Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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grinste. „Nichts Besonderes. Nur, daß er uns alle herzlich grüßen läßt und auf ein gemeinsames gesundes und glückliches Wiedersehen hofft.“

      Sie alle standen beieinander und lauschten Smokys Worten. Die Zwillinge schnitten allerdings etwas mürrische Mienen. Sie waren enttäuscht, daß sie bei dem Potosi-Unternehmen nicht dabeisein konnten. Aber wer war das nicht? Araua ging es ebenso, und auch Jan Ranse und die Männer der „San Lorenzo“ waren alles andere als begeistert, daß sie nun so lange warten mußten.

      Ja – etwas traurig waren sie schon, denn die Kameraden fehlten ihnen. Dann mußten sie aber doch grinsen. Der Anlaß dafür war Smokys Äußerung.

      „Übrigens, von Ed soll ich auch was ausrichten“, sagte er und grinste von einem Ohr zum anderen.

      „Was denn?“ fragte Ferris sofort. „Was kann der uns schon wünschen?“

      „Einen herzlichen Gruß zunächst mal“, sagte Smoky fröhlich. „Und dann hat er sogar was für uns gedichtet, unser guter alter Profos. Ist das nicht rührend?“

      Big Old Shanes Augen verengten sich ein wenig. „Was denn? Ein Gedicht? Für uns? Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?“

      „Du traust dem Braten nicht, was?“ fragte Ben und mußte lachen.

      „Ich hab’ meine Gründe“, brummte Shane.

      „Also“, sagte Roger aufmunternd zu Smoky. „Nun mal los. Wie lautet denn das Verslein?“

      Smoky räusperte sich, dann legte er los: „Lebt wohl, ihr alten Affenärsche, ihr Rübenschweine und ihr Hirsche! Wir zieh’n jetzt los nach Potosi, vergeßt nicht euren Carberry!“

      „He!“ rief Batuti von der Kuhl zum Achterdeck. „Habe ich das richtig verstanden? Affenürsche?“

      „Ja“, erwiderte Smoky, und er grinste immer noch.

      „Das haut dem Faß den Boden aus“, sagte Shane. Was anderes fiel ihm nicht ein.

      „Affenürsche ist ein starkes Stück“, sagte nun auch Ben.

      „Und Potosi“, sagte Ferris. „Das heißt doch gar nicht so. Das heißt Potosi.“

      „Er hat aber Potosi gesagt“, erklärte Smoky.

      „Potosi – wieso?“ fragte Bob Grey. „Das kapier’ ich nicht.“

      „Das hat was mit Pott zu tun“, sagte Al Conroy.

      „Quatsch“, entgegnete Luke Morgan. „Hör doch auf. Ich glaube, Carberry ist es ganz egal, ob er Potosi oder Potosi sagt.“

      „Paddy scheint anders darüber zu denken“, meinte Sam Roskill. „Seht mal, er ist schwer beschäftigt.“

      Verstohlen blickten sie zu Paddy Rogers, bei dem der Groschen bekanntlich nicht ganz so schnell fiel wie bei den anderen. Manchmal fiel er überhaupt nicht, der Groschen. So wie jetzt – und nicht einmal Jack Finnegan, sein bester Freund, konnte Paddy auf die Sprünge helfen.

      Jack war selbst einigermaßen erstaunt und sann darüber nach, was es mit dem Profosspruch auf sich haben könnte.

      „Affenürsche!“ stieß Paddy plötzlich etwas heiser hervor. Auf seiner Stirn hatten sich schwere Denkfalten gebildet. „Was ist das denn?“

      Die Männer lachten. Smoky schaute zu Paddy und sagte: „Na, dann will ich dich aufklären. Das muß sich doch auf Hirsche reimen, klar?“

      „Was denn?“

      „Na, das mit den Ürschen.“

      „Den Affenürschen?“

      „Richtig“, erwiderte Smoky „Leuchtet dir das nicht ein?“

      „Nein.“

      „Paß mal auf“, erklärte Jack. „Sag mal Hirsche und Ürsche, dann fällt dir doch sicher was auf.“

      „Ich sage Hirsche und Ärsche, das ist das gleiche“, sagte Paddy störrisch. „Das ist sogar richtig, oder?“

      „Nicht, was den Reim betrifft“, versuchte Smoky ihm auseinanderzusetzen. „Ärsche reimt sich höchstens auf Bärsche.“

      „Stimmt nicht“, sagte Jeff Bowie. „Es heißt Barsche und nicht Bärsche.“

      „Was? Hab’ ich doch auch gesagt!“ stieß Smoky hervor.

      „Nein! Und Barsche hat mit Ärsche nichts gemeinsam“, sagte der Kutscher, der sich nun ebenfalls zu ihnen gesellt hatte.

      Paddy kratzte sich verzweifelt am Kopf, er war jetzt völlig verstört.

      „Das mit den Affenürschen“, sagte er. „Das kann er doch nicht einfach machen.“

      „Wer?“ rief Pete Ballie aufgebracht.

      „Na, der Profos“, sagte Paddy bestürzt.

      „Der macht, was er will!“ brüllte Pete. „Und ich hab’ keine Lust, mich mit Ürschen und Hirschen ’rumzuschlagen!“

      „Paddy“, sagte der Kutscher und legte ihm dabei sogar mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Nun hör mal gut zu. Man nennt das dichterische Freiheit. Ein Dichter darf auch zu einer Rah Baum sagen, wenn die Verse es so erfordern.“

      „Was? Nein!“

      „Es ist aber so, und man muß es ihm nun mal durchgehen lassen.“

      „Wem?“ brüllte Pete. „Dem Profos? Unerhört!“

      Blacky trat zu dem Rudergänger und sagte: „Nun halt aber mal die Luft an, Mister Ballie. Du brauchst dich hier nicht gleich aufzuregen, wenn es um solche Kleinigkeiten geht, nicht wahr?“

      Pete sah ihn verdutzt an. „Wer regt sich denn auf?“

      „Eins ist jedenfalls sicher“, sagte der Kutscher zusammenfassend. „Unser verehrter Profos ist ein großer Dichter und Poet. Vielleicht wird er mal berühmt.“

      „Jetzt versteh’ ich die Welt nicht mehr“, sagte Paddy und zog dabei ein Gesicht, als wolle er mit Mac Pellew, der mit der Miene eines Totengräbers neben ihn getreten war, in Tränen ausbrechen. „Plötzlich sind die Affenärsche zu Affenürschen geworden – das geht doch nicht!“

      „Alles Unsinn!“ rief Bob Grey plötzlich. „Ürsche reimt sich höchstens auf Hürsche, hat das noch keiner bemerkt?“

      „Ich hab’s gleich begriffen“, erwiderte Hasard junior grinsend.

      „Und Potosi reimt sich auch nicht auf Carberry“, fügte Philip junior hinzu.

      „Das ist dichterische Freiheit!“ brüllte Pete Ballie.

      „Hört jetzt endlich auf!“ schrie Blacky. „Ich habe die Schnauze voll. Merkt ihr nicht, daß ihr spinnt?“

      Batuti blickte ihn an und entblößte seine perlweißen Zähne. „Du spinnst wohl nicht, was? Wenn wir schon spinnen, dann spinnen wir alle zusammen.“

      „Soll ich den Spruch noch mal wiederholen?“ fragte Smoky mit treuherziger Miene.

      „Nein!“ schrie Luke Morgan. „Schluß! Das hält keiner mehr aus!“

      Auch auf dem Achterdeck herrschte Frohsinn.

      „Sieh mal an“, sagte Ben lachend. „Ed ist wirklich ein Mann, den man so leicht nicht vergißt. Er sorgt auch dann noch für Heiterkeit, wenn er nicht an Bord ist und ihn alle vermissen.“

      „Wer vermißt ihn denn?“ fragte Shane.

      „Ohne ihn wird’s langweilig“, sagte Ferris. „Warte mal ab.“

      „Wir haben aber noch zu tun“, sagte Ben. „Wir werden hier nicht nur rumstehen und Däumchen drehen. Wir haben noch eine Aufgabe, oder habt ihr das schon vergessen?“


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