Seewölfe - Piraten der Weltmeere 487. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 487 - Roy Palmer


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damit, als Sieger aus einem Kampf hervorzugehen. Daß das nicht selbstverständlich war, hatten sie jetzt am eigenen Leibe erfahren müssen.

      Schuld war Doolin. Er hätte die Gefahr von vornherein richtig einschätzen müssen. Statt dessen hatte er zum Gefecht aufgerufen.

      Der Hund! dachte Murdock. Alle waren wütend auf den Kapitän. Was hatte er vor? Wollte er sie etwa verheizen?

      Rattigan hustete wie verrückt. „Sauerei!“ keuchte er. „Das war ein Fehler! Pest noch mal!“

      „Was war denn ein Fehler?“ wollte Bristol von ihm wissen.

      Rattigan drehte sich zu ihm um und gewahrte beide Kumpane im Halbdunkel des niedrigen Schiffsraumes.

      „Das mit dem Gefecht“, entgegnete er und hustete noch ein paarmal. „Drei gegen einen, das konnte nicht gutgehen!“

      „Wir hätten nicht kämpfen dürfen“, brummte Murdock. „So verlockend das Gold und das andere Zeug auch sind, wir hätten die Finger davon lassen sollen.“

      Dort, wo ihrer Meinung nach das gesunkene spanische Schatzschiff lag, hatten sie einen schwarzen Kasten mit einer goldenen Statue, eine Goldkette, eine goldene Schlange, Silberketten und eine Kiste mit Smaragden an Bord ihrer Piraten-Galeone gehievt. Daß sie genau den Platz gefunden hatten, an dem die Schlangen-Insel versunken war, konnten die Kerle nicht wissen.

      Der Seewolf und dessen Kameraden vom Bund der Korsaren hatten Doolin und seiner Bande die Fundsachen wieder abgenommen. Sie wurden im Meer versenkt – die Ruhe der Toten sollte nicht gestört werden. Hasard und seine Freunde waren dies den Kameraden schuldig, die jetzt in Gottes tiefem Keller lagen. Nichts durfte die Würde der Verstorbenen verletzen.

      Aber One-Eye-Doolin gab sich nicht geschlagen. Er hatte schon einiges einstecken müssen. Trotzdem sann er nach wie vor auf Rache und Vergeltung.

      „Augenblick mal“, sagte Bristol. „Wir sind doch genauso scharf auf das Gold wie Doolin.“

      „Mann“, erwiderte Murdock. „Es geht darum, rechtzeitig den Hals einzuziehen, wenn’s brenzlig wird.“

      „Du hast wohl Schiß?“ fragte Bristol.

      Rattigan hustete wild. „Das hat doch mit Schiß nichts zu tun!“ rief er keuchend.

      Harper Murdock blickte zu Bristol auf. Er hatte die Wade des anderen soeben verbunden, hielt sie aber noch mit beiden Händen fest. Murdocks Augen verengten sich. „Noch keiner hat mich ungestraft einen Feigling genannt.“

      Bristol steckte zurück. „So war das nicht gemeint.“

      „Wie denn?“

      „Bist du ganz sicher, daß wir den Hundesöhnen nicht mehr beikommen können?“ fragte Bristol. Mit den „Hundesöhnen“ meinte er natürlich den Gegner. „Es muß doch eine Möglichkeit geben, sie zu packen.“

      „Nicht, solange sie zu dritt sind“, widersprach Murdock. Er hielt die Wade des anderen immer noch fest. Seiner Miene nach zu urteilen, hätte er sie in diesem Moment am liebsten kräftig zusammengepreßt.

      „Also“, sagte Bristol, und ihm brach ein bißchen der Schweiß aus. „Wir hatten doch eigentlich vor, uns den Killigrew zu schnappen. Jetzt haben wir ihn vor der Nase und sollen verzichten?“

      „Da sieht man mal wieder, wie blöd du bist, Bristol“, sagte Murdock. „Doolin hat sich verrechnet. Er glaubte, mit Killigrew leichtes Spiel zu haben. Auch das schwarzhaarige Teufelsweib hat er falsch eingeschätzt. Das sind keine Idioten, sondern ganz ausgekochte Galgenstricke. Und perfekte Kämpfer obendrein.“

      „Natürlich“, pflichtete Rattigan ihm bei. „Wer die anfaßt, verbrennt sich die Finger.“

      „Schon“, murmelte Bristol. „Ihr habt ja recht.“

      „Und du nimmst zurück, was du eben gesagt hast?“ fragte Murdock lauernd.

      „Ja, klar.“

      Murdock ließ Bristols Wade los und richtete sich auf.

      „Zum Beispiel diese Feuerkometen“, brummte er. „Kann mir mal einer erklären, was das für ein Satanszeug ist?“

      „Pfeile“, erwiderte Rattigan. Wieder mußte er husten. „Brandpfeile.“

      „Wie können Brandpfeile explodieren?“ fragte Murdock.

      „Keine Ahnung“, sagte Rattigan. „Aber sie fliegen einfach in die Luft, du hast es ja gesehen. Ich finde, das geht nicht mit rechten Dingen zu.“

      „Hör auf“, sagte der Bootsmann. „Das ist doch Quatsch. Es müssen Pfeile mit Pulver sein.“

      „Wo soll denn da das Pulver stecken?“ erkundigte sich Bristol mit verständnisloser Miene.

      Harper Murdock zuckte mit den Schultern. „Ich bin kein Hellseher. Aber ich schätze, daß diese Hurensöhne das Pulver irgendwie in den Schäften unterbringen. Vielleicht haben sie die Schäfte ausgehöhlt. Weiß der Henker, was für Teufeleien sie sonst noch auf Lager haben. Nee, ich hab’ die Schnauze voll von ihnen.“

      „Ich auch“, sagte Rattigan, dann mußte er wieder husten.

      Bristol war sich noch nicht ganz schlüssig. Allmählich sah aber auch er ein, daß die beiden Kumpane wirklich recht hatten. Gewiß, der Anreiz, den die in der See liegenden Schätze boten, war groß. Aber keiner wollte deswegen über den Jordan gehen. Und genau das war die Gefahr: Versuchte die Doolin-Bande wieder, im Meer zu „fischen“, dann würden die Feinde sie dieses Mal zusammenschießen.

      Rattigan würgte und hustete. Es wollte jetzt nicht mehr aufhören.

      Murdock ging zu ihm hinüber und fragte: „Willst du nicht endlich was gegen deinen verfluchten Husten tun?“

      „Was denn?“ fragte Rattigan. „Rum wär’ mir am liebsten.“

      „Wo krieg’ ich jetzt Rum her?“ brummte der Bootsmann. „Ohne Doolins Genehmigung gibt es nicht die winzigste Ration, das weißt du. Und Doolin ist stinksauer. Den kann ich jetzt nicht ansprechen.“

      Rattigan stieß ein bellendes Husten aus. Sein Brustkasten schien zerspringen zu wollen.

      „Schon gut!“ japste er. „Kümmert euch nicht um mich!“

      Harper Murdock und Bristol kehrten an Oberdeck zurück. Dort gab es jede Menge Arbeit. Die Schäden mußten behoben, die Lecks abgedichtet, das Rigg ausgebessert werden. Jede Hand wurde gebraucht – und keiner durfte fehlen.

      Scheiß drauf, dachte Rattigan. Er hatte sich im dicken schwarzen Rauch, der immer noch über Deck zog, davongestohlen. Der Rauch schien nicht mehr aus seinen Lungen weichen zu wollen. Er mußte etwas gegen dieses fürchterliche Husten tun – und One-Eye-Doolin konnte ihm den Buckel herunterrutschen.

      Vorsichtig erhob sich Rattigan von seiner Koje und blickte sich um. Das Logis war leer, es lag sonst kein anderer Kerl in einer der Kojen. Rattigan war also ungestört. Sollte Doolin ihn ruhig suchen, das war ihm jetzt egal!

      Rattigan verließ das Mannschaftslogis. Aufmerksam hielt er immer wieder nach allen Seiten Ausschau. Keiner der Kumpane ließ sich sehen. Alle waren oben beschäftigt. Gut so, dachte Rattigan.

      Er preßte eine Hand vor den Mund und unterdrückte das verräterische Husten. Lange schaffte er es nicht. Ein neuer Anfall schüttelte ihn. Aber er hustete hinter vorgehaltenen Händen. So laut, wie es ihm selbst erschien, war es in Wirklichkeit gar nicht. Jedenfalls hörte es an Oberdeck tatsächlich niemand.

      Und vorläufig fragte sich keiner, wo Rattigan abblieb. Doolin hatte noch nicht registriert, daß ein Kerl fehlte. Harper Murdock und Bristol rechneten damit, daß sich Rattigan tüchtig aushustete und dann wieder zum Dienst erschien.

      Von wegen, sagte sich Rattigan im stillen. Zum Teufel mit der Seefahrt! Er drang bis zum Vorratsraum vor. Der Kerl, der auf der „Scorpion“ als Koch und Proviantmeister amtierte, war natürlich auch oben und kippte tüchtig Seewasser in


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