich ihm mit der Hand über das Kraushaar, dann ging er fort und drehte sich nicht mehr nach ihm um. Er rannte fast zum Hafen, suchte die Pier auf, an der die Sambuke vertäut lag, und unterrichtete Ben Brighton und die anderen über das, was er soeben vernommen hatte.

      „So ein Mist“, sagte Ben. „Es war wohl doch eine blöde Idee von mir, euch an Land zu schicken. Jetzt können wir sehen, wie wir Donegal da wieder heraushauen.“

      „Ich schlage vor, wir verschwinden hier erst einmal“, sagte Smoky. „Donegal wird seinen Mund zwar halten, wenn Uluch Ali, dieser alte Hurensohn, ihn vernimmt. Aber Uluch kann sich ja selbst genug zusammenreimen.“

      „Natürlich“, pflichtete Ben ihm bei. „Der weiß jetzt schon, daß sich Donegal nicht allein in Benghasi aufhält, und kann sich denken, daß er zu einer Schiffsbesatzung gehört.“

      „Folglich wird Ali nach dem Schiff suchen lassen, nach einem Pott, auf dem sich Engländer befinden“, sagte Pete Ballie.

      „Wir liegen hier wie auf dem Präsentierteller“, meinte nun auch Will Thorne.

      „Löst die Festmacher“, sagte Ben. „Wir laufen gleich aus und suchen uns nach Möglichkeit eine abgelegene Bucht, in der uns kein Mensch entdecken kann.“

      Gesagt, getan – sie legten ab und glitten an Bord ihres Zweimasters aus dem Hafen von Benghasi. Immer wieder warfen sie besorgte Blicke zu den Piers, doch da tauchten vorläufig keine Soldaten des Uluch Ali auf, und auch aus den Reihen der dicht an dicht liegenden Segler löste sich kein Fahrzeug, um sie zu verfolgen. Vorläufig blieb alles ruhig.

      Etwa zwei Meilen nördlich von Benghasi fanden sie die für ihre Zwecke geeignete Bucht und zögerten nicht, sie anzusteuern und dort vor Anker zu gehen. Inzwischen wehte es auch nicht mehr ganz so ruppig – jedenfalls nicht hier, im Schutz der Leeküste.

      „Die Frage ist jetzt nur, wie wir Donegal befreien können“, sagte Sam Roskill, der neben Ben auf dem Achterdeck stand.

      Al Conroy gesellte sich zu ihnen und sagte: „Hör mal, Sam, du und ich, wir sind doch dunkelhaarig und dunkeläugig.“

      „Da erzählst du mir ganz was Neues“, brummte Sam.

      „Wir sollten uns als Araber


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