Seewölfe - Piraten der Weltmeere 472. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 472 - Fred McMason


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an die Luken vollzustopfen.

      Wenn das erledigt war, dann wollten sie sich die „Inseln des Teufels“, wie die Bermudas genannt wurden, einmal in aller Ruhe ansehen.

      Jetzt war aber erst einmal der fette Bastard an der Reihe, dem sie soviel Ärger zu verdanken hatten, und der augenblicklich eine recht klägliche und jammervolle Figur abgab.

      Außer Don Juan kannte keiner den feisten Kerl persönlich. Sie hatten nur über Arne von Manteuffel über ihn erfahren und über Don Juan, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Gouverneurs-Bastard vor ein Gericht in Spanien zu bringen, um seine Machenschaften aufzudecken.

      Jetzt braucht er nicht mehr nach Spanien, überlegte Hasard. Er war sich auch noch nicht darüber im klaren, wie er mit dem Halunken verfahren sollte. Er hätte diesen Kerl gern an die Rah geknüpft, aber das war ihm zu billig.

      Kalt betrachtete er den Wabbelpudding in seiner kostbaren Kleidung, die jetzt allerdings ziemlich lädiert war, seit er mit dem Seewolf aneinandergeraten war.

      Dieser geldgierige Hundesohn hatte dem Bund der Korsaren ganz erheblich zugesetzt. Zuletzt durch den Angriff auf die Schlangen-Insel, ohne daß er wußte, daß diese Insel untergegangen war und nicht mehr existierte. Eine ganze Flotte hatte er dafür ausgerüstet.

      Shane hielt den Kerl immer noch fest. Hin und wieder quiekte der Dicke wie ein überfressenes Ferkel, wenn der Exschmied etwas fester zupackte. Dann verzog sich sein wabbeliges Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse, die Tränensäcke hingen ihm bis über die Wangen.

      Aber Don Antonio erschrak fast zu Tode, als er seinen Bezwinger jetzt näher in Augenschein nahm. Vorher hatte er ihn kaum sehen können, denn da war es in der Achterkammer reichlich turbulent zugegangen. Ihm hatte der Schädel von den vielen Maulschellen gedröhnt, und Tränen waren aus seinen Augen geflossen.

      Er riß den Mund auf, doch er brachte vor Schreck und Staunen keinen einzigen Ton heraus.

      Dieser Mann ist doch Arne von Manteuffel, überlegte er wie betäubt. Jener deutsche Kaufherr, dem er es in seiner „großen Güte“ gestattet hatte, eine Faktorei in Havanna zu eröffnen. Natürlich hatte der deutsche Kaufherr dafür kräftig bezahlen müssen, aber das war jetzt Nebensache, darüber dachte Don Antonio auch nicht weiter nach. Er konnte die Leute ohnehin nicht alle zählen, die ihn schmieren mußten, um eine Genehmigung zu erhalten.

      Er würgte an einem dicken Kloß, während er weiter zu dem Mann stierte.

      Nein, er war es offensichtlich doch nicht. Der deutsche Kaufherr war etwas jünger und hatte blonde Haare. Aber dieser Kerl hier hatte eine geradezu verblüffende und unwahrscheinliche Ähnlichkeit mit ihm.

      Aber er war schwarzhaarig und wirkte älter. Das mochte an seinen silbergrauen Schläfenhaaren liegen. Und eine verwegen aussehende Narbe hatte er auch im Gesicht. Das war ja sehr merkwürdig, daß sich zwei Menschen so ähnelten.

      Don Antonio klappte endlich die Futterluke zu. Er war immer noch total verwirrt und hatte nicht die geringste Ahnung, was die Kerle von ihm wollten. Dieser schwarzhaarige Riese hatte ihm auch zwei Säcke mit erlesenen Perlen abgenommen, die ein Vermögen wert waren. Jetzt lagen die beiden Säcke unbeachtet auf den Planken.

      Hasard musterte Don Antonio seinerseits kalt und geringschätzig.

      Er wußte sehr genau, was im Schädel dieses dicken unangenehmen Kerls ablief. Der rätselte erst einmal herum, weil er mit der Ähnlichkeit nicht fertig wurde. Die Verblüffung war ihm deutlich anzusehen. Immer wieder scheint er mich mit Arne zu vergleichen, dachte Hasard innerlich belustigt.

      Das war natürlich ebenfalls ein Grund, den ehrenwerten Gouverneur weder nach Spanien noch nach Havanna zurückkehren zu lassen, sonst geriet Arne in ernsthafte Gefahr.

      Hasard ging einmal halb um ihn herum und musterte ihn dabei aus eisigen Augen. Der Dicke fing an zu schwitzen, und ihm wurde unbehaglich zumute. Er versuchte so etwas wie ein Froschgrinsen, doch das scheiterte jämmerlich, denn er sah eher so aus, als würde er jetzt zu greinen beginnen.

      Hasard taxierte ihn als widerliche fette, aufgeblasene Ratte. Ein Schmierlappen war das, der zuviel Macht in den Händen hatte und sie kräftig mißbrauchte.

      Er mußte den Dicken noch ein wenig verunsichern und einschüchtern.

      „Sie werden sich damit abfinden müssen, daß ich Sie an die Rah hängen lasse“, sagte er kühl und unbeteiligt. „Aber bevor das soweit ist, unterhalten wir uns noch.“

      Zwei Augen über mächtigen Tränensäcken starrten ihn furchtsam an. Das Doppelkinn wabbelte, in den wäßrigen Augen standen Schlieren, das fette Mündchen zuckte.

      Ein widerlicher teigiger, fetter und aufgeschwemmter Drecksack, dachte Hasard wieder, ein Halunke, dem hinterhältige Gemeinheit in die Fettpolster seiner Schwammvisage eingeprägt war.

      „Was habe ich Ihnen getan?“ greinte der Dicke, der jetzt abgeschlafft in Shanes hartem Griff hing. „Ich bin doch nur ein armer, unbescholtener Bürger aus Havanna.“

      „Tragen alle armen Bürger aus Havanna Säcke voller Perlen mit sich herum?“ fragte Shane voller Spott.

      „Die – die Perlen gehören mir nicht“, jammerte Don Antonio.

      „Das stimmt“, sagte Hasard kalt. „Jetzt jedenfalls nicht mehr.“

      Er sah, daß der Dicke wieder zitterte, weil er verunsichert war. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie von ihm wollten, und warum diese Kerle die Absicht hatten, ihn aufzuknüpfen.

      Sie ließen ihn auch weiter im Ungewissen. Sollte der Kerl erst einmal Blut und Wasser schwitzen, dann wollte Hasard sich ihn noch einmal vorknöpfen. Mit Sicherheit würde der Mann dann weichgekocht sein und alles erzählen.

      Er warf noch einen bezeichnenden Blick zur Großmarsrah, wobei er kalt lächelte.

      „Bringt den Kerl in sein Quartier“, sagte Hasard. „Wenn ich ihn noch länger ansehen muß, wird mir schlecht.“

      „Ich hätte gern eine Kammer für mich allein“, sagte der Dicke leise, „ich möchte in Ruhe nachdenken können.“

      Shane starrte verblüfft Smoky an, als hätte er sich verhört. „Der ehrenwerte Señor wünscht eine Kammer für sich allein? Das läßt sich einrichten, glaube ich.“

      Die beiden grinsten sich an, dann lockerte Shane den eisenharten Griff ein wenig. Er packte den rechten Arm des Dicken, Smoky den linken.

      Als sie über den Niedergang abenterten, schwitzte der Dicke noch mehr. Er keuchte leise und wollte sich umsehen. Doch er kriegte nur noch einen schnellen Blick aus den Augenwinkeln mit.

      Schluckend gewahrte er um sich herum kalte und harte Gesichter, Augen, die ihn verächtlich musterten, als hätte er die Pest. Und er sah auch ein paar Indianerinnen, die an Deck standen.

      Heilige Mutter Maria, fragte er sich voller Angst und Beklemmung, was hatte das nur alles zu bedeuten?

      Dort lagen die aufgebrummten Schiffe, da wurden Männer in Jollen abgeborgen, wie man ihn auch abgeborgen hatte, und weiter hinten gischtete Brandung auf.

      Er war schon so gut wie auf dem Weg nach Spanien, und jetzt war plötzlich alles anders geworden. Er war Gefangener auf einem fremden Schiff bei hartgesichtigen Kerlen, er war seine Perlen los, und man wollte ihn auch noch hängen. Dann war da dieser Kerl, der wie Arne von Manteuffel aussah. Das war ziemlich viel auf einmal.

      Don Antonio spürte, wie sich sein Herzschlag ganz enorm beschleunigte, wie ihm übel wurde und fast die Luft wegblieb vor Aufregung.

      Halb besinnungslos vor Angst schleppten die beiden Kerle ihn weiter nach vorn. Bevor er in einem Gang verschwand, wandte er noch einmal den fetten Hals, um einen letzten Blick zu erhaschen.

      Er sah auf dem Achterdeck hochaufgerichtet die schlanke Gestalt des schwarzhaarigen Mannes, der keinen Blick mehr für ihn hatte.

      Die letzten paar Yards wackelte er nur noch und wäre gestürzt, wenn ihn die Männer nicht gehalten


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