Seewölfe - Piraten der Weltmeere 513. Fred McMason
eingebaute Koje wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Darunter fand sich das Skelett einer Ratte, die sich offenbar vor langer Zeit verirrt hatte, sonst nichts.
Moleta trommelte vor Wut mit den Fäusten an die Wände und trat mit dem Stiefel dagegen.
„Dieser trickreiche Hundesohn“, keuchte er. „Ich werde die Verstecke aus ihm herausprügeln, bis er sie winselnd preisgibt.“
„Der Korse wird nichts verraten, Moleta. Das ist ein ganz harter Knochen. Der läßt sich eher zu Tode foltern.“
„Ich will ihn ja nicht zu Tode foltern, das ist kein Kunststück. Er wird sprechen, das garantiere ich. Man kann einem Mann die größten Qualen bereiten, aber so, daß er selbst wünscht, endlich zur Hölle fahren zu können.“
„Sollen wir die Truhe mitnehmen?“
„Nein, die bleibt hier, sonst regen sich die Kerle nur unnötig auf, wenn sie die Klunker sehen. Wir holen sie später.“
Moleta blieb breitbeinig an Deck stehen und sah zum Strand hinüber, wo die anderen Schnapphähne reihum den Korsen umstanden, ihn lautstark verhöhnten, verfluchten und ihm eimerweise Seewasser ins Gesicht gossen. Einmal hob della Rocca schwach den Kopf.
„Na bitte, er ist wieder an Deck. Jetzt werden wir uns etwas näher mit ihm beschäftigen. Ab in die Jolle, wir nehmen uns den Zweimaster später noch einmal vor.“
Sie stiegen in die Jolle und pullten gleich darauf zum Strand hinüber. Moleta sprang hinaus. In seinem Gesicht hatten sich tiefe Linien eingegraben. Er befand sich in allerschlechtester Stimmung.
Die Kerle sahen ihm gespannt entgegen.
Oberhalb des Strandes, in der überhöhten Deckung, sahen die Seewölfe immer noch zu. Niemand hatte ihre Anwesenheit bemerkt. Die Schnapphähne waren so mit sich selbst beschäftigt, daß sie für ihre Umgebung keinen einzigen Blick übrig hatten. Selbst um die Toten hatten sie sich nicht mehr gekümmert. Ihre ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Korsen.
Der Seewolf lachte leise, als er einen Blick zur Schaluppe warf. Von dort war Krachen und Bersten zu hören. Zwei Kerle schlugen in grenzenloser Wut alles kurz und klein, erschienen immer wieder an Deck und verschwanden erneut nach unten.
„Die suchen jetzt die Perlentruhen“, sagte Hasard. „Jetzt werden sie nervös, weil sie sie nicht finden. Kunststück, sie sollten mal bei uns nachsehen, da würden sie staunen.“
Als die Jolle etwas später ablegte, meinte Dan, O’Flynn: „Jetzt geht’s dem Perlenhai an den Kragen. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Die werden jetzt alles aus ihm herausprügeln, was sie wissen wollen.“
„Sollen sie“, sagte Hasard. „Wir beschränken uns auf die Rolle der Zuschauer. Keiner von den Halunken ist es wert, daß wir auch nur einen Finger rühren oder etwas riskieren.“
Wortfetzen drangen zu ihnen herüber. Hin und wieder verstanden sie ganz deutlich, was gesprochen wurde. Weiter drüben begann eine recht üble Stimmung zu herrschen.
Mit einer Jolle erschienen weitere Kerle von der Dreimastgaleone „Bonifacio“. Hasard sah, daß nur noch zwei Ankerwachen auf der Galeone zurückblieben. Alle anderen zog es zu dem Baum, an den man den Korsen gefesselt hatte.
Den Seewölfen bot sich ein gespenstisches Bild. In der Bucht hielten sich jetzt mehr als zwanzig wilde und buntgekleidete Gestalten auf, Piraten, Schnapphähne, Halsabschneider, Galgenstricke und Buschräuber, denen die Gier in den unrasierten Visagen stand. Dazu kam der an den Baum gebundene Korse, und weiter vorn lagen fünf Tote im Sand.
Am Rum Point war wieder mal der Teufel los. Auf Grand Cayman hatten sich abermals vorübergehend Piraten eingenistet, aber das war nichts Neues, die Insel hatte schon eine berüchtigte Vergangenheit.
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