Seewölfe - Piraten der Weltmeere 416. Frank Moorfield

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 416 - Frank Moorfield


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sein. Sie konzentriert sich voll auf die ‚Caribian Queen‘, und damit hat sie zusammen mit dem Kreolen schon genug zu tun. Womöglich würde sie auf Hundegebell oder andere unerklärliche Vorgänge hier an Bord gar nicht eingehen. Oder aber, sie würde ihre Geiseln hemmungslos gegen uns ausspielen, wenn sie Grund zu der Annahme hätte, daß sich hier noch jemand aufhält.“

      „Shane hat recht“, sagte Stenmark. „Ich halte dieses Weib ebenfalls für zu gerissen und für zu mißtrauisch, als daß es sofort in eine Falle geht. Gleich, ob die Queen im Sinne von Ferris reagiert oder nicht – auf jeden Fall wird sie, weil ihre Aufmerksamkeit erregt ist, die ‚Isabella‘ scharf im Auge behalten, womit sich unsere Möglichkeiten wiederum verringern.“

      Big Old Shane nickte. „Von dieser Überlegung bin ich ebenfalls ausgegangen. Das Überraschungsmoment ist für uns besonders wichtig und für das Leben der Geiseln sogar entscheidend. Wir dürfen es um keinen Preis verspielen. Die Black Queen hält unser Schiff zur Zeit für geräumt und unbemannt, und diesen Glauben müssen wir ihr unbedingt lassen.“

      „Das sehe ich ein“, sagte Ferris. „Wer hat weitere Vorschläge? Irgend etwas müssen wir schließlich tun, und zwar bald.“

      Der rothaarige Mann, dessen Kreuz so breit wie ein Rahsegel war, hob vorsichtig den Kopf und spähte zu dem Zweidecker hinüber. Doch dort bot sich immer noch das gleiche Bild. Die Queen und der Kreole hielten sich an Deck auf, und wann immer es ihr gefiel, beschimpfte die Piratin die Geiseln oder die Männer im Laderaum mit unflätigen Verwünschungen.

      „Eine völlig risikolose Möglichkeit gibt es nicht“, sagte Big Old Shane nach kurzem Nachdenken. „Aber wie wär’s damit: Wir warten zunächst einmal ab, ob beide wachbleiben oder einer die Wache übernimmt. Tritt der letztere Fall ein – und das nehme ich an, weil sie irgendwann ja beide mal ausruhen müssen –, dann sollten wir hinüberschwimmen, das Schiff entern und den einen Wachgänger überwältigen. Dabei ist natürlich wichtig, daß wir möglichst lautlos vorgehen, um den jeweiligen Schläfer nicht vorzeitig auf den Plan zu rufen. Ist der Wächter überwältigt, kommt der Schlafende dran. Während sich einige von uns darum kümmern, müssen die anderen so rasch wie möglich Hasard und Siri-Tong befreien, um der Queen sämtliche Trümpfe zu nehmen. Wenn sie uns mit keiner Geisel mehr erpressen kann, haben wir sie in der Hand.“

      Die Männer nickten zustimmend, und Matt Davies schlug Shane anerkennend auf die Schulter.

      „Das ist ein ausgezeichneter Vorschlag“, sagte er. „Genauso sollten wir vorgehen. O Lord, das gibt ein Fest, wenn wir dieses Teufelsweib erst mal am Wickel haben.“

      „Wirklich eine hervorragende Idee, Shane“, lobte auch Ferris Tucker. „Ich muß zugeben, daß dieser Vorschlag bessere Erfolgsaussichten hat und vor allem mit weniger Risiken verbunden ist. Bestimmt wird es gut sein, wenn wir uns dabei wiederum in zwei Gruppen aufteilen, dann jedoch Hand in Hand arbeiten.“

      „Na schön“, sagte Shane. „Dann werden wir zunächst weiter auf Beobachtungsposten bleiben. Hoffentlich geht unser Wunsch in Erfüllung und es bleibt nur eine Wache zurück.“

      „Was tun wir, wenn beide wachbleiben?“ fragte Matt Davies. „So aufgekratzt wie das Weib dort drüben rumhüpft, denkt es vorerst nicht an Schlaf, und ihr Handlanger darf wohl nur pennen, wenn Madam es erlaubt.“

      „Zunächst können wir nur abwarten“, erwiderte Big Old Shane. „Vielleicht haben wir ein bißchen Glück, und es entscheidet sich innerhalb der nächsten halben Stunde, was die beiden tun. Sollten sie jedoch wirklich beide wachbleiben, was ich nicht annehme, dann schlagen wir am besten gegen drei Uhr morgens zu, denn das ist die Stunde, in der das Schlafbedürfnis am größten ist und die Aufmerksamkeit am meisten nachläßt.“

      Damit waren alle einverstanden.

      Sam Roskill allerdings dachte über weitere Möglichkeiten nach.

      „Man müßte einen Weg finden, das Piratenweib ordentlich zu ermüden“, sagte er.

      „Wie willst du das anstellen?“ fragte Matt Davies, während die anderen grinsten.

      Sam rieb sich die Bartstoppeln am Kinn. „Leg’ mal die Stirn in Falten und denke darüber nach.“

      Jetzt grinste auch Matt Davies von einem Ohr zum anderen.

      „Du bist ein ganz schön durchtriebener Bursche“, sagte er und hob drohend den Zeigefinger. „Aber das schlag dir ruhig aus dem Kopf. Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß sich die beiden eine Rumbuddel holen und sich einen hinter die Binde kippen. Das käme unseren Absichten mit Sicherheit sehr entgegen.“

      Ferris Tucker nickte zustimmend. „Wie ich den dicken Kreolen einschätze, wird der bald in der Kombüse herumkramen, weil ihm der Magen knurrt. Dabei wird er zwangsläufig auf einige Rumvorräte stoßen. Na, mal sehen.“

      Während es sich die Arwenacks hinter dem Schanzkleid der Kuhl einigermaßen bequem machten, um den weiteren Verlauf der Dinge abzuwarten, ließen sie den Zweidecker keine Sekunde aus den Augen.

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